Dienstag, 21. Dezember 2010

Wintersonnwende - Kraftorte


Eine Geschichte zur Wintersonnwende: Ich wanderte zu einem Steinkreis in der Nähe von La Sarraz im Kanton Vaud. Ohne es zu wollen, kam ich genau um 12h Mittags, also genau in der Mitte des kürzesten Tages dort an. Es war ein mystischer und einsamer Ort und ein Stein war voller kleiner Schalen. Neben diesen hatte es eine Vertiefung, gerade gross genug, um hinein zu sitzen. Ich bekam eine einzige Mitteilung auf meiner schamanischen Reise dort: „Nicht aufgeben!“.

 

 


 
Steinkreis mit Schalensteinen in der Nähe von La Sarraz, VD. Fotos: Jakob
 

 

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Das Göttliche und die Evolution: Eine These


Die Evolution mit ihrer natürlichen Selektion hat zu der Vielfalt von Lebewesen auf der Erde geführt. Das Prinzip dabei ist, dass jene Formen überleben, welche ihre Gene in die nächste Generation weitergeben können. Die Merkmale von Lebewesen, welche dieser Selektion unterworfen sind, betreffen nicht nur den Körper sondern auch Verhaltensweisen. Und dazu gehört auch die Religion oder der Glaube an das Göttliche. Weil jede menschliche Kultur eine Religion hat, muss dies einen Selektionsvorteil gewesen sein. Die Konsequenz daraus wäre, dass die menschliche Neigung zu Religionen zum Teil genetisch programmiert ist.

Vermutlich hat nun die menschliche Entwicklung ihre Grundlagen zu einem grossen Teil in Konkurrenz zu anderen Menschen. Vermutlich wirkt diese Konkurrenz nicht nur zwischen einzelnen Menschen sondern auch zwischen Gruppen von Menschen. Das heisst,  Religionen sind vermutlich deshalb entstanden, weil Gruppen von Menschen einen Selektionsvorteil gegenüber Gruppen ohne Religion hatten. Anders ausgedrückt: Religionen sind im Kampf entstanden und sind deshalb nun Teil unserer Gene.

Wenn wir vom Göttlichen oder von der Absicht des Universums sprechen, dann ist das Wort Liebe nicht weit weg. Und dennoch sollen Religionen im Kampf entstanden sein? Wie kann man das erklären? Eine Idee: Die Biologie und damit auch das Merkmal “Religion“ war zwar nötig, um uns so zu machen, wie wir sind. Dies ist aber nun bestenfalls das Werkzeug. Jetzt geht es darum, die Absicht des Göttlichen zu erkennen und umzusetzen. Dazu müssen wir uns unabhängig erklären von unseren Genen, das heisst, wir dürfen nicht mehr dem Diktat der Gene folgen sondern auf die Absicht des Göttlichen. Zu diesem Diktat der Gene gehört eben auch die Religion. Das wiederum würde heissen, um die Absicht des Universums zu erfüllen, müssen wir uns von Religion befreien, oder mindestens von dem Teil, der genetisch bedingt ist.

Nun sind Religionen vielfältig mit unterschiedlichsten Merkmalen. Welche sind nun genetisch bedingt und welche nicht? Ein Biologe geht würde sagen, dass diejenigen Merkmale, die in allen Religionen vorkommen, am ehesten genetisch bedingt sind. Das heisst, wenn wir diese gemeinsamen Merkmale suchen, dann haben wir eine Idee, was genetisch ist und deshalb vermutlich nicht direkt mit der Absicht des Göttlichen zu tun hat und deshalb überwunden werden muss. Diese gemeinsamen Merkmale sind also das, was wir nicht (mehr) suchen.

Was sind gemeinsame Merkmale der Religionen? Hier einige Möglichkeiten die mir in den Sinn kommen:
 
  • Die Götter aller Religionen leben in anderen Welten. Sie wachen über uns und wir können sie mit Gebet oder Opfergaben beeinflussen.
  • Jede Religion hat Rituale, meistens verbunden mit Musik. Ganz wichtig dabei sind Übergangsriten, z.B. in der Pubertät.
  • Alle Religionen haben einen Verhaltenskodex, konkrete Regeln also, wie man sich in verschiedenen Situationen zu benehmen hat. Dies ist meist mit bestimmten Moralvorstellungen verbunden.

Solche Merkmale haben natürlich nicht nur klassische Religionen, sondern viele weitere gesellschaftliche Gruppenaktivitäten (z.B. Publikumssportarten wie Fussball, populitische Parteien, gewisse Vereine, einige Nationen usw).

Wollen wir nun wissen – dies meine These - was die Merkmale des Göttlichen ist, so sind es genau nicht diese Merkmale, denn diese haben eine genetische Ursache und sind im Kampf oder zumindest in Konkurrenz entstanden. Das Göttliche müsste also die umgekehrten Eigenschaften haben:
 
  • Das Göttliche ist überall. Es wacht nicht konkret über unser Verhalten noch können wir es mit Ritualen oder Opfergaben uns wohlgesinnt stimmen. Das Göttliche ist also nicht von uns beeinflussbar.
  • Rituale aller Art lenken eher vom Göttlichen ab, als dass sie zu ihm führen.
  • Verhaltensregeln taugen nichts, sondern wir müssen unser Verhalten direkt mit dem Göttlichen abmachen, sprich mit dem Herzen entscheiden.
In meinen Augen ist eine kritische Beurteilung der Merkmale von Religionen und anderen spirituellen Verbindungen sehr wichtig. Vieles von dem, was wir dort antreffen ist - etwas plump und ketzerisch gesagt - nichts anderes als ein Trieb. Etwas, was im Laufe der Evolution entstanden ist, weil es dadurch ein Selektionsvorteil entstanden ist. Ich finde, es ist nun die Aufgabe eines jeden Menschen diese Triebe zu identifizieren damit er sie nicht mit dem wahren Wesen des Göttlichen verwechselt.

Dies ist nicht nur in spirituellen Dingen der Fall. Wir müssen auch in anderen Bereichen unsere Biologie überwinden, damit wir als Spezies überleben können. Zum Beispiel müssen wir unseren Drang möglichst viele Kinder zu gebären hinter uns lassen, weil die Überbevölkerung der Erde ein ernsthaftes Risiko ist.

Mit diesen Aussagen will ich nicht sagen, dass Rituale und dergleichen falsch sind. Im Gegenteil, sie können eine schöne Ergänzung zum Kontakt mit dem Göttlichen sein. Sie sind aber nicht die Essenz.

Die Situation ist vergleichbar mit Sex. Menschen haben einen Fortpflanzungstrieb, welcher ebenfalls durch die Evolution entstand. Gehen wir Beziehungen ein, um Sex zu haben, dann folgen wir einem Trieb. Hingegen können wir Menschen unterscheiden und aus Liebe eine Beziehung eingehen und dann Sex als schöne Ergänzung betrachten. Ebenso können wir das Göttliche überall und direkt wahrnehmen und es nicht beeinflussen wollen, dann sind Rituale eine schöne Ergänzung.  

Übrigens, wer seine Sexualität nicht kontrollieren kann, wird ein Triebtäter genannt. Müsste der Begriff nicht auch zum Beispiel für Missionare gelten?