Mittwoch, 31. Oktober 2018

Geschichten werden Erkenntnisse

Die auf den ersten Blick mühsamen und zermürbenden Geschichten des Alltages können oft sehr viele Erkenntnisse mit sich bringen. Der Schamane ist offen für diese, sucht jeweils den roten Faden und findet dann, manchmal mit etwas Detektivarbeit, den Sinn der Geschichte. Hier in ein Beispiel, welches mir in den letzten Tagen geschehen ist. In Klammern habe ich bereits Stichworte zum roten Faden aufgeführt, die ich dann nach der Geschichte zusammenfüge.
 
«Ich muss geschäftlich nach Brüssel. Bereits auf der Hinfahrt fahren die Züge (Züge verkehren auf Netzwerken und stellen Verbindungen dar) wegen verspäteter Ankunft bereits zu spät in Basel ab – ich ahne Probleme. In Frankfurt Flughafen, wo ich umsteigen sollte, erkenne zum Glück gerade rechtzeitig, dass auf dem Nachbargleis der Zug nach Brüssel ausfällt – in meinem Zug wurde aber nichts dergleichen gesagt (wichtige Verbindung wird unterbrochen, fehlende Information). Kurzentschlossen, steige ich in den gleichen Zug wieder ein, fahre bis Köln (unterwegs wird, um offenbar Zeit zu sparen, der Halt in Bonn Siegburg ausgelassen, ein Träger der Verbindung fällt weg). Unterwegs sieht man die Spuren eines Brandes vor ein paar Wochen (äussere Einwirkung stört Verbindung). Auf einer Autobahnüberquerung hält der Zug an und ich beobachte einen Unfall, welcher schnell zu einem Stau führt (gestörte Verbindung wegen einem Problem in der Verbindung selbst). In Köln erreiche ich den Zug nach Brüssel, welcher die Strecke Frankfurt – Köln ausgelassen hat, allerdings kommen wir viel zu spät in Brüssel an, weil eine Umleitung gefahren werden muss (direkte Verbindung wird unterbrochen). Am Dienstag gehe ich zu Fuss zu ständigem Sirenengeheul, wo nicht markierte Autos plötzlich mit Sirenen zu rasen beginnen, zum Sitzungslokal – irgendetwas ist los, aber was? (Polizei als Symbol für die Träger eines hierarchischen Systems, die Hierarchie ist getarnt, ist zuerst unsichtbar und erscheint dann plötzlich). Die Sitzung ist dann fast eine Erholung, obwohl sehr kontrovers diskutiert wird und ich das Gespräch moderieren muss. Ein wichtiges Thema sind Güterwagen aus Schweden, die nicht mehr nach Deutschland verkehren dürfen und umgekehrt (Verbindungen werden gekappt). Auf dem Weg zurück zum Bahnhof gerate ich zuerst in eine Demonstration gegen die Investitionen einer Bank mit viel Polizei, Fernsehen und sehr vielen Leuten (Protest gegen Hierarchien, die Hierarchie kontrolliert den Protest). Dann einige Strassen später ist alles gesperrt (Verbindung gekappt), ich muss trotzdem irgendwie durch und werde dabei fast von einem Polizeiauto überfahren (Hierarchie versucht zu verhindern, dass ich die Verbindung trotzdem lebe). Am Bahnhof erfahre ich, dass der Zug nur bis Köln (statt Frankfurt, Verbindung gekappt) fährt – die Zugsbegleitung findet, ich solle dann in Köln einfach den nächsten Zug nach Frankfurt nehmen. Die App der DB zeigt aber, dass an diesem Tag gar keine direkten Züge von Köln nach Frankfurt fahren, man müsse zuerst mit der S-Bahn ein Stück fahren und dort einen anderen Zug nehmen (Fehlinformation der Zugbegleitung, im weiteren Verlauf sehe ich immer wieder, dass die Angaben auf der App nicht mit der realen Situation übereinstimmen, weitere Fehlinformation). Der Zugsbegleiter bestätigt, sagt aber wir würden diese Verbindung nicht erreichen, da der Zug wegen eines Kabeldiebstahls (Verbindung durch einen „Parasiten“ gekappt) wieder eine Umleitung fahren müsse. In Köln sehe ich einen Zug, der nach Frankfurt Flughafen fährt. In der Unterführung steht, dass dieser 20 Minuten verspätet abfahre, er fährt dann aber trotzdem rechtzeitig (Fehlinformation, Lüge der Leitstelle, die Leitstelle ist symbolisch für Hierarchien). Mittlerweile hat sich ein Belgier mir angeschlossen, der noch mehr aufgeschmissen ist als ich, weil er kein Deutsch kann. Sein Reiseziel ist eine Weiterbildung zur Blockchain (ein IT System, welches als ehrliche Verbindung angepriesen wird). Zudem erzählt er mir ausführlich über die gestörten Verbindungen zwischen dem französisch- und flämischsprachigen Teil von Belgien. In Frankfurt Flughafen ist alles verspätet mit vielen Zugsausfällen (Verbindung gekappt), ich beschliesse es mit einer S-Bahn nach Frankfurt Hbf zu versuchen, es hat aber erst Informationen zu den Zügen, wenn man im Regionalbahnhof selbst angekommen ist (unvollständige, schlecht platzierte Information). Dort sehe ich, dass mehr als die Hälfte der S-Bahnen ausfallen (gekappte Verbindungen), aber dann fährt doch irgendwann eine. Ich finde das Hotel zuerst nicht, weil die Strasse durch eine Häuserzeile unterbrochen ist (gekappte Verbindung). Am Tag darauf beginnt zwar alles gut, der Zug wird aber in Mannheim aufgehalten. Die Polizei kommt in den Zug und führt drei Passagiere in meinem Abteil weg (Hierarchie greift ein, Verbindung gestört). Der Zug hat nun Verspätung. In Freiburg wird der Zug nochmals aufgehalten weil ein Regionalzug zuerst fahren gelassen wird – der verspätete Eurocity Frankfurt – Milano muss deshalb einem Regionalzug hinterherfahren (Fehlentscheid der Leitstelle – eine Hierarchie greift wieder ein und stört die Verbindung). Darauf angesprochen findet der Kondukteur: „Es verstehe keiner mehr was hier abgeht“. Schliesslich werde ich noch von Schweizer Zöllner kontrolliert – was mir sonst eigentlich im Zug nie passiert (Hierarchie greift in die Verbindung ein). Aber alles in allem komme ich doch zuhause an. Tags darauf bekomme ich einen Anruf von einer Imkerin, die fragt, auf welcher Linie des Kraftortsystems Windisch ihr Bienenhaus wohl liege. Ich schaue nach – es ist die Linie der Wahrheit und Ehrlichkeit. Ihre Bienenkolonie ist wie so viele anderen gestört, sie erzählt, dass die Ursachen werden zwar der Varroa Milbe (Parasit) zugeschrieben, aber es ist alles andere als sicher, ob dies der wirkliche Grund ist. Ich vermute: Vielleicht ist die Verbindung der Bienen untereinander gestört, vielleicht funktioniert ihr Netzwerk nicht mehr. Als ich die Reise nach Brüssel meinem Vorgesetzten erzähle, findet dieser, dass ich viel weniger Stress hätte, falls ich das Ziel aufgeben würde, rechtzeitig anzukommen und die Dinge so nehmen würde, wie sie halt sind.»
 
