Sonntag, 13. März 2022

Erkenntnisse aus dem Krieg

Kaum ist Corona vorbei (vermeintlich), kommt die nächste Krise: Krieg in der Ukraine. Wie geht der Schamane damit um? Ein Ansatz ist immer: Alles, was ich im Aussen beobachte, gibt es auch in mir selbst. Das heisst, auch der Krieg, oder besser gesagt, diejenigen Aspekte des Krieges, die mich betroffen machen, habe ich auch in mir. Der Krieg ist also eine gute Gelegenheit, Gesichtspunkte von mir zu analysieren, heilen und verbessern. Hier eine Liste von Elementen des Krieges, welche mich betroffen machen, welche Erkenntnisse ich daraus ziehe und welche Fragen sich für meine persönliche Entwicklung daraus ableiten lasse – dies als Inspiration, es auch so zu tun. Wie immer bei solchen Interpretationen, muss ich betonen, dass es sich um meine Beobachtungen handelt. Andere Menschen haben andere Themen und beobachten und interpretieren die Geschehnisse deshalb auch anders. Übrigens: Eine solche Analyse ist immer auch einen kleinen Beitrag an den Frieden. Wenn die Erkenntnisse aus Ereignissen klar sind und im persönlichen Leben umgesetzt werden, dann müssen die Ereignisse nicht mehr stattfinden oder sie machen einen nicht mehr betroffen.


Beobachtung: Der Krieg macht keinen Sinn. Der Umfang und die Härte entsprechen in keiner Art und Weise den gesteckten Zielen. 

Erkenntnis: Handlungen muss man einem konkreten Thema anpassen.

Frage: Wo sind meine Handlungen nicht angemessen?

 

Beobachtung: Eine Begründung, welche Putin für den Krieg gibt, ist die Befreiung der Ukraine von drogenabhängigen Neonazis, welche die Führung des Landes übernommen hätten. Auch soll die russischsprachige Minderheit erlöst werden. Doch ist ausgerechnet Selensky, der Präsident der Ukraine, russischsprachig und von jüdischer Abstammung. Dass Begründungen selten stimmen, sehe ich auch an vielen anderen Orten, z.B. bei Reorganisationen und Entlassungen, Erklärungen von Ämtern oder im Privaten sind die Gründe, welche mir gegeben werden, kaum stimmig, wenn man sie genauer anschaut.

Erkenntnis: Begründungen, die wir von anderen Menschen oder Organisationen hören stimmen fast nie. Die Begründungen, die wir uns selbst geben, um unser eigenes Verhalten zu rechtfertigen, stimmen meistens genauso wenig. Auch wir lügen uns selbst an. Wollen wir weiterkommen, müssen wir gegenüber uns selbst ehrlich sein.

Frage: Wo bin ich nicht ehrlich zu mir selbst?

 

Beobachtung: Scheinbar will Putin ein Grossrussland oder eine Art Fusion zwischen Russland und der Ukraine erzwingen. Beziehungen lassen sich aber nicht erzwingen. Man mag zwar die Idee haben, dass eine Beziehung gut für den anderen sei, aber wenn dieser nicht will, dann bringt es nichts.

Erkenntnis: Man kann Beziehungen nicht erzwingen. Wollen wir dies, dann zerstören wir dabei mehr, als wir allenfalls gewinnen können. Wir müssen Beziehungen ihren Lauf lassen und wenn der andere nicht will, dies auch akzeptieren.

Frage: Wo versuche ich Beziehungen zu erzwingen?


Begründung: Offenbar hat Putin mehr oder weniger in Isolation seine Idee von Grossrussland entwickelt, allenfalls wurde er von einem engen Vertrauten aufgeschaukelt.

Erkenntnis: Um gut zu entscheiden, müssen wir uns in ein Geflecht von Beziehungen begeben und Widerrede tolerieren, ja sogar willkommen heissen. Nur so sehen wir alle Optionen, die uns zur Verfügung stehen, eine unabdingbare Notwendigkeit, sogar dann, wenn wir mit dem Herzen entscheiden. Ein Herzentscheid funktioniert nur dann, wenn wir auch alle Möglichkeiten wahrgenommen haben.

Frage: Sehe ich alle Optionen, bevor ich mich entscheide?

 

Beobachtung: Der Krieg bedroht unglaublich viele unschuldige Menschenleben. Sehr viele Menschen sind direkt in Lebensgefahr, viele mehr indirekt durch Preiserhöhungen oder Angst vor einem ausgeweiteten Krieg betroffen. Wie es Einzelne trifft, ist unfair und zufällig.

Erkenntnis: Es gibt keine übergeordnete Gerechtigkeit. Äussere Dinge passieren einfach – diese sind selten fair. Ich kann aber immer in meinem Inneren heilen. Diese Freiheit bleibt mir, egal was passiert.

Frage: Wo wehre ich mich gegen die äusseren Ereignisse?

 

Beobachtung: Der Krieg hat die Corona Probleme überdeckt. Er nimmt uns die Chance, die Probleme und Ungereimtheiten aufzuarbeiten.

Erkenntnis: Wir dürfen ein Problem mit einem anderen ersetzen. Das alte Thema muss aufgearbeitet werden, auch wenn das neue dramatischer wirkt.

