Schamanen gehen konsequent ihren Weg. Hierzu fällen sie alle
Entscheidungen mit dem Herzen. Dies ist der Kern des Schamanismus. Diese Aussage
ist zwar einfach, aber voller Tücken und Fallen. Eine davon ist, dass man diese
Philosophie zwar kennt, sie auch als Begründung anführt, aber trotzdem nicht
den eigenen Weg geht. Im Extremfall kann es sogar sein, dass man selber
vollkommen überzeugt ist, mit dem Herzen zu entscheiden, dies aber dennoch nicht
wirklich der Fall ist. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine äusseren
objektiven Kriterien oder Handlungen gibt, nach denen man beurteilen könnte, ob
etwas auf dem Weg der Liebe ist oder nicht. Zudem können Aussenstehende kaum abschätzen,
ob jemand anders einen eigenen Weg geht, denn es ist unmöglich zu wissen, was
im Herzen eines anderen vorgeht und welche Erfahrungen er noch machen muss.
Wir sind in dieser Sache also so ziemlich alleine auf uns
gestellt. Wie gehen wir damit um? Wie können wir beurteilen, ob wir auf unserem
Weg sind oder nicht, ob wir uns etwas vormachen und vielleicht sogar die
schamanische Philosophie als Ausrede verwenden, um unsere Themen nicht
anzugehen?
Schauen wir uns zuerst einige Möglichkeiten an, welche dazu
führen können, dass wir uns fälschlicherweise aufs Herz beziehen:
Das Herz kann die
Entscheidung nicht fällen: Wir wollen zwar ehrlich mit dem Herzen
entscheiden, aber unser Herz ist nicht offen oder es ist stark verwundet und
deshalb nicht fähig den Weg der Liebe zu spüren. Wir verwechseln dann den
Herzentscheid oft entweder mit einem Gefühlsentscheid (z.B. es macht Freude,
folglich sage ich ja) oder mit einem Kopfentscheid (z.B. ein Herzentscheid
erkennt man durch guten Taten).
Unser Herz konnte
einmal unseren Weg spüren, hat aber die Fähigkeit wieder verloren: Ein
offenes Herz muss gepflegt werden. Nur weil man einmal mit dem Herzen
entscheiden konnte, garantiert nicht, dass man diese Fähigkeit nicht wieder
verliert. Wenn wir der Gefahr nicht bewusst sind, dass unser Herz die
Entscheidungsfähigkeit verlieren kann, geraten wir in eine falsche Sicherheit
und können so von unserem Weg abkommen. In anderen Worten: Auch wenn wir schon lange unterwegs sind, können wir unseren Weg trotzdem manchmal nicht mehr erkennen.
Wir verwenden den
Herzentscheid als Ausrede: Wir möchten gar nicht wirklich mit dem Herzen
entscheiden (denn dies kann harte, unangenehme Arbeit bedeuten), befinden uns aber
in einer Umgebung, in der dies zum guten Ton gehört. Folglich begründen wir
jede Entscheidung auf diese Art, auch dann, wenn es keine Herzentscheide sind.
Wir tun dies, weil wir wissen, dass es keinen objektiven Massstab gibt und deshalb
alles mit dem Herzen begründet werden kann. Dieses Vorgehen kann bewusst oder
auch unbewusst sein.
Wegen diesen Tücken und Fallen müssen wir regelmässig und
möglichst ehrlich beurteilen, ob bei uns eine dieser Möglichkeiten zutrifft. Dabei
müssen wir beachten, dass diese Möglichkeiten nicht einen generellen Zustand
darstellen, sondern durchaus nur Teilbereiche eines Lebens betreffen können.
Beispielsweise können wir auf Ferienreisen zwar gut mit dem Herzen entscheiden,
zu Themen der Arbeit ist aber das Herz geschlossen, weiter haben wir betreffend
Beziehungen die Fähigkeit mit dem Herzen zu entscheiden wieder verloren und
betreffend der Hausarbeit verwenden wir Herzentscheide als Ausrede.
Wie kann man nun herausfinden, ob diese Möglichkeiten
zutreffen oder nicht? Als Beispiele hier einige mögliche Symptome:
Wir sind zu
selbstsicher: Sind wir sicher, dass wir sehr gut mit dem Herzen
entscheiden, dass also das hier beschriebene Thema nicht auf uns zutrifft, dann
haben wir fast sicher ein Problem damit. Es ist kaum möglich, dass wir
diesbezüglich derart perfekt sind. Klingt dieses Thema also nicht an, dann
müssen wir uns selber kritisch hinterfragen.
Wir delegieren die
Verantwortung: Beobachten wir, dass wir uns im Gespräch auf eine höhere
Kraft beziehen, welche das eigene Herz kennt
(der göttliche Wille, das Universum usw.), die passive Stimme verwenden
(es sagt nein…) oder allerlei Hilfsmittel wie Pendel als Unterstützung
verwenden, dann lohnt es sich, den eigenen Herzentscheid zu hinterfragen.
Menschen auf eigenen Wegen spüren ihr Herz direkt und übernehmen dann die
Verantwortung und sagen: Ich habe entschieden und erwähnen ihr Herz dabei gar
nicht.
Wir wollen das Aussen
verbessern: Wir entscheiden wahrscheinlich nicht mit dem Herzen, wenn wir
das Aussen verändern wollen, statt dass wir unser Thema im Inneren angehen. Auf
eigenen Wegen des Herzens folgt in der Regel das Aussen dem Innen und nicht
umgekehrt. Natürlich gibt es hier Ausnahmen, welche aber das Herz kennt.