In meinen Augen geht es hier um einen Konflikt zwischen Hierarchien und Netzwerken. Netzwerke zeigen die Verbundenheit auf, es fliesst Information oder Liebe, in Hierarchien wird hingegen alles von einem zentralen Machzentrum aus gesteuert. In diesem Sinne unterstützen Netzwerke eher den Weg zur Liebe, Hierarchien unterbinden sie. In dieser Geschichte werden Netzwerk durch die Hierarchie gestört. Dies geschieht mit Fehlinformationen (Lügen), Parasiten oder etwa mit den Trägern der Hierarchie als solche, wie zum Beispiel mit der Polizei. Die Hierarchie kämpft hier um ihre Vorherrschaft und verpestet das Netzwerk. Das Netzwerk funktioniert dann nicht mehr – im Gegenteil, es kann sogar Schaden anrichten. Das Netzwerk wird in der Folge zum Werkzeug der Hierarchie.
 
Dies ist nicht nur in dieser Geschichte so, es ist ein Phänomen unserer Gesellschaft als Ganzes. In der Politik werden Netzwerke mit Lügen vollgestopft um hierarchische Systeme zu stärken. Ein hierarchisches System, wie zum Beispiel die Trump Organisation, verpestet Netzwerke, wie Facebook und Twitter mit Fehlinformationen, welche unter anderem dazu führen, dass die USA gespalten wird und dabei viele Verbindungen der Menschen untereinander gekappt werden. Es werden dabei die genau gleichen Mechanismen verwendet, welche ich in der Geschichte erlebt habe: Lügen, falsche Prioritäten, gekappte Verbindungen oder auch das Fördern von Parasiten, welche das Netzwerk angreifen (z.B. den Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh).
 
Die Geschichte hat mir aber gleich auch einen Lösungsansatz geliefert: Einerseits geht es um Wahrheit und Ehrlichkeit und andererseits um Ziele. Ich interpretiere dies so: Die Hierarchie kann meine Netzwerke nicht mehr stören, wenn ich meine Ziele aufgebe. Dies sind einerseits die konkreten, kleinen Ziele des Alltages, wie rechtzeitig nach Hause zu kommen aber auch ein übergeordnetes Ziel, wie «Ankommen». Weiter gelange ich in ehrliche Netzwerke, indem ich selbst möglichst ehrlich bin. Wahrscheinlich ist es sogar so: Bin ich ehrlich, gehe der Wahrheit nach und habe keine Ziele, gelange ich am ehesten in ehrliche Netzwerke, in denen dann die Liebe fliessen kann. Die Erkenntnis also: In guten Netzwerken ist man ehrlich und hat keine Ziele.

 



Hierarchie versus Netzwerk (Quelle: https://practice-blog.gis-ag.info)

Kleine Anmerkung: In meinem Buch «Das schamanische Buch der Seele» habe ich übrigens das Netzwerkkonzept der Seele näher beschrieben. Das Thema Barrieren im Fluss der Liebe ist wiederum im «Das schamanische Buch der Liebe» erläutert.

Donnerstag, 9. August 2018

Das schamanische Buch der Liebe

Das schamanische Buch der Liebe ist erschienen!

Es ist an der Zeit, die Liebe zu befreien. Von Liebe wird zwar überall gesprochen, und unsere Sehnsucht danach ist riesig, doch wird der Fluss der Liebe oftmals unterbrochen. Hinter fast jedem Thema, jedem Konflikt, jedem Problem steckt ein Mangel an Liebe oder ein Hindernis, das eine liebevolle Verbindung stört. Auch unsere Gesellschaft fördert eher Abspaltung und Trennung als eine Zusammenkommen.

Wir können es jedoch schaffen, wieder zueinander zu finden. Der Weg beginnt bei uns selbst, in unserem Inneren. Finden wir mit schamanischen Methoden unsere eigenen Barrieren, ist Akzeptanz, Wertschätzung und mutige Betrachtung der Weg zur Überwindung.

Rumi, ein Sufi-Poet, hat es so gesehen: "Deine Aufgabe ist es nicht, nach Liebe zu suchen, sondern lediglich alle Barrieren in dir selbst zu finden, die du gegen sie aufgebaut hast." Dieses Buch zeigt, wie man diese Barrieren im Fluss der Liebe mit schamanischen Methoden überwindet. Gelingt dies, verlassen wir die Isolation und gelangen in die Verbundenheit - nicht nur als Paar, sondern in allen für uns wichtigen Beziehungen.

