In
einem früheren Blog postulierte ich, dass man sich in einen übergeordneten
Raum, gewissermassen in eine höhere Dimension begeben muss, um die Formen der
Liebe zu erkennen. In dieser Denkweise verwendete ich also physikalische Konzepte,
um spirituelle Themen zu verstehen. Mit der gleichen Methode habe ich nun eine
weitere Erkenntnis gewonnen, die ich hier gerne schildern möchte.
Zuerst
die physikalische Beobachtung: Eine bestimmte Dimension kann jeweils mit
Elementen aus einer tieferen Dimension eingegrenzt werden. So kann etwa eine
Ebene (zwei Dimensionen) mit einer Linie (eine Dimension) begrenzt werden,
beispielsweise ist der Rand eines Quadrats eine Gerade. Das gleiche gilt für
einen Raum (drei Dimensionen), welcher von Ebenen (zwei Dimensionen) begrenzt
wird, beispielsweise sind Wände (zwei Dimensionen[1]) die Grenzen eines Zimmers
(drei Dimensionen). Natürlich ist dadurch nicht gesagt, dass die Eingrenzung jeweils
vollständig sein muss. So kann zum Beispiel eine Wand Türen als Durchgänge
aufweisen. Wichtig für die Betrachtung hier ist aber, dass es potentiell möglich
wäre, eine vollständige Grenze herzustellen mit Elementen aus einer tieferen
Dimension. Geht man nun aber zwei Dimensionen tiefer, statt nur eine, kann
hingegen keine vollständige Begrenzung mehr erstellt werden. Zum Beispiel ist
es nicht möglich, einen Raum (drei Dimensionen) mit einer Linie (eine
Dimension) einzugrenzen oder eine Ebene (zwei Dimensionen) mit einem Punkt
(null Dimensionen).
Und was
bedeutet das für die Liebe? Die Liebe (sechs Dimensionen[2]) kann mit Barrieren
eingeschränkt werden, welche eine Dimension tiefer liegen, das heisst mit Elementen
der Seele (fünf Dimensionen). Sie kann hingegen nicht mit noch tiefer liegenden Dimensionen eingeschränkt werden,
das heisst mit der Aura (vier Dimensionen) oder mit dem Körper (drei
Dimensionen).
Wie
wenden wir nun diese Erkenntnis im praktischen Alltag an? Wir beobachten sowohl
bei uns wie bei anderen immer wieder Barrieren der Liebe, Situationen also, in
denen die Liebesenergie nicht fliessen kann. Stossen wir an eine solche
Barriere, dann verursacht dies bei uns oft Verzweiflung. Wir spüren, hier
müsste Liebe fliessen, sie tut es aber nicht. Mit diesen Barrieren der Liebe
meine ich nicht – und das möchte ich betonen – die normalen Abgrenzungen, die
notwendig sind, um unseren Alltag zu bewältigen. Wir müssen im Alltag durchaus Grenzen
setzen, denn wir können uns unmöglich mit allem und jedem auseinandersetzen und
niemals alles an uns heranlassen. Es geht nicht, wir brauchen also Grenzen. Nur
nicht auf der Ebene der Liebe: Hier soll es fliessen, hier sind Grenzen nicht nötig. Wir
behindern unseren Weg sogar, wenn wir uns auf der Ebene der Liebe abgrenzen,
denn wir können so unter Umständen unseren Weg gar nicht mehr erkennen. Es ist
also ein schwieriges Unterfangen: Auf der Ebene des Körpers, auf der Ebene der
Aura und auf der Ebene der Seele müssen wir Grenzen setzen, nicht aber auf der
Ebene der Liebe. Wie kann man nun unterscheiden?
Hier
wird das Modell der Dimensionen hilfreich: Die Grenzen sind immer eine
Dimension tiefer, als das, was wir abgrenzen möchten. Mit dem Körper (dreidimensional)
ist es offensichtlich. Hier grenzen wir uns mit der Haut (zweidimensional) von
anderen Körpern oder von anderen Gegenständen ab. Unsere Aura (vierdimensional,
hierzu gehören zum Beispiel unsere Gefühle) können wir mit dreidimensionalen
Körpern oder Gegenständen eingrenzen. Wenn ich beispielsweise die Türe
schliesse, dann spüre ich die Gefühle einer anderen Person weniger stark. Weiter
können wir die Seele (hier befindet sich beispielsweise unser Bewusstsein) mit der
Aura begrenzen. Man kann zum Beispiel mit einem Gefühl von Wut verhindern, dass
jemand Elemente unseres Bewusstseins erkennt. So „umranden“ etwa auch Wutbürger
die rechtspopulistische Philosophie in vielen Ländern. Und schliesslich
funktioniert es bei der Liebe genau gleich: Um die Liebe einzugrenzen, braucht
es also Elemente des Bewusstseins, so können Grundsätze wie Beispielsweise
„Kinder müssen streng erzogen werden“ den
Fluss der Liebe eingrenzen.