Frage: Wo habe ich alte Themen nicht vollständig bearbeitet?

 

Beobachtung: Es ist unklar, wie alles herauskommen wird. Wir können zu diesem Zeitpunkt kaum eine Prognose wagen, weder für die Ukraine, für Russland oder ganz konkret für unser eigenes Leben. Alles kann verhältnismässig glimpflich ablaufen oder in einem umfassenden Krieg mit Hungersnöten enden. Als einzelner Mensch können wir dies kaum beeinflussen, aber die innere Bearbeitung bleibt stets eine Möglichkeit.

Erkenntnis: Unsicherheit gehört zum Leben. Wir können aber immer die Gelegenheiten nutzen, unsere inneren Themen anzugehen.

Frage: Bearbeite ich alle meine inneren Themen?

 

Beobachtung: Putin hat ein falsches Bild der Geschichte, welche er als Begründung für den Einmarsch verwendet. Er vergisst Elemente, die nicht dazu gehören und dichtet andere hinzu.

Erkenntnis: Wir haben alle die Tendenz, unsere Geschichte verändert darzustellen. Wollen wir weiterkommen, ist jedoch eine ehrliche Betrachtung notwendig.

Erkenntnis: Nehme ich meine Vergangenheit ehrlich wahr?

 

Beobachtung: Der Westen kritisiert Russland für den unbegründeten und übertriebenen Einmarsch. Ganz ähnliches haben aber die USA im Irak und bereits zahlreiche Male vorher verschuldet. Beispielsweise haben die USA California, Nevada, Arizona, New Mexico, Colorado und Texas von Mexiko erobert oder sonst mit zwielichtigen Mitten angeeignet.

Erkenntnis: Meistens macht man das, was man an anderen kritisiert, selbst auch.

Frage: Was kritisiere ich? Mache ich das Gleiche auch?

 

Beobachtung: Europa nimmt ukrainische Flüchtlinge mit offenen Armen auf. Bei den Flüchtlingen aus Afghanistan oder Syrien war man viel zurückhaltender. Das kommt mir wie Heuchelei vor. Vermutlich werden die Ukrainer offener aufgenommen, weil man den Eindruck hat, sie seien näher verwandt oder ähnlicher, obwohl man durchaus Argumente aufführen könnte, wieso dies nicht so ist.

Erkenntnis: Menschenfreundlichkeit ist oft heuchlerisch.

Frage: Wo und wieso bin ich ein «guter» Mensch?

 

Beobachtung: Das internationale Eisenbahnlärmnetzwerk, welches ich leite, hatte wenige Tage nach dem Kriegsbeginn eine online Sitzung geplant. An dieser Sitzung hätten die russischen Bahnen zum ersten Mal teilgenommen. Sollte man sie nun ausladen oder nicht? Und wenn ja, wie? Ein Dilemma. Der einzelne russische Bahningenieur kann nichts für den Krieg und eine fachliche Besprechung könnte sogar friedensfördernd sein. Doch wurde der Druck der anderen Teilnehmer immer grösser, Russland zu boykottieren und auch ich fand, dass der russische Angriff absolut ungerechtfertigt war. Wegen dem gleichen Dilemma verbot die internationale Bahnorganisation (unter dessen Schirmherrschaft diese Sitzung stattfand) alle Sitzungen gänzlich. Wir organisierten als Folge jedoch eine informelle Sitzung, was dann aber unmittelbar vor der Sitzung wieder überflüssig wurde, weil die Bahnorganisation Russland suspendierte und die Sitzung wieder offiziell, aber ohne Russen, stattfinden konnte. Es war eine stressige Situation, in der ich oft nicht wusste, was machen und immer wieder neu entscheiden musste.

Erkenntnis: Dilemmas und schnell ändernde Situationen gehören zum Leben. Man muss sie aushalten und darin ständig neue Lösungen versuchen.

Frage: Gebe ich meinen Dilemmas genügend Raum und bin ich gewillt immer wieder neue Lösungen auszuprobieren?

 

Beobachtung: Die Farben der ukrainischen Flagge sind hellblau und gelb, diejenigen der russischen weiss, ein dunkleres blau und rot. Umgemünzt auf die Farben der Chakren, heisst dies, dass das Weltbild (dunkelblau) und die Existenz (rot) versuchen die Darstellung (hellblau) und den Standort oder die Gefühle (gelb) zu dominieren. Das Weiss (Herz) ist nicht mehr in der Mitte, sondern auf die Seite gedrängt. Interessanterweise bin ich letzten Herbst in der Franche Comté sehr oft hellblau/gelben Wanderwegzeichen gefolgt (allerdings mit gelb oben), fast wie wenn das Thema damals schon in der Luft gelegen wäre.

Erkenntnis: Die Themen von einzelnen Chakren versuchen andere zu dominieren, anstatt sich im Herzen zu verbinden.

Frage: Wo werden mein Gefühl und meine Darstellung von meinem Weltbild und existentiellen Themen verdrängt. Wie kann ich die Chakren im Herzen verbinden?

 


Wanderweg in der Franche Comté mit gelb/blauem Wanderwegzeichen.

 

Nächster Kurs: 2. April, 2022, Die Schamanische Reise von Anfang an. Ein Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene. Oberwiler Kurse: oberwilerkurse