Das Buch ist eine praxisorientierte Anleitung für ein erfüllteres Miteinander in allen Lebensbereichen.





Das schamanische Buch der Liebe

Techniken und Übungen für mehr Verbundenheit im Miteinander
Oertli, Jakob

1. Auflage 2018
272 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag

ISBN: 978-3-485-02942-1
20,00 EUR* D / 20,60 EUR* A / 26,90 CHF* (UVP)
Preis eBook: 14,99 EUR




Mittwoch, 9. Mai 2018

Freier Wille: Ja oder Nein?

Haben wir einen freien Willen oder nicht? Dieser Frage bin ich in letzter Zeit immer wieder begegnet (Dank u.a. an Lea und Jörg). Für die Philosophie des Schamanismus ist sie kritisch: Ohne freien Willen ist es nicht möglich, Entscheidungen aus freien Stücken zu fällen, somit können diese auch nicht mit dem Herzen gefällt werden. Ohne den freien Willen entfällt deshalb die Hauptmotivation des Schamanen.
 
Obwohl der Schamane den freien Willen für seine Philosophie benötigt, gibt es viele Anzeichen dafür, dass es diesen gar nicht gibt. Die Beobachtung ist diese: Alles, was geschieht hat einen Grund, die Dinge sind also kausal miteinander verknüpft. Immer wenn wir etwas tun oder etwas geschieht, so verursacht dies weitere Dinge und umgekehrt sind diese wiederum von anderen Ereignissen verursacht. Was wir als Entscheidungen mit dem freien Willen empfinden, sind demnach nichts anderes als chemische und biologische Prozesse im Gehirn und Nervensystem, welche aufgrund von Inputs unserer Sinnesorgane entstehen. In anderen Worten haben wir also nur den Eindruck, dass wir frei entscheiden können, dies ist in Tat und Wahrheit nicht wirklich der Fall. Wahrscheinlich haben wir diesen Eindruck, weil die Menschheit deshalb einen Selektionsvorteil hatte. Auch die moderne Physik sieht keinen Raum für einen freien Willen – keine der Formeln aus der Relativitätstheorie oder Quantentheorie hat ein Element des freien Willens. Fazit: Alle Dinge geschehen, weil sie einen Grund haben. Nichts kann frei entschieden werden. Diese Betrachtung der Welt wird oft „Determinismus“ genannt.
 
Ist also auch der Eindruck, dass wir einen eigenen Weg des Herzens haben nichts anderes als eine Illusion? Ich weiss nicht, ob wir überhaupt in der Lage sind, zu entscheiden, ob wir einen freien Willen haben oder nicht, aber ich möchte als Diskussionsbeitrag zeigen, dass freier Wille und Kausalität nicht Gegensätze sein müssen, sondern Qualitäten, sie sich ergänzen. Danach bestünde jedes Ereignis aus einer Komponente „freier Wille“ und einem Teil „Kausalität“ beziehungsweise „Determinismus“.
 
Gut lässt sich dies mit einem Koordinatensystem erklären, welches ein Feld aufbaut (siehe Darstellung unten). Dabei würde eine Achse die Kausalität oder Determinismus darstellen, die andere den freien Willen. Jedes Ereignis besteht nun aus einem Teil Kausalität und einem Teil freier Wille. (In einer mathematischen Analogie, wäre jedes Ereignis ein Vektor mit zwei Komponenten). Diese Komponenten sind je nach Ereignis verschieden gross. Wenn etwa ein Gegenstand auf den Boden fällt, so ist wahrscheinlich Kausalität das wichtigste Element (der Gegenstand wird von der Erdanziehungskraft angezogen – ein schöner kausaler Zusammenhang). Hingegen ist eine Entscheidung mit dem Herzen und entgegen aller Logik sich in den Fluss zu begeben, eine die ein grosses Element „freier Wille“ hat und wohl nur wenig „Kausalität“.
 
