Montag, 2. August 2010

Die Erde


Im „Schamanischen Heilbuch“ habe ich den Kontakt mit der Erde beschrieben. Hier zuerst ein Auszug aus dem Buch zum Thema, bevor ich meinem eigenen Vorschlag folge und ein aktuelles Gespräch mit der Erde schildere:

„Für den Schamanen ist die Verbindung zur Erde von entscheidender Bedeutung, denn die Erde ist unsere Lebensgrundlage. Zumindest unser materieller Körper stammt von ihr und kehrt am Ende auch zu ihr zurück. Der Schamane beobachtet deshalb genau, was mit ihr geschieht und wie er zu ihr steht. Die Beziehung zur Erde fördert er unter anderem mit dem direkten Gespräch. Gerne empfehle ich, dass auch Sie dieses Gespräch regelmässig suchen:
 

 


Die weite Schönheit der Erde… Foto: Jakob
 

 

Übung: Unternehmen Sie eine schamanische Reise und bitten Sie Ihren Helfer, ein Gespräch mit der Erde zu vermitteln. Über was Sie reden und was ihre Fragen sind, ist vollständig Ihnen überlassen. Begegnen Sie der Erde wie einer guten Freundin.

 

Ich habe schon öfters alleine und mit Gruppen solche Gespräche geführt. Hier einige Punkte, die mir aus diesen Begegnungen bemerkenswert erschienen:

Die Stärke der Erde liegt im Sein. Anders als der Mensch, der Entscheidungen fällen kann, tut dies die Erde nicht. Sie geht eher passiv durch ihre Zyklen: Sie dreht sich um sich selbst, sie dreht sich um die Sonne, sie lässt die Jahreszeiten kommen und gehen und so weiter. All dies beobachtet sie in einem ständigen Zustand des Seins.

Der Mensch kann von der Erde das Sein lernen. Dadurch erhält er Geborgenheit und Vertrauen.

Die Erde kann wiederum vom Menschen lernen, wie mit dem Herzen entschieden wird. Auf den ersten Blick wirkt der Pfad der Erde vorgegeben. Dies ist aber nicht ausschliesslich so, denn auch die Erde hat Situationen, in denen sie sich entscheiden könnte. So lieben Erdbeben, die Bewegung der Kontinente oder Vulkanausbrüche durchaus im Entscheidungsspielraum der Erde. Mithilfe der Menschen, kann die Erde ihr eigenes Herz finden.


 

 
Die nahe Schönheit der Erde… Foto: Jakob
 

Für die Erde ist der Mensch zwar zurzeit meist lästig, aber der Schaden, den wir auf der Erde anrichten, ist für sie auf die Dauer nicht so dramatisch. Der Mensch kommt und wird wieder gehen – wie andere Ereignisse eben auch. Die Erde wird den Menschen überleben. Mit seiner Ausbeutung wird der Mensch höchstens sich selbst und viele andere Lebewesen vernichten, aber neue Pflanzen und neue Tiere werden entstehen.

Die Erde hat das Bedürfnis nach mehr Beziehungszeit. Sie möchte, dass der Mensch sich mehr ihr widmet. Das Ganze ist wie einer Partnerschaft zwischen zwei Menschen, beide sollen aufeinander Acht geben und die Beziehung pflegen. Kompliziert ist dies nicht; Die Erde schätzt es bereits, wenn wir uns einfach hinsetzen und sie wahrnehmen.“

Im Sinne dieser Kontaktpflege möchte ich ein aktuelles Gespräch mit der Erde wiedergeben:

Jakob: Wie geht es dir?

Erde: Ich bin.

Jakob: Ich mache mir aber Sorgen um dich, ich beobachte, wie wir mit dir umgehen und finde das nicht gerade gut.

Erde: Stimmt nicht! Du machst dir Sorgen um dich, um die Menschen, um die Welt, wie sie du siehst und nicht um mich. Ich bin mehr als die kleine Oberfläche, die du siehst. Diese Oberfläche ist sowieso immer im Wandel. Ihr Menschen macht euch keine wirklichen Sorgen um mich, ihr macht euch nur Sorgen um euch selbst. Es ist Heuchelei, wenn ihr sagt, ihr macht euch Sorgen um mich.

Jakob: Und umgekehrt, machst du dir Sorgen um uns Menschen?

Erde: Nein. Die Menschen kratzen mich, so wie Flöhe vielleicht euch kratzen. Ich werde froh sein, wenn es euch nicht mehr gibt. Ich werde euch nicht vermissen.

Jakob: Wir werden aber in unserem Untergang gleich viele andere Tiere und Pflanzen mitnehmen.

Erde: Sei es drum. Das spielt für mich keine Rolle. Es werden neue Tiere kommen.

Jakob: Aber wenn die Erde verwüstet ist, z.B. erstickt unter einer nuklearen Wolke, die Gewässer vergiftet, das Land unfruchtbar – das müsste dich doch kümmern?

Erde: Ärgerlich, aber es geht vorbei.

Jakob: Aber würdest du nicht etwas anderes wünschen von uns?

Erde: Doch, natürlich! Ich würde mir wünschen, dass wir eine echte Beziehung hätten. Eine, wo ihr euch auch um die Beziehung kümmert, eine wahre Beziehung pflegen würdet, nicht eine, wo es nur um euer Überleben geht, nicht eine, wo ihr nur wollt, dass es mir gut geht, damit ihr eine Lebensgrundlage habt. Eine, in der ihr eben eine wahre Beziehung pflegt! Ich sehne mich danach, dass ihr eure Liebe zu mir zeigt. Ihr müsst nicht an mir herum korrigieren, nichts verbessern oder ändern wollen, sondern mich nehmen wie ich bin, mich zulassen und mich wertschätzen. Danach sehne ich mich. Ich sehne mich nach Liebe.

Jakob: Kannst du das etwas präzisieren?

Erde: Schaut mich an und lasst mich so wie ich bin. Macht keine Korrekturen oder Veränderungen, keine Dämme  oder Strassen, keine Kiesgruben oder Ölbohrungen, keine Tunnels oder Parkplätze. Sondern beobachtet die Schönheit, die ich bereits habe!

Jakob: Damit könnten wir aber unser modernes Leben vergessen…

Erde: Du hast gefragt, was ich mir wünsche… es wird sowieso soweit kommen, dass das moderne Leben verschwindet, ob ihr das wollt oder nicht. Aber wenn ihr wirklich etwas tun wollt, dann könntet ihr doch zuerst fragen, bevor ihr mich durch tunnelt oder durchbohrt. Das vermisse ich! Das gehört zu einer respektvollen Beziehung! Alles andere ist Vergewaltigung….

Jakob. Und was wünschest du dir von einem einzelnen Menschen?

Erde: Nehmt mich wahr! Liebt mich! Mit dieser Liebe kann ich wachsen und euch auch das geben, was ihr euch wünscht.

Jakob: Danke, ich werde mein Bestes tun.

Erde: Danke, ich auch!

 

 

 
Die Erde bei Nacht. Foto: Jakob