Dienstag, 1. Juni 2010

Schamanismus und Rituale


Immer wieder werde ich auf schamanische Rituale oder Metho­den angesprochen. Ich weiss, vie­lerorts wird Schamanismus tatsäch­lich mit Ritualen wie Räuchern, Feuerlaufen oder mit Methoden wie Seelenrückführung, schamani­schem Reisen und vielem mehr assoziiert. Für mich ist all dies je­doch nicht die Essenz des Scha­manismus, sondern es handelt sich hier lediglich um Hilfsmittel. Wegen den vielen Missverständnissen zu diesem Thema, hier meine Meinung, auch wenn dies für einige Wiederholung sein mag:
 
Der Schamane sucht seinen eigenen Weg. Dieser Weg ist das gleiche wie die Erfüllung der Absicht des Universums oder der göttlichen Absicht. Er wird gefunden, indem wir unserem Herzen nachgehen. Am Ende führt er zu Liebe.

 

 
 
 

 
 
Wenn wir überhaupt Rituale verwenden, dann entwickeln wir am besten unsere eigenen;  Zum Beispiel mit einem Feuer. Fotos: Jakob
 

 
Gleichzeitig anerkennt der Schamane, dass er noch nicht am Ziel ist, das heisst, er ist noch nicht bei der reinen Liebe angelangt. Hierzu geht er eben seinen Weg. Dieser Weg dauert das ganze Leben, immer kommen wir ein Stück weiter.

Wie wir nun unseren Weg finden, spielt keine Rolle. Hauptsache, er ist unser Weg, das heisst jede Methode, jedes Ritual, welches wir hierzu verwenden, muss von Herzen kommen. Ist dies der Fall, unterstützt das Ritual oder die Methode unseren Weg. Wenn nicht, dann kann das Ritual noch so gut oder ausgeklügelt sein, oder in einer anderen Kultur eine noch so grosse Bedeutung haben, es wird unseren Weg behindern.

Auch wenn unser Ritual von Herzen kommt, besteht aber immer das Risiko, dass dieses in den Vordergrund gerät. Das heisst wir beginnen mehr auf das Ritual zu achten als auf die ursprüngliche Idee dahinter. Wir vergessen dann, dass es sich nur um Hilfsmittel handelt. Wir müssen also dauernd unsere
Rituale und Methoden überprüfen.  Deshalb hier einige Hinweise, die bei der Wahl eines Hilfsmittels helfen können:

1) Möglichst wenige oder gar keine Hilfsmittel verwenden. Gelingt es, den eigenen Weg ohne Rituale oder unterstützende Methoden zu gehen, dann ist dies der beste Weg. Dies ist oft schwierig und manchmal wenig spektakulär aber wir bleiben dabei echt. 

2) Sich immer bewusst sein, dass die Rituale oder Methoden Hilfsmittel sind und mehr nicht. Sobald wir beobachten, dass wir auf die genaue Durchführung einer Methode zu achten beginnen, besteht die Gefahr, dass wir ihr mehr Gewicht als unserem Weg geben. Ebenso wenn wir sehen, dass wir nicht mehr ohne das Ritual oder die Methode sein können. Letzteres gilt zum Beispiel auch dann, wenn wir sehen, dass wir nicht mehr längere Zeit aufs schamanische Reisen verzichten können.

3) Möglichst die Rituale selber entwickeln und durchführen. Wenn wir Rituale von anderen Kulturen oder anderen Menschen übernehmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass sie genau zu uns passen. Auch ist dann das Risiko grösser, dass wir uns zu stark auf die exakte Durchführung konzentrieren, statt auf unseren Weg.

4) Die Rituale und Methoden immer wieder etwas ändern. So werden die Rituale und Methoden nie zur Routine und es bleibt uns bewusst, dass es Hilfsmittel sind. Sonst besteht das Risiko, dass die Rituale Zeitvertreib oder Unterhaltung werden und so unseren Weg nicht mehr unterstützen.

 

 

 
Rituale von anderen Kulturen übernehmen macht meist wenig Sinn. Hier ein Lakota, der sich die Haut durchstochen hat.
 

Sie sehen, ich stehe allen Ritualen und Hilfsmitteln sehr kritisch gegenüber und empfehle ab und zu das eigene Leben diesbezüglich zu analysieren, um Rituale oder Methoden zu entdecken, die nicht mehr den eigenen Weg unterstützen und diese dann abzubrechen.