Ob man nun glaubt, es gäbe einen freien Willen oder man denkt es gäbe ihn nicht, hängt davon ab, wie wir die Dinge in diesem Koordinatensystem oder Feld sehen. Stellt man etwa ein Weltbild auf in dem man sich nur auf der Achse Kausalität bewegt, dann erkennt man in der Tat den freien Willen nicht – dann sieht alles nach Kausalität aus. Man erkennt die andere Komponente dann gar nicht. Auf der anderen Seite, kann man genauso gut ein Weltbild aufbauen, in dem es fast nur den freien Willen gibt und nur wenig Kausalität. Die Diskussion um die Frage des freien Willens wäre demnach eine Frage der Blickrichtung, welche man in diesem System einnimmt. Erkennt man, dass dies mit einem Koordinatensystem dargestellt werden kann, so sind der freie Wille und die Kausalität gleichzeitig möglich.
 
Beginnt man jedoch so zu denken, dann stellt sich sofort die Frage, was die Achsen in der umgekehrten Richtung wohl darstellen. Was ist dann das Gegenteil von Kausalität und was das vom freien Willen? Eine Idee: Das Gegenteil von Kausalität ist das spontane, zufällige Entstehen von Dingen. Es sind also Ereignisse, die keinen Grund haben aber auch nicht die Folge einer Entscheidung mit dem freien Willen sind. Auch der Zufall wäre hier anzusiedeln. Gibt es dies überhaupt? Unsere Wahrnehmung als Gesellschaft ist nicht darauf getrimmt, aber vielleicht ist ein Teil der Kunst hier anzusehen oder vielleicht auch das Unschärfeprinzip in der Physik, wo unklar ist, ob etwas eine Welle oder ein Partikel ist. Die Gegenrichtung zum freien Willen ist hingegen etwas klarer. Dort sind meines Erachtens Glaubenssätze, absolute Aussagen, Konzepte und dergleichen zu suchen.
 
Jedes Ereignis wie auch alle Philosophien, Religionen und andere Weltbilder können nun an verschiedenen Orten in diesem Koordinatensystem oder Feld lokalisiert werden. Nachfolgend einige Beispiele. Zu beachten dabei ist, dass der Ort, an dem man selbst im System steht, den Blickwinkel auf das System beeinflusst. Jemand anders würde also die Beispiele allenfalls ganz anders platzieren. Hier die Beispiele:
 
Naturwissenschaften: Die Naturwissenschaften haben ein starkes Element der Kausalität mit einigen Glaubenssätzen (z.B. die Wissenschaft liefert eine objektive Erklärung). Gewisse Elemente sind auch auf der Achse des freien Willens z.B. statistische Verfahren mit Irrtumswahrscheinlichkeiten. Die Naturwissenschaften haben aber durchaus auch Elemente von spontanem Schaffen, etwa in der Quantenphysik wenn vom zufälligen Zusammenbruch von Wellen gesprochen wird, um eine bestimmte Realität zu kreieren.
 
Religionen: Die meisten Religionen haben ein starkes Element von Glaubenssätzen (etwa die zehn Gebote), aber auch viel Kausalität (Gott hat alles erschaffen). 
 
Zen: Nach meinem Eindruck, will Zen Buddhismus möglichst ins Zentrum des Koordinatensystems, in eine Leere also, in der weder Kausalität noch freier Wille vorhanden ist. Selbstverständlich hat Zen oft auch religiöse Elemente mit diversen Glaubenssätzen. 
 
Schamanismus: Nach meinem Verständnis des Schamanismus, hat dieser ein starkes Element des freien Willens (die Herz Entscheidung), aber auch Elemente der Kausalität (die eigenen Handlungen haben Auswirkungen). Schamanismus wird aber auch anders Verstanden: Manchmal hat er Glaubenssätze oder wenn mit Ritualen bestimmte Ziele erreicht werden sollen, dann ist Kausalität wichtig. 
 
