Fast alles, so kommt mir vor, geht in
Wellen. Dinge kommen, Dinge gehen und kommen wieder; Sachen beginnen, Sachen
enden und Neues beginnt. Etwas wird mehr, dann wieder weniger und dann wieder
mehr. Es wird hell, dann wieder dunkel, dann wieder hell, und so weiter.
Das gilt aber nicht nur für Dinge, die
wir im Aussen beobachten, sondern auch für innere Prozesse – nach guten Zeiten
folgen Krisen, die wiederum von guten Zeiten abgelöst werden. Und auch wenn wir
von Schwingungen sprechen, von Licht, von Musik, dann sind das nichts anderes
als Wellen. Auch bestehen unsere Aura oder unsere Seele – dies zumindest meine
Vermutung – aus Wellen.
Grund genug, mehr über Wellen zu
erfahren und von ihnen zu lernen. Ich beschloss deshalb, zwei Wochen entlang
der Westküste Irlands zu wandern und dabei Wellen zu beobachten. Hier möchte
ich einige meiner Beobachtungen und die Parallelen zu anderen Lebensprozessen (jeweils kursiv) schildern.
Wellen. Alle Fotos:
Jakob
Damit eine Welle entsteht, muss ein
bewegliches Medium und eine äussere Kraft vorhanden sein. Diese äussere Kraft
braucht zusätzlich einen „Angriffspunkt“. Wäre die Oberfläche komplett glatt,
könnte die Kraft nirgends wirken und eine Welle käme nicht zustande.
Die
äussere Kraft lässt sich mit der Absicht des Universums oder mit einer
göttlichen Kraft vergleichen. Die Angriffsflächen sind unsere Wunden oder
Ungleichgewichte, mit denen wir auf die Welt kommen – ohne diese könnten wir
uns also gar nicht bewegen oder entwickeln. Dabei müssen wir immer beweglich
oder flexibel bleiben, damit diese Kräfte uns auch verändern können.
Eine grössere Welle entsteht durch das
Einwirken des Windes auf eine kleinere Welle. Die kleine Welle gibt dem Wind gewissermassen
die Fläche, wo er wirken kann.
Das
Zulassen unseres Weges, unserer Eigenart als Welle, lässt uns weiter wachsen.
Je mehr wir also wachsen, desto mehr können wir wachsen.
Zwei verschiedene Wellen bauen sich nur
dann zu einer grösseren zusammen, wenn sie die gleiche Frequenz haben, das
heisst, an der gleichen Stelle auf und ab gehen. In der Regel gehen zwei
verschiedene Wellen übereinander ohne sich zu beeinflussen. Wenn zum Beispiel
eine Welle senkrecht auf eine andere stösst, so gehen sie übereinander und
danach weiter, als sei nichts geschehen.
Damit
aus einer Beziehung mehr Tiefe oder etwas Neues entsteht, braucht es eine Resonanz,
eine gleiche Schwingung. Besteht diese nicht, dann leben wir aneinander vorbei
und es passiert nichts.
Wellen werden an Hindernissen reflektiert.
Meistens verhalten sich dann die Originalwelle und die reflektierte Welle wie
unabhängige Wellen. Manchmal haben sie aber genau die gleiche Frequenz und
Richtung, und addieren sich dann stellenweise in grössere Wellen.
Wie
wir auf Hindernisse, Grenzen oder andere Menschen „stossen“, wirkt auf uns
zurück. Was dabei herauskommt hängt von uns (von unserer Welle) aber auch von
der Beschaffenheit des Anderen ab.
Die Wellen kommen selbst in Wellen; nach
einigen grossen Wellen folgen einige kleine. Dieses Phänomen wird wiederum von
den Gezeiten überlagert – ebenfalls Wellen. Die Wellen ihrerseits sind aus
vielen kleineren Wellen aufgebaut, welche wiederum aus noch kleineren bestehen.
Jede Welle besteht also aus Wellen und ist Teil einer noch grösseren Welle. Welches
nun die Hauptwelle ist, ist Ansichtssache.
Jeder
Mensch besteht aus Teilen und ist wiederum Teil von etwas Grösserem.
Wellen werden grösser, wenn sie in die
Enge getrieben werden. Durch kleine Spalten getrieben, entsteht auf der anderen
Seite eine neue, kreisförmige Welle. Das gleiche lässt sich zum Beispiel am
Ende einer Halbinsel beobachten.
Hindernisse
helfen uns wachsen und verändern uns. Oft wird dabei das Alte von etwas ganz
Neuem abgelöst.
Es ist vor allem an der Küste, das
heisst an einer Grenze zwischen zwei Dingen, wo die Wellen am meisten
beeindrucken: Je nach Art der Küste wachsen die Wellen und überschlagen sich,
gefolgt von einem Chaos oder sie prallen gegen Felsen und spritzen in die Luft.
Wenn
wir uns in Grenzsituationen begeben, entstehen die interessantesten
Situationen, die tiefsten Erkenntnisse oder die beeindruckendste Ausprägung
unseres Lebens. Wir wachsen an
unseren Grenzen am meisten.
Je nach Medium wirken Wellen anders und
bewegen sich in anderen Geschwindigkeiten. So wandert eine Welle im Wasser
anders als im Schaum, auch wenn beide vom gleichen Wind angetrieben werden.
Jeder
Mensch hat eine andere Schwingung. Wenn wir uns verändern, dann verändern wir
auch unsere Schwingung und damit auch, wie wir in Bezug zu unserer Umgebung
stehen.
Wellen von Meerschaum,
vom Wind an Land geweht.
Die Beschaffenheit einer Welle
beeinflusst wiederum, wie sie andere Wellen (z.B. Licht) reflektiert.
Je
nachdem wie wir uns entwickeln, wirken wir anders auf unsere Umgebung. Auch
verändern wir unsere ganze Umgebung, indem wir sie eben anders bescheinen beziehungsweise
das Andere anders reflektieren.
Wellen verursachen bei ganz anderen
Dingen ebenfalls Wellen. Wellen ermöglichen also andere Wellen.
Lassen
wir uns von der Absicht des Universums oder von der göttlichen Kraft treiben,
dann unterstützen wir die Entwicklung aller Lebewesen, denen wir begegnen.
Wellenförmiger weisser
Schaum auf den Wellen des Meeres.
Wenn man genau hinschaut, geht alles in
Wellen. Wellen findet man überall, auch auf dem Land: Die Bäche fliessen in
Wellen oder die Hügel sind wellenförmig.
Wir
müssen also aufpassen, dass wir Trends (es geht immer aufwärts oder immer
abwärts) nicht mit Wellen verwechseln (es geht hinauf und hinab). Oft denken
wir, etwas sei ein Trend, weil wir nicht lange genug hinsehen. Würden wir die Angelegenheit
länger beobachten, dann würden wir sehen, dass es wahrscheinlich Wellen sind.
Das heisst, dass der Trend einmal in eine andere Richtung gehen wird. Und je
nachdem ob wir Trends oder Wellen beobachten sind natürlich unsere
Entscheidungen ganz andere!
Wellen inspirieren andere Wellen.
Beobachten
andere Menschen uns, dann motiviert dies sie, sich ebenfalls von der Absicht
des Universums treiben zu lassen.
Wellenförmige Anordnung
von Steinen eines Künstlers.