In der Steinzeit – vor 4000 bis 6000 Jahren - errichteten die Menschen von Spanien über Frankreich, Irland und Grossbritannien bis hin zu Skandinavien sogenannte Dolmen und Menhire. Die Dolmen bestehen meist aus einem schmalen Eingang, der in eine grössere Kammer führt. Weil man dort Skelette fand, werden sie als Grabkammern bezeichnet. Menhire sind ihrerseits einzelne oder in Kreisen beziehungsweise Linien angeordnete Steine, die bis zu 7 m hoch sein können.
Schon seit vielen Jahren suche ich in ganz Europa nach Dolmen und Menhiren und habe auch schon einige Blogs dazu verfasst (z.B. am 1.8.2012 oder 11.10.2013). Dabei stellte ich immer die Frage: Wieso wurden sie errichtet? Hatten sie eine spezielle spirituelle Bedeutung? Meines Erachtens ist es unwahrscheinlich, dass die damaligen Menschen - notabene ohne die heutigen Hilfsmittel - derart viel Aufwand in diese megalithischen Werke steckten, wenn diese keine wichtige Bedeutung hatten. Obwohl ich mich seit Jahrzehnten damit beschäftige, bin ich noch nicht ganz zufrieden mit meinem Verständnis und denke, dass es noch weitere Erkenntnisse zu entdecken gibt. Aber eben, welche?
Im Rahmen einer weiteren Reise zu Dolmen und Menhiren erkundeten wir das Gebiet von Languedoc-Roussillon im Süden Frankreichs, wo es Tausende solcher megalithischen Monumente gibt. Wir hatten die Gelegenheit, Hunderte von Dolmen und Menhiren zu entdecken und zu erforschen. Würde diese Reise neue Erkenntnisse hervorbringen? Im Folgenden möchte ich meine Beobachtungen und Erkenntnisse über die Dolmen teilen.
Bei den Dolmen stellte ich immer wieder die gleiche Beobachtung an: Bei weitgehend intakten Dolmen muss man durch einen schmalen Eingang kriechen, wobei man unweigerlich die seitlichen Steinplatten und die Decke berührt. Es ist oft richtig mühsam hindurchzukommen. Dahinter betritt man eine wesentlich grössere Kammer, in der man bei vielen Dolmen problemlos stehen kann. Es ist diese letzte Kammer, die bei den meisten Dolmen erhalten geblieben ist und uns das klassische Bild eines Dolmens vermittelt. Ist man nun aufgestanden und schaut mit einem entspannten Körper entweder nach hinten oder zurück zum Eingang, wird man von einer wellenartigen Bewegung erfasst. Dies könnte die von den östlichen Kulturen beschriebene Kundalini Energie sein. Wenn man sich anschliessend seitlich dreht, stoppen diese wellenartigen Bewegungen, und stattdessen bewegen sich die Arme spontan hinauf und hinunter, als wollte man fliegen. Legt man sich schliesslich hin, überkommt einen eine unglaubliche Ruhe und Verbundenheit. Nun ist alles in Ordnung, es gibt keine Sorgen mehr, man ist einfach da.
War dies nun Einbildung oder war da etwas dran? Eigentlich egal, denn die nachfolgende Interpretation hilft uns im Leben, ob die Menschen der Steinzeit dies nun tatsächlich beabsichtigt hatten oder nicht. Hier ein Vorschlag: Wir Menschen müssen uns in einer ersten Phase durch den Alltag bewegen, symbolisiert durch den schmalen Gang. Dies ist mühsam und überall stossen wir an. Es sind dies unsere Hindernisse und Probleme. Wir müssen aber hier unweigerlich hindurch, wenn wir uns weiterentwickeln wollen. Wir berühren also den Alltag und stellen uns allen Themen, die auf uns zukommen. Keines darf ausgelassen werden, sonst kommt man nicht weiter. Dies ist unsere dreidimensionale materielle Welt. Ziel ist es – spirituell gesprochen – dass wir unsere Chakren und die darin verborgenen Themen heilen. Jedes Mal, wenn wir an der Seite des Ganges anstossen, dann zeigt dies symbolisch auf ein anzugehendes Thema.