Kreativität und Kunst: Das spontane Entstehen von Neuem wird in unserer Gesellschaft am wenigsten thematisiert. Kreatives Schaffen könnte nun auf der Achse des spontanen Entstehens sein. Verfechter der Kausalität würden aber sagen, dass auch Kreativität und Kunst ein Resultat von Hirnströmen ist.
 
Dies sind wirklich nur Beispiele und Ideen zu diesem System. Sie sollen dazu anregen, die eigene Position zu finden und besser zu verstehen, wieso andere Menschen die Dinge anders wahrnehmen und wie dies von ihrem jeweiligen Standort abhängt. 
 
 
Zum Schluss noch in eigener Sache: Bald ist es soweit und im August soll mein neues Buch erscheinen. Weitere Informationen dazu werde ich in den nächsten Monaten hier aufführen. Aber als Vorgeschmack hier bereits das Cover.

 


Montag, 15. Januar 2018

Schamanismus als Ausrede


Schamanen gehen konsequent ihren Weg. Hierzu fällen sie alle Entscheidungen mit dem Herzen. Dies ist der Kern des Schamanismus. Diese Aussage ist zwar einfach, aber voller Tücken und Fallen. Eine davon ist, dass man diese Philosophie zwar kennt, sie auch als Begründung anführt, aber trotzdem nicht den eigenen Weg geht. Im Extremfall kann es sogar sein, dass man selber vollkommen überzeugt ist, mit dem Herzen zu entscheiden, dies aber dennoch nicht wirklich der Fall ist. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine äusseren objektiven Kriterien oder Handlungen gibt, nach denen man beurteilen könnte, ob etwas auf dem Weg der Liebe ist oder nicht. Zudem können Aussenstehende kaum abschätzen, ob jemand anders einen eigenen Weg geht, denn es ist unmöglich zu wissen, was im Herzen eines anderen vorgeht und welche Erfahrungen er noch machen muss.

Wir sind in dieser Sache also so ziemlich alleine auf uns gestellt. Wie gehen wir damit um? Wie können wir beurteilen, ob wir auf unserem Weg sind oder nicht, ob wir uns etwas vormachen und vielleicht sogar die schamanische Philosophie als Ausrede verwenden, um unsere Themen nicht anzugehen?

Schauen wir uns zuerst einige Möglichkeiten an, welche dazu führen können, dass wir uns fälschlicherweise aufs Herz beziehen:

Das Herz kann die Entscheidung nicht fällen: Wir wollen zwar ehrlich mit dem Herzen entscheiden, aber unser Herz ist nicht offen oder es ist stark verwundet und deshalb nicht fähig den Weg der Liebe zu spüren. Wir verwechseln dann den Herzentscheid oft entweder mit einem Gefühlsentscheid (z.B. es macht Freude, folglich sage ich ja) oder mit einem Kopfentscheid (z.B. ein Herzentscheid erkennt man durch guten Taten).

Unser Herz konnte einmal unseren Weg spüren, hat aber die Fähigkeit wieder verloren: Ein offenes Herz muss gepflegt werden. Nur weil man einmal mit dem Herzen entscheiden konnte, garantiert nicht, dass man diese Fähigkeit nicht wieder verliert. Wenn wir der Gefahr nicht bewusst sind, dass unser Herz die Entscheidungsfähigkeit verlieren kann, geraten wir in eine falsche Sicherheit und können so von unserem Weg abkommen. In anderen Worten: Auch wenn wir schon lange unterwegs sind, können wir unseren Weg trotzdem manchmal nicht mehr erkennen.

Wir verwenden den Herzentscheid als Ausrede: Wir möchten gar nicht wirklich mit dem Herzen entscheiden (denn dies kann harte, unangenehme Arbeit bedeuten), befinden uns aber in einer Umgebung, in der dies zum guten Ton gehört. Folglich begründen wir jede Entscheidung auf diese Art, auch dann, wenn es keine Herzentscheide sind. Wir tun dies, weil wir wissen, dass es keinen objektiven Massstab gibt und deshalb alles mit dem Herzen begründet werden kann. Dieses Vorgehen kann bewusst oder auch unbewusst sein.