Wenn
wir nun Barrieren im Fluss der Liebe verhindern wollen, dann müssen wir auf
seelische Grenzen achten – die tieferliegenden Grenzen wie etwa unsere Haut,
physikalische Barrieren wie Wände oder unsere Gefühle spielen dabei keine Rolle.
Das heisst, wenn wir Barrieren antreffen – bei uns oder bei anderen – dann
müssen wir beurteilen, auf welcher Ebene sie stattfinden. Barrieren, welche mit
der Seele aufgebaut werden sind problematisch weil sie den Fluss der Liebe
durchbrechen können. Solche auf tieferen Ebenen haben diese Eigenschaft nicht
und sind – ganz im Gegenteil – oft Lebenswichtig.
Was die
ganze Sache nun noch komplizierter macht, ist dass es oft die genau gleichen
Handlungen sind, welche Barrieren auf verschiedenen Ebenen aufbauen. Das
heisst, rein aufgrund der Gestaltung der Barriere als solche ist es schwierig
zu erkennen, ob nun noch Liebesenergie fliesst oder nicht. Die nachfolgende
Tabelle zeigt wie das gleiche Verhalten unterschiedlich motiviert sein kann.
sichtbarer Aufbau der
Liebesbarriere
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Beispiele von Motivationen, die
keine vollständige Liebesbarriere
ermöglichen (Körper, Aura)
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Beispiele von Motivationen, die
eine vollständige Liebesbarriere ermöglichen (Seele) aber nicht müssen
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keine
Antwort auf Anfragen
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Ich
habe Angst, nicht alles zu schaffen, bin überfordert und mache deshalb eine
Grenze.
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Ich
beantworte grundsätzlich Anfragen nur einmal die Woche.
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keine
Verpflichtungen eingehen
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Ich
habe zu viel zu tun.
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Verpflichtungen
binden mich, ich halte mich frei für meine eigenen Entscheidungen.
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rasche
Änderung von Plänen
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Die
Situation ändert sich sehr schnell, ich komme kaum nach.
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Ich
habe das Recht über mein Leben selbst zu entscheiden.
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Vorhaben
nicht Kommunizieren
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Ich
habe Angst, dass andere mir den Plan vereiteln.
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Wenn
andere wissen, was ich vorhabe, dann werden sie mich behindern (grundsätzliche
Lebenseinstellung).
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Alle
Zeit verplanen
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Ich
bin sehr beschäftigt weil ich meinen Lebensunterhalt verdienen muss.
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Bin
ich beschäftigt, so kommt mir niemand zu nah.
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Hektik
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Ich
muss mich beeilen, sonst verpasse ich den Zug.
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Alle
Zeit ist wertvoll, man muss sie nutzen.
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sich
hinter Autoritäten verstecken
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Du
glaubst mir nur, wenn es von einem Experten kommt.
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Der
Papst hat immer recht.
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sich
hinter der Arbeit verstecken
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Ich
habe Angst, meine Arbeit nicht rechtzeitig fertig zu haben.
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Arbeit
kommt grundsätzlich an erster Stelle.
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keine
körperliche Nähe oder Sex zulassen
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Ich
bin wütend auf dich und deshalb schlafe ich nicht mit dir.
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Man
darf nur Sex haben zur Zeugung von Kindern.
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sich
im Zimmer verkriechen
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Ich
habe von allem genug, ich muss für mich sein.
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Nur
wer alleine ist, kann sich selber sein.
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Motivationen aus der mittleren Spalte können die Liebe also nicht eingrenzen,
solche aus der rechten hingegen schon. Motivationen aus der mittleren
Spalte sind wichtig, damit wir unseren Weg gehen können, solche aus der
rechten Spalte behindern unseren Weg, weil sie den Fluss der Liebe einschränken
und wir deshalb unseren Weg oft nicht mehr erkennen. Es ist deshalb sehr
wichtig, auf diese oft nuancierten Unterschiede zu achten.
Zum
Schluss noch dies: Viele mögen sagen, physikalische Überlegungen dieser Art
würden nicht zur Spiritualität passen. Aber der Schamane ist umfassend – jede
Art und Weise zu denken und jede Philosophie ist erlaubt, sofern sie hilft den
eigenen Weg zu fördern und damit den Raum der Liebe zu vergrössern. Es zählt
die Motivation, nicht die Methode. Mathematik oder Physik kann genauso den
Schamanen unterstützen wie etwa Trommeln, schamanisches Reisen und
Visionssuchen.