Kaum ist Corona vorbei (vermeintlich), kommt die nächste Krise: Krieg in der Ukraine. Wie geht der Schamane damit um? Ein Ansatz ist immer: Alles, was ich im Aussen beobachte, gibt es auch in mir selbst. Das heisst, auch der Krieg, oder besser gesagt, diejenigen Aspekte des Krieges, die mich betroffen machen, habe ich auch in mir. Der Krieg ist also eine gute Gelegenheit, Gesichtspunkte von mir zu analysieren, heilen und verbessern. Hier eine Liste von Elementen des Krieges, welche mich betroffen machen, welche Erkenntnisse ich daraus ziehe und welche Fragen sich für meine persönliche Entwicklung daraus ableiten lasse – dies als Inspiration, es auch so zu tun. Wie immer bei solchen Interpretationen, muss ich betonen, dass es sich um meine Beobachtungen handelt. Andere Menschen haben andere Themen und beobachten und interpretieren die Geschehnisse deshalb auch anders. Übrigens: Eine solche Analyse ist immer auch einen kleinen Beitrag an den Frieden. Wenn die Erkenntnisse aus Ereignissen klar sind und im persönlichen Leben umgesetzt werden, dann müssen die Ereignisse nicht mehr stattfinden oder sie machen einen nicht mehr betroffen.
Beobachtung: Der Krieg macht keinen Sinn. Der Umfang und die Härte entsprechen in keiner Art und Weise den gesteckten Zielen.
Erkenntnis: Handlungen muss man einem konkreten Thema anpassen.
Frage: Wo sind meine Handlungen nicht angemessen?
Beobachtung: Eine Begründung, welche Putin für den
Krieg gibt, ist die Befreiung der Ukraine von drogenabhängigen Neonazis, welche
die Führung des Landes übernommen hätten. Auch soll die russischsprachige Minderheit
erlöst werden. Doch ist ausgerechnet Selensky,
der Präsident der Ukraine, russischsprachig und von jüdischer Abstammung. Dass
Begründungen selten stimmen, sehe ich auch an vielen anderen Orten, z.B. bei
Reorganisationen und Entlassungen, Erklärungen von Ämtern oder im Privaten sind
die Gründe, welche mir gegeben werden, kaum stimmig, wenn man sie genauer
anschaut.
Erkenntnis:
Begründungen, die wir von anderen Menschen oder Organisationen hören stimmen
fast nie. Die Begründungen, die wir uns selbst geben, um unser eigenes
Verhalten zu rechtfertigen, stimmen meistens genauso wenig. Auch wir lügen uns
selbst an. Wollen wir weiterkommen, müssen wir gegenüber uns selbst ehrlich
sein.
Frage: Wo bin ich nicht ehrlich zu mir selbst?
Beobachtung: Scheinbar will Putin ein
Grossrussland oder eine Art Fusion zwischen Russland und der Ukraine erzwingen.
Beziehungen lassen sich aber nicht erzwingen. Man mag zwar die Idee haben, dass
eine Beziehung gut für den anderen sei, aber wenn dieser nicht will, dann
bringt es nichts.
Erkenntnis:
Man kann Beziehungen nicht erzwingen. Wollen wir dies, dann zerstören wir dabei
mehr, als wir allenfalls gewinnen können. Wir müssen Beziehungen ihren Lauf
lassen und wenn der andere nicht will, dies auch akzeptieren.
Frage: Wo versuche ich Beziehungen zu erzwingen?
Begründung: Offenbar hat Putin mehr oder weniger in Isolation seine Idee von Grossrussland entwickelt, allenfalls wurde er von einem engen Vertrauten aufgeschaukelt.
Erkenntnis: Um
gut zu entscheiden, müssen wir uns in ein Geflecht von Beziehungen begeben und
Widerrede tolerieren, ja sogar willkommen heissen. Nur so sehen wir alle
Optionen, die uns zur Verfügung stehen, eine unabdingbare Notwendigkeit, sogar
dann, wenn wir mit dem Herzen entscheiden. Ein Herzentscheid funktioniert nur dann,
wenn wir auch alle Möglichkeiten wahrgenommen haben.
Frage: Sehe ich alle Optionen, bevor ich mich
entscheide?
Beobachtung: Der Krieg bedroht unglaublich viele unschuldige
Menschenleben. Sehr viele Menschen sind direkt in Lebensgefahr, viele mehr
indirekt durch Preiserhöhungen oder Angst vor einem ausgeweiteten Krieg
betroffen. Wie es Einzelne trifft, ist unfair und zufällig.
Erkenntnis: Es
gibt keine übergeordnete Gerechtigkeit. Äussere Dinge passieren einfach – diese
sind selten fair. Ich kann aber immer in meinem Inneren heilen. Diese Freiheit
bleibt mir, egal was passiert.
Frage: Wo wehre ich mich gegen die äusseren
Ereignisse?
Beobachtung: Der Krieg hat die Corona Probleme
überdeckt. Er nimmt uns die Chance, die Probleme und Ungereimtheiten
aufzuarbeiten.
Erkenntnis:
Wir dürfen ein Problem mit einem anderen ersetzen. Das alte Thema muss
aufgearbeitet werden, auch wenn das neue dramatischer wirkt.
Frage: Wo habe ich alte Themen nicht vollständig
bearbeitet?