Wegen diesen Tücken und Fallen müssen wir regelmässig und möglichst ehrlich beurteilen, ob bei uns eine dieser Möglichkeiten zutrifft. Dabei müssen wir beachten, dass diese Möglichkeiten nicht einen generellen Zustand darstellen, sondern durchaus nur Teilbereiche eines Lebens betreffen können. Beispielsweise können wir auf Ferienreisen zwar gut mit dem Herzen entscheiden, zu Themen der Arbeit ist aber das Herz geschlossen, weiter haben wir betreffend Beziehungen die Fähigkeit mit dem Herzen zu entscheiden wieder verloren und betreffend der Hausarbeit verwenden wir Herzentscheide als Ausrede.

Wie kann man nun herausfinden, ob diese Möglichkeiten zutreffen oder nicht? Als Beispiele hier einige mögliche Symptome:

Wir sind zu selbstsicher: Sind wir sicher, dass wir sehr gut mit dem Herzen entscheiden, dass also das hier beschriebene Thema nicht auf uns zutrifft, dann haben wir fast sicher ein Problem damit. Es ist kaum möglich, dass wir diesbezüglich derart perfekt sind. Klingt dieses Thema also nicht an, dann müssen wir uns selber kritisch hinterfragen.

Wir delegieren die Verantwortung: Beobachten wir, dass wir uns im Gespräch auf eine höhere Kraft beziehen, welche das eigene Herz kennt  (der göttliche Wille, das Universum usw.), die passive Stimme verwenden (es sagt nein…) oder allerlei Hilfsmittel wie Pendel als Unterstützung verwenden, dann lohnt es sich, den eigenen Herzentscheid zu hinterfragen. Menschen auf eigenen Wegen spüren ihr Herz direkt und übernehmen dann die Verantwortung und sagen: Ich habe entschieden und erwähnen ihr Herz dabei gar nicht.

Wir wollen das Aussen verbessern: Wir entscheiden wahrscheinlich nicht mit dem Herzen, wenn wir das Aussen verändern wollen, statt dass wir unser Thema im Inneren angehen. Auf eigenen Wegen des Herzens folgt in der Regel das Aussen dem Innen und nicht umgekehrt. Natürlich gibt es hier Ausnahmen, welche aber das Herz kennt.

Die Welt ist gegen uns: Wir fühlen uns als einen guten Menschen, machen alles richtig und dennoch ist die Welt oder sind einzelne Personen gegen uns. In diesem Fall haben wir wahrscheinlich vorgefasste oder übernommene Vorstellungen davon, was als Herzentscheid gilt und was nicht.

Wir sind verwirrt: Wenn das Herz keine eindeutige Antwort gibt, kann dies am Herzen selbst liegen. Zu beachten ist jedoch, dass dies auch der Fall sein kann, wenn nicht alle Möglichkeiten in Betracht gezogen werden oder die Entscheidung für die Zukunft gefällt werden soll (Herzentscheide funktionieren nur für Entscheide im Jetzt).

Dies sind einfach einige Beispiele. Man kann gut die Wahrnehmung hierfür schärfen, wenn man weitere Symptome sucht.

Auf der anderen Seit ist es genauso wichtig zu erkennen, was nicht als Zeichen gewertet werden kann: Kein Indikator, ob wir richtig mit dem Herzen am Entscheiden sind oder nicht, sind die konkreten Dinge, welche wir antreffen oder unsere spezifischen Lebensumstände. Jemand der Erfolg hat oder gesund ist, ist deswegen nicht mehr oder weniger auf dem eigenen Weg, als jemand der scheitert oder krank ist.

