Oft sind es Erlebnisse im Aussen, welche Wege zu Themen im Innen aufzeigen. Vor kurzem unternahm ich alleine
eine Reise in die spanische Extremadura und nach Galizien, einerseits um in der
Einsamkeit zu wandern und andererseits um uralte Felszeichnungen aus der
Steinzeit zu suchen, dessen Symbole und Standorte für mich jeweils einen
schamanischen Inhalt haben. Auf dieser Reise erlebte ich ein Teil der Essenz
meines gegenwärtigen Themas: Barrieren im Fluss der Liebe. Einige dieser Erlebnisse möchte ich schildern, denn sie zeigen
zugleich das Vorgehen des Schamanen, wo alles im Aussen eine Bedeutung erhält.
An einem frühen Morgen wollte ich von einem Hügel aus den Sonnenaufgang
anschauen. Der Hügel war aber voller Gestrüpp, so dass ich nicht von jeder
Stelle aus einen geeigneten Blick hatte. Auf dem Weg zu einem
vielversprechenden Ort begegnete ich einer Mauer, welche an einer Stelle
eingebrochen, und eine Lücke entstanden war. Ich merkte mir diesen Ort, ging
aber weiter – vielleicht würde ich ja einen besseren finden. In die eine
Richtung fand ich aber keinen, kehrte zurück und kurz bevor ich zur Lücke in
der Mauer kam, sah ich zwei Hirsche durch diese springen. Ich ging an der Lücke
vorbei, fand dann in die andere Richtung einen Ort, wo ich gut durch das
Gestrüpp sah, beobachtete den Sonnenaufgang und kam dann ein drittes Mal zur
Lücke. Dieses Mal sonnte sich eine giftige Schlange, eine Viper, auf den
Steinen neben der Lücke. Ich ging an ihr vorbei durch die Lücke und sah, dass
die Mauer ein kleines verlassenes Gehege umschloss. Ein grosser Stein war darin
die einzige Stelle ohne Gestrüpp. Als ich auf diesen Stein stand, fiel mein
Schatten direkt auf die Lücke in der Mauer. Ich interpretiert: Es gibt Lücken
in den Barrieren im Fluss zur Liebe. Hirsche sind für viele Schamanen Begleiter
beim Übertritt von der materiellen Welt – Schamanismus wird mir helfen, diese
Lücken zu finden. Da es zwei Hirsche waren, werden Beziehungen wichtig, die
Barrieren im Fluss der Liebe zu durchbrechen. Die giftige Schlange zeigte aber,
dass man vorsichtig vorgehen muss und weil Schlangen sich häuten, symbolisieren
sie für den Schamanen Transformation. Es wird also Arbeit und Entwicklung an
mir selbst brauchen. Ich gelange an diese Lücken, wenn ich die dunkeln Seiten
in mir selbst bearbeite, wie schliesslich der Schatten zeigte.
Von der Extremadura ging ich über das spanisch-portugisische Grenzgebiet
Richtung Galizien. An einem Morgen, zufälligerweise zur Zeit des
Sonnenaufgangs, kam ich zu einer Kapelle mit dem Namen Nossa Senhora de la Luz,
übersetzt heilige Jungfrau des Lichtes, welche sich auf einem Hügel, gerade
noch in Portugal, aber gleich auf der Grenze zu Spanien befand. Neben der
Kapelle, hatte es einen Grenzstein, einen Vermessungspunkt und einen alten
Wachturm. Mit der aufgehenden Sonne war dieser Hügel ein wahrer Ort des Lichtes
und alle Grenzeinrichtungen wurden beschienen. Es ging darum – so meine
Interpretation – Barrieren im Fluss der Liebe mit Licht beziehungsweise Liebe
zu begegnen.
Später in Galizien ging ich wandern in der Nähe von Fisterra (übersetzt:
Ende der Erde), einer Ortschaft welche gleichzeitig das endgültige Ende des
Jakobweges darstellt, für alle die noch etwas weiter als Santiago de Compostela
gehen wollen. Bei meiner Wanderung kam ich zu einem Punkt, der sogar etwas weiter
westlich als Fisterra war. Auf diesem Berg hatte es vor einer Sendeanlage ein
Tor, auf dem als Graffiti in grossen Buchstaben übersetzt stand: „Der erste Tag
des Restes deines Lebens.“ Ich musste – so interpretierte ich - gewissermassen
meine Identität als „Jakob“, beenden, dann würde der Rest meines Lebens
beginnen. Wie als Bestätigung stellte sich kurz danach der Reisekilometerzähler
meines Autos ohne mein Hinzutun auf null und gleichzeitig stellte sich mein
Telefon ab und wollte, dass ich es neu starte. Wir werden sehen: Um Liebe zu
werden, werden wir vieles von unserer üblichen Identität aufgeben müssen.
Die Felszeichnungen die ich danach in Galizien fand schienen dies alles
zu bestätigen. Auf den Felsen begegnete ich vor allem zwei Symbolen: Hirsche
und konzentrische Kreise, mit einem zusätzlichen Strich, welcher die einzelnen
Kreise von aussen nach innen durchquerte. Ich staunte: Wieder der Hirsch und wieder
zu überwindende Barrieren. Manchmal waren diese konzentrischen Kreise auch miteinander
verbunden. Ich interpretierte: Menschen sind zwar in Beziehungen miteinander
verbunden, aber am Ende muss jeder seine eigenen Barrieren finden und
abbauen.
Mit Schamanismus ein persönliches Thema angehen, Obi Haus, Zürich, Samstag und Sonntag, 12. Und 13. November, 2016 http://www.obihaus.ch
Die schamanische Reise von Anfang an, ein Grundlagenkurs, Oberwiler Kurse, Oberwil bei Zug, Samstag, 19. November, 2016 http://www.oberwilerkurse.ch