Die Welt ist gegen
uns: Wir fühlen uns als einen guten Menschen, machen alles richtig und
dennoch ist die Welt oder sind einzelne Personen gegen uns. In diesem Fall
haben wir wahrscheinlich vorgefasste oder übernommene Vorstellungen davon, was
als Herzentscheid gilt und was nicht.
Wir sind verwirrt:
Wenn das Herz keine eindeutige Antwort gibt, kann dies am Herzen selbst liegen.
Zu beachten ist jedoch, dass dies auch der Fall sein kann, wenn nicht alle
Möglichkeiten in Betracht gezogen werden oder die Entscheidung für die Zukunft
gefällt werden soll (Herzentscheide funktionieren nur für Entscheide im Jetzt).
Dies sind einfach einige Beispiele. Man kann gut die
Wahrnehmung hierfür schärfen, wenn man weitere Symptome sucht.
Auf der anderen Seit ist es genauso wichtig zu erkennen, was
nicht
als Zeichen gewertet werden kann: Kein Indikator, ob wir richtig mit
dem Herzen am Entscheiden sind oder nicht, sind die konkreten Dinge, welche wir
antreffen oder unsere spezifischen Lebensumstände. Jemand der Erfolg hat oder
gesund ist, ist deswegen nicht mehr oder weniger auf dem eigenen Weg, als
jemand der scheitert oder krank ist.
Fazit: Weil es so
wichtig ist, dass der Schamane mit dem Herzen entscheidet, ist er diesbezüglich
sehr selbstkritisch. Er erwartet, dass er mitunter Fehler macht, manchmal weil der
Herzentscheid nicht geht, manchmal weil er träge geworden ist und die Fähigkeit
verloren gegangen ist, oder mitunter weil er aus Faulheit die Arbeit scheut,
die damit zusammenhängt. Ist man sich dieser Gefahr jedoch bewusst, dann ist es
viel einfacher möglich, wieder auf den Weg zurückzukehren.
Aber wie gewinnt man die Fähigkeit, wieder mit dem Herzen zu
entscheiden, nachdem man entdeckt hat, dass hier ein Problem aufgetaucht ist? Hierzu
suchen wir die Wunden, welche dazu führten. Dies sind vor allem frühere
Abweichungen von unserem Weg, welche wir nicht anerkannt haben. Dann heilen wir
die Wunden, in der Regel indem wir die früher nicht zugelassenen Empfindungen
(körperlicher Schmerz, Gefühle, Verzweiflung) nachträglich annehmen.
Weil ich in diesen Blog Posts das Thema Heilung noch nie
explizit aufgeführt habe, habe ich untenstehend eine Zusammenfassung aus meinem
im August erscheinenden Buch „Das schamanische Buch der Liebe“ aufgeführt. Das
Thema ist zudem detailliert im „Schamanischen Heilbuch“ beschreiben.
Ich wünsche alles Gute dabei!
Schamanen hinterfragen ihre Herzentscheide kritisch, damit sie auf dem eigenen Weg bleiben. |
Wunden und deren Heilung
Ein wichtiges Element des eigenen Weges ist die Heilung von
alten Wunden. Solche Wunden entstehen dann, wenn wir von unserem Weg des
Herzens abweichen. Dies geschieht am häufigsten in unserer frühen Kindheit. In
dieser Zeit werden wir oft gezwungen, Pfade zu verfolgen, die nicht unserem
Herzen entsprechen. Im besten Fall werden wir einfach erzogen, im schlimmsten
werden wir auf alle Arten und Weisen manipuliert und dienen als Energiequelle
für unsere Bezugspersonen. Wir werden beispielsweise ignoriert, obwohl wir
Zuwendung notwendig hätten oder wir werden geschlagen, wenn wir nicht gehorchen
und vieles mehr. Als Kind können wir jedoch die Gefühle, die zu diesen
Situationen gehören, meist nicht zulassen. Es würde uns überfordern, vielleicht
sogar zu unserem Tod führen, wenn wir die Angst, die Wut, die Sehnsucht oder
die Verzweiflung voll zuliessen, die jeweils angebracht gewesen wäre. Als
Konsequenz stecken diese damals nicht zugelassenen Gefühle noch in uns und
verursachen dabei etwas, das man Wunden nennen kann. Auf einem Weg des Herzens
sind wir aufgefordert, die so entstandenen Wunden zu heilen.
Um bei einer Abweichung wieder auf unseren Weg zurück zu
gelangen, müssen wir grundsätzlich wieder mit dem Herzen entscheiden und die
Empfindungen, welche die Abweichung darstellen, zulassen. Bei Wunden aus
unserer Vergangenheit müssen diese im Nachhinein zugelassen werden. Wir fühlen
also den Schmerz oder die Verzweiflung nachträglich, die wir eigentlich als
Kind gehabt hatten.
Unsere alten Wunden führen uns im alltäglichen Leben oft in
Situationen, die ähnlich zu denjenigen sind, welche die Wunden verursacht
haben. Wurden wir etwa als Kind plötzlich von einer Bezugsperson verlassen, so
geraten wir als Erwachsene auch immer wieder in Situationen, in denen wir
plötzlich verlassen werden. Die Ereignisse im Heute können dann helfen, die
alten Wunden zu erkennen und zu heilen. Wenn wir also durch Ereignisse im
Alltag auf Schmerz oder Gefühle stossen, so lohnt es sich, nach den alten Wunden
zu suchen, die sich dahinter verstecken.
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