Fazit: Weil es so wichtig ist, dass der Schamane mit dem Herzen entscheidet, ist er diesbezüglich sehr selbstkritisch. Er erwartet, dass er mitunter Fehler macht, manchmal weil der Herzentscheid nicht geht, manchmal weil er träge geworden ist und die Fähigkeit verloren gegangen ist, oder mitunter weil er aus Faulheit die Arbeit scheut, die damit zusammenhängt. Ist man sich dieser Gefahr jedoch bewusst, dann ist es viel einfacher möglich, wieder auf den Weg zurückzukehren.

Aber wie gewinnt man die Fähigkeit, wieder mit dem Herzen zu entscheiden, nachdem man entdeckt hat, dass hier ein Problem aufgetaucht ist? Hierzu suchen wir die Wunden, welche dazu führten. Dies sind vor allem frühere Abweichungen von unserem Weg, welche wir nicht anerkannt haben. Dann heilen wir die Wunden, in der Regel indem wir die früher nicht zugelassenen Empfindungen (körperlicher Schmerz, Gefühle, Verzweiflung) nachträglich annehmen.

Weil ich in diesen Blog Posts das Thema Heilung noch nie explizit aufgeführt habe, habe ich untenstehend eine Zusammenfassung aus meinem im August erscheinenden Buch „Das schamanische Buch der Liebe“ aufgeführt. Das Thema ist zudem detailliert im „Schamanischen Heilbuch“ beschreiben.

Ich wünsche alles Gute dabei!

Schamanen hinterfragen ihre Herzentscheide kritisch, damit sie auf dem eigenen Weg bleiben.
 

Wunden und deren Heilung
 
Ein wichtiges Element des eigenen Weges ist die Heilung von alten Wunden. Solche Wunden entstehen dann, wenn wir von unserem Weg des Herzens abweichen. Dies geschieht am häufigsten in unserer frühen Kindheit. In dieser Zeit werden wir oft gezwungen, Pfade zu verfolgen, die nicht unserem Herzen entsprechen. Im besten Fall werden wir einfach erzogen, im schlimmsten werden wir auf alle Arten und Weisen manipuliert und dienen als Energiequelle für unsere Bezugspersonen. Wir werden beispielsweise ignoriert, obwohl wir Zuwendung notwendig hätten oder wir werden geschlagen, wenn wir nicht gehorchen und vieles mehr. Als Kind können wir jedoch die Gefühle, die zu diesen Situationen gehören, meist nicht zulassen. Es würde uns überfordern, vielleicht sogar zu unserem Tod führen, wenn wir die Angst, die Wut, die Sehnsucht oder die Verzweiflung voll zuliessen, die jeweils angebracht gewesen wäre. Als Konsequenz stecken diese damals nicht zugelassenen Gefühle noch in uns und verursachen dabei etwas, das man Wunden nennen kann. Auf einem Weg des Herzens sind wir aufgefordert, die so entstandenen Wunden zu heilen.
Um bei einer Abweichung wieder auf unseren Weg zurück zu gelangen, müssen wir grundsätzlich wieder mit dem Herzen entscheiden und die Empfindungen, welche die Abweichung darstellen, zulassen. Bei Wunden aus unserer Vergangenheit müssen diese im Nachhinein zugelassen werden. Wir fühlen also den Schmerz oder die Verzweiflung nachträglich, die wir eigentlich als Kind gehabt hatten.
Unsere alten Wunden führen uns im alltäglichen Leben oft in Situationen, die ähnlich zu denjenigen sind, welche die Wunden verursacht haben. Wurden wir etwa als Kind plötzlich von einer Bezugsperson verlassen, so geraten wir als Erwachsene auch immer wieder in Situationen, in denen wir plötzlich verlassen werden. Die Ereignisse im Heute können dann helfen, die alten Wunden zu erkennen und zu heilen. Wenn wir also durch Ereignisse im Alltag auf Schmerz oder Gefühle stossen, so lohnt es sich, nach den alten Wunden zu suchen, die sich dahinter verstecken.