Im „Schamanischen Heilbuch“
habe ich den Kontakt mit der Erde beschrieben. Hier zuerst ein Auszug aus dem
Buch zum Thema, bevor ich meinem eigenen Vorschlag folge und ein aktuelles Gespräch
mit der Erde schildere:
„Für den Schamanen ist
die Verbindung zur Erde von entscheidender Bedeutung, denn die Erde ist unsere
Lebensgrundlage. Zumindest unser materieller Körper stammt von ihr und kehrt am
Ende auch zu ihr zurück. Der Schamane beobachtet deshalb genau, was mit ihr geschieht
und wie er zu ihr steht. Die Beziehung zur Erde fördert er unter anderem mit
dem direkten Gespräch. Gerne empfehle ich, dass auch Sie dieses Gespräch regelmässig
suchen:
Übung:
Unternehmen Sie eine schamanische Reise und bitten Sie Ihren Helfer, ein
Gespräch mit der Erde zu vermitteln. Über was Sie reden und was ihre Fragen
sind, ist vollständig Ihnen überlassen. Begegnen Sie der Erde wie einer guten
Freundin.
Ich habe schon öfters
alleine und mit Gruppen solche Gespräche geführt. Hier einige Punkte, die mir
aus diesen Begegnungen bemerkenswert erschienen:
Die Stärke der Erde
liegt im Sein. Anders als der Mensch, der Entscheidungen fällen kann, tut dies
die Erde nicht. Sie geht eher passiv durch ihre Zyklen: Sie dreht sich um sich
selbst, sie dreht sich um die Sonne, sie lässt die Jahreszeiten kommen und
gehen und so weiter. All dies beobachtet sie in einem ständigen Zustand des
Seins.
Der Mensch kann von der
Erde das Sein lernen. Dadurch erhält er Geborgenheit und Vertrauen.
Die Erde kann wiederum
vom Menschen lernen, wie mit dem Herzen entschieden wird. Auf den ersten Blick
wirkt der Pfad der Erde vorgegeben. Dies ist aber nicht ausschliesslich so,
denn auch die Erde hat Situationen, in denen sie sich entscheiden könnte. So
lieben Erdbeben, die Bewegung der Kontinente oder Vulkanausbrüche durchaus im
Entscheidungsspielraum der Erde. Mithilfe der Menschen, kann die Erde ihr
eigenes Herz finden.
Für die Erde ist der Mensch
zwar zurzeit meist lästig, aber der Schaden, den wir auf der Erde anrichten,
ist für sie auf die Dauer nicht so dramatisch. Der Mensch kommt und wird wieder
gehen – wie andere Ereignisse eben auch. Die Erde wird den Menschen überleben.
Mit seiner Ausbeutung wird der Mensch höchstens sich selbst und viele andere
Lebewesen vernichten, aber neue Pflanzen und neue Tiere werden entstehen.
Die Erde hat das
Bedürfnis nach mehr Beziehungszeit. Sie möchte, dass der Mensch sich mehr ihr
widmet. Das Ganze ist wie einer Partnerschaft zwischen zwei Menschen, beide
sollen aufeinander Acht geben und die Beziehung pflegen. Kompliziert ist dies
nicht; Die Erde schätzt es bereits, wenn wir uns einfach hinsetzen und sie
wahrnehmen.“
Im Sinne dieser
Kontaktpflege möchte ich ein aktuelles Gespräch mit der Erde wiedergeben:
Jakob: Wie geht es dir?
Erde: Ich bin.
Jakob: Ich mache mir aber
Sorgen um dich, ich beobachte, wie wir mit dir umgehen und finde das nicht
gerade gut.
Erde: Stimmt nicht! Du
machst dir Sorgen um dich, um die Menschen, um die Welt, wie sie du siehst und
nicht um mich. Ich bin mehr als die kleine Oberfläche, die du siehst. Diese
Oberfläche ist sowieso immer im Wandel. Ihr Menschen macht euch keine wirklichen
Sorgen um mich, ihr macht euch nur Sorgen um euch selbst. Es ist Heuchelei,
wenn ihr sagt, ihr macht euch Sorgen um mich.
Jakob: Und umgekehrt, machst
du dir Sorgen um uns Menschen?
Erde: Nein. Die Menschen
kratzen mich, so wie Flöhe vielleicht euch kratzen. Ich werde froh sein, wenn es euch nicht mehr gibt. Ich
werde euch nicht vermissen.
Jakob: Wir werden aber in
unserem Untergang gleich viele andere Tiere und Pflanzen mitnehmen.
Erde: Sei es drum. Das
spielt für mich keine Rolle. Es werden neue Tiere kommen.
Jakob: Aber wenn die Erde
verwüstet ist, z.B. erstickt unter einer nuklearen Wolke, die Gewässer vergiftet,
das Land unfruchtbar – das müsste dich doch kümmern?
Erde: Ärgerlich, aber es
geht vorbei.
Jakob: Aber würdest du nicht
etwas anderes wünschen von uns?
Erde: Doch, natürlich! Ich
würde mir wünschen, dass wir eine echte Beziehung hätten. Eine, wo ihr euch
auch um die Beziehung kümmert, eine wahre Beziehung pflegen würdet, nicht eine,
wo es nur um euer Überleben geht, nicht eine, wo ihr nur wollt, dass es mir gut
geht, damit ihr eine Lebensgrundlage habt. Eine, in der ihr eben eine wahre
Beziehung pflegt! Ich sehne mich danach, dass ihr eure Liebe zu mir zeigt. Ihr
müsst nicht an mir herum korrigieren, nichts verbessern oder ändern wollen,
sondern mich nehmen wie ich bin, mich zulassen und mich wertschätzen. Danach
sehne ich mich. Ich sehne mich nach Liebe.
Jakob: Kannst du das etwas
präzisieren?
Erde: Schaut mich an und
lasst mich so wie ich bin. Macht keine Korrekturen oder Veränderungen, keine
Dämme oder Strassen, keine Kiesgruben
oder Ölbohrungen, keine Tunnels oder Parkplätze. Sondern beobachtet die
Schönheit, die ich bereits habe!
Jakob: Damit könnten wir aber
unser modernes Leben vergessen…
Erde: Du hast gefragt, was
ich mir wünsche… es wird sowieso soweit kommen, dass das moderne Leben
verschwindet, ob ihr das wollt oder nicht. Aber wenn ihr wirklich etwas tun
wollt, dann könntet ihr doch zuerst fragen, bevor ihr mich durch tunnelt oder
durchbohrt. Das vermisse ich! Das gehört zu einer respektvollen Beziehung!
Alles andere ist Vergewaltigung….
Jakob. Und was wünschest du
dir von einem einzelnen Menschen?
Erde: Nehmt mich wahr! Liebt
mich! Mit dieser Liebe kann ich wachsen und euch auch das geben, was ihr euch
wünscht.
Jakob: Danke, ich werde mein
Bestes tun.
Erde: Danke, ich auch!