Wir merken nicht, dass wir in eine Falle geraten sind: Viele Fallen sind getarnt. Nicht nur erkennen wir sie kaum, sondern sind wir in einer gefangen, so merken wir dies oft nicht einmal. Dies führt dazu, dass wir uns sinnbildlich in ein immer tieferes Loch graben und dabei vollständig überzeugt sind, nach wie vor auf unserem Weg zu sein. Auch wenn wir die Falle ahnen, schauen wir meist der Wahrheit nicht ins Auge, denn unser Gefühl von Verlust und Enttäuschung wäre wohl zu gross. Lieber lehnen wir die Möglichkeit einer Falle ab und machen so weiter wie bisher. Der wichtigste Umgang mit Fallen ist also, ehrlich anzuerkennen, dass wir möglicherwiese in eine geraten sind. Dazu müssen wir mitunter innehalten und den eigenen Standort genau überprüfen. Es kann dabei durchaus hilfreich sein, Aussenstehende zu fragen, ob wir möglicherweise in eine Falle geraten sind. Die Einschätzung anderer muss natürlich nicht stimmen, aber sie kann uns doch Anhaltspunkte geben.
Die Verantwortung nicht übernehmen: Unser Tun oder auch Nichtstun hat Konsequenzen: Oft sind Folgehandlungen notwendig. Wir müssen gewissermassen den Brei ausessen, den wir angerichtet haben. Machen wir dies nicht, dann geraten wir von unserem Weg ab. Dies ist eine Falle, denn oft ist es aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen einfacher zu warten und nichts zu tun, in der Hoffnung oder Erwartung, dass irgendwann eine Lösung von allein entsteht oder jemand kommt, welcher die Situation wieder in Ordnung bringt. Unser Weg führt aber durch alles, was wir angerichtet haben. Verwandt damit ist folgender Punkt:
Delegieren: Schamanen finden sich im Alltag ihrer Gesellschaft zurecht. Sie beherrschen die Tätigkeiten, die hierzu notwendig sind und machen die Dinge soweit möglich selbst. Sie geraten dann in eine Falle, wenn sie mehr und mehr Tätigkeiten zum Beispiel wegen spirituellen Kontakten oder philosophischen Gedanken an andere delegieren, um mehr Zeit für die vermeintlich wichtigeren Angelegenheiten zu haben. Der Weg des Schamanen geht aber durch den Alltag: Er geht arbeiten, einkaufen, erledigt den Haushalt und so weiter.
Sich hinter übergeordneten Themen verstecken: Statt sich den Themen des eigenen Weges – dies ist eben schwierig! – zu widmen, beschäftigten sich viele Menschen lieber mit übergeordneten Themen, sei es der Klimawandel, die Rettung der Erde oder die Ungleichheit unter den Menschen. Dies sind sicher gute Ziele, aber wenn dabei die unmittelbaren Themen vernachlässigt werden, dann ist dies ebenfalls eine Falle. Solche Menschen haben oft auch eine überrissene Meinung von sich selbst und haben den Eindruck, sie seien irgendwie für die höheren Aufgaben auserwählt worden. Der Beitrag des Schamanen zum Gesamtwohl ist jedoch immer die eigene Heilung. Es nützt wenig, sich Gedanken zur Rettung der Erde zu machen und dabei die eigenen Aufgaben nicht zu beachten.
Heuchelei: Viele Menschen wollen auf ihren Wegen sichtbare Resultate sehen. Für ihren Aufwand wollen sie also Früchte ernten. Meist ist dies Gesundheit, Fitness, Erfolg und ähnliches. Wenn sich diese Dinge nicht einstellen, dann spielen sie die problematischen Aspekte herunter. Nach aussen wollen sie kundtun, dass alles in Ordnung ist. Nur: Wege sind nicht so und immer entstehen neue Herausforderungen. Diesen müssen wir uns stellen und dabei unsere Verwundbarkeit und Anfälligkeit anerkennen. Nur so gelangen wir zu denjenigen Erlebnissen, welche unsere Heilung anregen. Diese Heuchelei kostet übrigens grosse Mengen von Energie, welche dann für den eigenen Weg nicht mehr zur Verfügung steht.
Sich hinter Herzentscheiden verstecken: Jedes Verhalten kann der Umgebung gegenüber als Folge eines Herzentscheides begründet werden. Sind wir jedoch in einer Falle, so funktionieren Herzentscheide nicht mehr. Wir täuschen uns dabei selber aber auch andere. Unsere Herzentscheide müssen wir deshalb immer kritisch hinterfragen.
Uns nach «Autoritäten» orientieren: Wenn wir eine Methode anwenden, die jemand anders entwickelt hat, so mang diese zwar gut für ihn sein, aber nicht unbedingt für uns. Wir sind deshalb aufgefordert uns selbst zu erforschen und herauszufinden, wie wir vorgehen. Die Orientierung nach Autoritäten ist eine weitere Art, die Verantwortung nicht zu übernehmen. Dies gilt natürlich auch für alles was ich sage – auch diese Checkliste ist deshalb kritisch zu hinterfragen.
Co-dependency (Co-Abhängigkeit): Wenn wir im Umfeld eines Menschen sind, welcher in eine Falle geraten ist und wir dies tolerieren oder sogar unterstützen obwohl wir dessen bewusst sind, dann stecken wir selbst in einer. Co-dependency als Begriff stammt von Alkohol- oder Drogensüchtigen, bei denen Angehörige das Verhalten des Süchtigen unterstützen, indem sie beispielsweise den Alkohol beschaffen oder das Problem herunterspielen. Das Gleiche geschieht bei Angehörigen von Menschen, die in Fallen geraten sind. Sie helfen etwa mit, die Probleme zu ignorieren, die Aufgaben wahrzunehmen, welche andere ihnen delegiert haben oder sie übernehmen stellvertretend Verantwortung. Sie helfen dem Menschen in der Falle dabei wenig, sondern im Gegenteil, dieser gerät dadurch stärker und stärker in die Falle. Auch dies kostet Unmengen von Energie, welche dann nicht mehr für den eigenen Weg zur Verfügung steht.
Energie anderen entziehen: Sind wir in eine Falle geraten, dann (wie bereits bei einigen Punkten erwähnt) so benötigt dies viel Energie. Es ist deshalb ein Zeichen einer Falle, dass wir Verhaltensweisen aufweisen, welche anderen Energie entziehen. Beispiele sind: Die Aufmerksamkeit von anderen auf sich lenken, sich als Opfer darstellen, andere angreifen oder blossstellen, Respektlosigkeit und vieles mehr.
Dies ist, wie gesagt, nur eine unvollständige Liste von möglichen Fallen. Aber was tun, wenn wir feststellen, dass wir in einer Falle stecken? Nur schon, diesen Umstand anzuerkennen, ist die Hälfte der Lösung. Haben wir sie identifiziert, dann gehen wir mit Bedacht das Thema der konkreten Falle an: Wir übernehmen die Verantwortung, wir delegieren nicht mehr, machen mehr selbst, wir schauen die unmittelbaren Themen an und verstecken uns nicht mehr hinter übergeordneten Themen. Wir sind ehrlich über unseren Zustand, wir verstecken uns nicht mehr hinter Herzentscheiden, wir orientieren uns nicht mehr an Autoritäten und wir spielen unsere und die Themen der Angehörigen nicht mehr hinunter und zeigen stattdessen unsere Anfälligkeit und Verwundbarkeit. Schliesslich entziehen wir unserem Umfeld keine Energie mehr. So können wir uns in langsamen Schritten von der Falle befreien.