Beobachtung: Es ist unklar, wie alles herauskommen
wird. Wir können zu diesem Zeitpunkt kaum eine Prognose wagen, weder für die
Ukraine, für Russland oder ganz konkret für unser eigenes Leben. Alles kann verhältnismässig
glimpflich ablaufen oder in einem umfassenden Krieg mit Hungersnöten enden. Als
einzelner Mensch können wir dies kaum beeinflussen, aber die innere Bearbeitung
bleibt stets eine Möglichkeit.
Erkenntnis:
Unsicherheit gehört zum Leben. Wir können aber immer die Gelegenheiten nutzen,
unsere inneren Themen anzugehen.
Frage: Bearbeite ich alle meine inneren Themen?
Beobachtung: Putin hat ein falsches Bild der
Geschichte, welche er als Begründung für den Einmarsch verwendet. Er vergisst
Elemente, die nicht dazu gehören und dichtet andere hinzu.
Erkenntnis:
Wir haben alle die Tendenz, unsere Geschichte verändert darzustellen. Wollen
wir weiterkommen, ist jedoch eine ehrliche Betrachtung notwendig.
Erkenntnis: Nehme ich meine Vergangenheit ehrlich
wahr?
Beobachtung: Der Westen kritisiert Russland für
den unbegründeten und übertriebenen Einmarsch. Ganz ähnliches haben aber die
USA im Irak und bereits zahlreiche Male vorher verschuldet. Beispielsweise haben
die USA California, Nevada, Arizona, New Mexico, Colorado und Texas von Mexiko
erobert oder sonst mit zwielichtigen Mitten angeeignet.
Erkenntnis: Meistens
macht man das, was man an anderen kritisiert, selbst auch.
Frage: Was kritisiere ich? Mache ich das Gleiche
auch?
Beobachtung: Europa nimmt ukrainische Flüchtlinge mit
offenen Armen auf. Bei den Flüchtlingen aus Afghanistan oder Syrien war man
viel zurückhaltender. Das kommt mir wie Heuchelei vor. Vermutlich werden die
Ukrainer offener aufgenommen, weil man den Eindruck hat, sie seien näher
verwandt oder ähnlicher, obwohl man durchaus Argumente aufführen könnte, wieso
dies nicht so ist.
Erkenntnis:
Menschenfreundlichkeit ist oft heuchlerisch.
Frage: Wo und wieso bin ich ein «guter» Mensch?
Beobachtung: Das internationale Eisenbahnlärmnetzwerk,
welches ich leite, hatte wenige Tage nach dem Kriegsbeginn eine online Sitzung
geplant. An dieser Sitzung hätten die russischen Bahnen zum ersten Mal teilgenommen.
Sollte man sie nun ausladen oder nicht? Und wenn ja, wie? Ein Dilemma. Der
einzelne russische Bahningenieur kann nichts für den Krieg und eine fachliche
Besprechung könnte sogar friedensfördernd sein. Doch wurde der Druck der
anderen Teilnehmer immer grösser, Russland zu boykottieren und auch ich fand,
dass der russische Angriff absolut ungerechtfertigt war. Wegen dem gleichen
Dilemma verbot die internationale Bahnorganisation (unter dessen
Schirmherrschaft diese Sitzung stattfand) alle Sitzungen gänzlich. Wir
organisierten als Folge jedoch eine informelle Sitzung, was dann aber unmittelbar
vor der Sitzung wieder überflüssig wurde, weil die Bahnorganisation Russland
suspendierte und die Sitzung wieder offiziell, aber ohne Russen, stattfinden
konnte. Es war eine stressige Situation, in der ich oft nicht wusste, was
machen und immer wieder neu entscheiden musste.
Erkenntnis: Dilemmas und schnell ändernde
Situationen gehören zum Leben. Man muss sie aushalten und darin ständig neue
Lösungen versuchen.
Frage: Gebe ich meinen Dilemmas genügend Raum und
bin ich gewillt immer wieder neue Lösungen auszuprobieren?
Beobachtung: Die Farben der ukrainischen Flagge
sind hellblau und gelb, diejenigen der russischen weiss, ein dunkleres blau und
rot. Umgemünzt auf die Farben der Chakren, heisst dies, dass das Weltbild (dunkelblau)
und die Existenz (rot) versuchen die Darstellung (hellblau) und den Standort
oder die Gefühle (gelb) zu dominieren. Das Weiss (Herz) ist nicht mehr in der Mitte,
sondern auf die Seite gedrängt. Interessanterweise bin ich letzten Herbst in
der Franche Comté sehr oft hellblau/gelben Wanderwegzeichen gefolgt (allerdings
mit gelb oben), fast wie wenn das Thema damals schon in der Luft gelegen wäre.
Erkenntnis: Die Themen von einzelnen Chakren
versuchen andere zu dominieren, anstatt sich im Herzen zu verbinden.
Frage: Wo werden mein Gefühl und meine Darstellung
von meinem Weltbild und existentiellen Themen verdrängt. Wie kann ich die
Chakren im Herzen verbinden?
Wanderweg in der Franche Comté mit gelb/blauem Wanderwegzeichen.
Nächster Kurs: 2. April, 2022, Die Schamanische
Reise von Anfang an. Ein Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene. Oberwiler
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