Nachdem wir uns dem Alltag gestellt und unsere Chakren geheilt haben, wird unser Bewegungsraum grösser. Wir stehen auf und können neue Perspektiven, beziehungsweise eine neue Dimension wahrnehmen. In diesem neuen Raum können sich nun die geheilten Chakren verbinden, was zu dieser wellenartigen Energie führt – genauso wie es die östlichen Traditionen beschreiben. Je mehr sich die Chakren verbinden, desto mehr verlieren sie ihre Identität und genau darum geht es: Wir sind daran, unsere besonderen Eigenschaften beziehungsweise unsere Identität zu verlieren. Wir lassen diese Energie zu und spüren die Verbundenheit, die dadurch entsteht. Unsere Aufgaben sind aber noch nicht erledigt. Immer noch sind wir in einem geschlossenen Raum.
Wir können nun eine weitere Dimension erschliessen, indem wir uns drehen. Obwohl wir noch in der Kammer sind, können wir nun symbolisch fliegen. Wir können dorthin gehen, wo wir wollen. Dabei werden wir immer mehr und mehr ein Teil von allem. Sind wir genug geflogen, besteht kein Unterschied mehr zwischen uns und allem anderen. Wir sind nicht nur uns selbst, sondern auch jeder Stein, jeder Baum, jeder Stern und jeder Planet. Wir fliegen und sind alles. Unsere Seele und die Gesamtseele sind eins. Und jetzt?
Wir legen uns hin. Wir haben alles erlebt: Wir sind durch die materielle Welt gegangen, haben die Chakren geöffnet und die Seele befreit. Wir sind alles geworden. Jetzt können wir in der Verbundenheit ruhen. Wir sind nur noch Liebe. Dann können wir sterben.
Könnten die Menschen der Steinzeit Dolmen bewusst als Symbole für den Lebensweg eines Menschen konstruiert haben? Wenn ja, wäre es nachvollziehbar, warum sie ihre Verstorbenen in Dolmen bestatteten. Urvölker auf allen Kontinenten haben ähnliche Erkenntnisse vom Lebensverlauf entwickelt. Immer geht es darum, das Bewusstsein der Verbundenheit zu fördern, die Erkenntnis also, dass wir alle eins sind. Wieso sollte dies nicht auch für die Steinzeitmenschen Europas gelten?
Aber nochmals: Es spielt keine Rolle. Wir als moderne Menschen können diese Symbolik anwenden, unabhängig davon, ob dies nun die Absicht der Steinzeitmenschen war oder nicht. Konkret: Wir müssen uns allen Themen stellen, die sich Tag für Tag ergeben. Keines darf ausgelassen werden. Wir sollten nicht zu früh den Eindruck haben, wir seien aufgewacht, erleuchtet, oder dergleichen, sonst schlagen wir bitterböse unseren Kopf an. Dies bedeutet, wir dürfen keine Themen unter den Teppich wischen und so tun, als wären wir in unserer Entwicklung schon weiter fortgeschritten, als wir es tatsächlich sind. Selbst wenn es uns gelingt, alle Themen anzugehen, und die wellenartige Energie zulassen, ohne den Kopf anzuschlagen, ist die Aufgabe noch nicht erledigt. Wir müssen uns nun bewusstwerden, dass wir unsere Eigenschaften und unsere Identitäten loslassen müssen, bevor es uns gelingt zu fliegen und dabei alles zu werden. Und erst, wenn uns dies klar ist, können wir uns in Liebe und Verbundenheit ausruhen. Es ist nun Zeit zu sterben.
Wir durchlaufen diesen Prozess nicht nur einmal, sondern für jedes Thema erneut. Das heisst, dass wir uns für bestimmte Themen noch im Eingangsbereich befinden, während wir für andere bereits in der Kammer angelangt sind. Im Verlauf eines Lebens verlagert sich auf diese Weise immer mehr von uns in diese Kammer. Bevor wir sterben, versuchen wir, so viele Aspekte von uns dorthin zu bringen wie nur möglich. Dies damit wir in Verbundenheit und Liebe sterben können.
Beispiel
eines Dolmens mit Eingang und dahinter liegender Kammer.
Im
Ursprungszustand waren die Dolmen meist unter Hügeln aus Steinen oder Erde.