Freitag, 28. Februar 2020

Schamanismus in Zeiten des Corona Virus


Mit dem Corona Virus befinden wir uns gerade in einer sehr besonderen Zeit. Grund genug, sich auf den Schamanismus zu besinnen. Für jeden sind die Auswirkungen vermutlich anders und deshalb ist auch der konkrete Umgang mit der Krankheit verschieden. Es gibt solche, denen macht die Situation nichts – und diese können sich getrost etwas anderem widmen: Für den eigenen Weg ist jeweils nur das von Bedeutung, was uns auch berührt. Sind wir von einer Situation hingegen betroffen, sprich, löst sie Gefühle oder Verzweiflung aus, so sind wertvolle Erkenntnisse zu entdecken und es ergeben sich Chancen sich selbst zu heilen und wichtige Schritte auf dem eigenen Weg zu gehen. Ich bin selbst mitten im Corona-Gewühl, unter anderem, weil ich zwei Dinge entscheiden muss: Erstens, muss ich bestimmen, ob ich eine geschäftliche Veranstaltung in gut einer Woche in Berlin, für die ich verantwortlich bin, durchführen soll oder nicht. Zweites wird eine ähnliche Entscheidung etwas später betreffend einer Ferienreise aktuell. Wegen diesen hängigen Entscheidungen beobachte ich die Situation mit erhöhter Aufmerksamkeit. Der Virus macht mich auf diese Art betroffen – es stecken also in dieser Situation Themen und Erkenntnisse. Hier möchte ich beispielshaft zeigen, was ich in Zusammenhang mit dem Corona Virus zurzeit beobachte, und welche Fragen sich daraus ergeben. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen bildet wiederum die Basis für Einsichten zu mir und zu meinem Weg. Bei jeder Beobachtung gibt es jeweils zwei Ansätze: Wo habe ich alte Wunden beziehungsweise alte Geschichten, welche ich heilen kann und wo zeige ich selbst das Verhalten, welches ich im Aussen sehe? Meine Beobachtungen:

Nicht die Krankheit macht mir Sorgen, sondern die Reaktion der Behörden und der Mitmenschen: Die Krankheit als solche ist wahrscheinlich nicht bedeutend schlimmer als eine normale Grippe. Dennoch werden unglaubliche und einschneidende Massnahmen zu deren Eindämmung ergriffen – die jedoch ihrerseits die Verbreitung kaum bremsen. Meine Fragen hierzu sind: Wo bin ich auch schon von der Überreaktion meiner Mitmenschen betroffen gewesen? Und wo reagiere ich selbst nicht angebracht auf eine Situation?

Als Reaktion werden Veranstaltungen abgesagt und Verbindungen gekappt. Verbindungen zwischen Menschen sind für unser Gedeihen essenziell. Wenn wir uns isolieren, unseren Themen nicht in die Augen blicken, wenn wir hoffen, dass alles gut wird, wenn wir mit ihnen den Kontakt vermeiden, so leben wir in einer Illusion. Genauso wie der Virus bereits überall ist, sind unserer Probleme auch überall präsent. Wenn wir uns abschotten, dann kehren wir unsere Probleme gewissermassen unter den Tisch. Wir bemerken sie dann vielleicht nicht mehr, können sie aber so auch nicht angehen, erhalten keine Hilfe und sehen zudem nicht mögliche Optionen, um mit den Problemen umzugehen. Unsere Angst - gar unsere Hysterie - wächst, je mehr wir uns isolieren und so tun, als hätten wir die Dinge unter Kontrolle. Ich frage mich also: Wo wurde ich in der Vergangenheit von Anderem und Anderen abgeschirmt? Wo wurden die Probleme nicht angegangen? Wo isoliere ich mich jetzt und vermeide die Themen, die eigentlich vorhanden wären?

Die Reaktionen haben einen zufälligen Charakter und sind nicht prognostizierbar. Ich weiss nicht wann und wo mich eine Massnahme treffen wird. Welche Verbindung wird als nächstes gekappt? Welche Region wird als nächstes unter Quarantäne gesetzt? Ich kann unmöglich erahnen, was als nächstes passiert – ich weiss nur, dass etwas passieren wird. Dies ist einerseits ärgerlich und löst Angst aus, auf der anderen Seite beobachte ich, wie dies meine Aufmerksamkeit enorm erhöht hat. Ich bin momentan sehr auf die unmittelbaren Geschehnisse fokussiert, habe wenig Geduld, für Dinge, die ich als unwichtig erachte, bin aber motiviert, meine eigenen Aufgaben anzugehen. Genau diese Unsicherheit und Zufälligkeit machen mich lebendig. Ich frage: Wo wurde in der Vergangenheit mein Leben durch das Streben nach Sicherheit eingedämmt? Wo ziele ich nach Sicherheit statt nach Lebendigkeit?

Die Massnahmen gegen die Krankheit werden vermutlich mehr Schaden anrichten als die Krankheit selbst. Das Kappen von Verbindungen, die Absage von Veranstaltungen werden bei vielen einen grossen Schaden anrichten und können durchaus zu einer Wirtschaftskrise führen, die am Ende viel mehr Leid und Todesopfer fordern wird, als allfällig vom Virus geschützte Personen. (Die Krankheit ist hingegen sicher gut für das Klima – aber dies ein anderes Thema). Ich frage: Wo und wann haben mir die Lösungen von Problemen mehr geschadet als genützt? Bei welchen meiner eigenen Lösungen verursache ich mehr Schaden als Nutzen?  

Wie und aufgrund von welchen Kriterien soll ich mich entscheiden? Die Unsicherheit hat zwar – wie gerade geschildert - ganz viele Vorteile, aber ich muss mich trotzdem immer wieder entscheiden, was ich in einer konkreten Situation mache (z.B. reisen oder nicht?) oder wie tief ich mich sonst in das Gewühl begebe. Die Unsicherheit ist zwar durchaus gut, aber auch nur so viel, wie ich noch produktiv verarbeiten kann. Es gibt hier ein Zuviel (und ein Zuwenig!). Ich muss gewissermassen die richtige Dosis anwenden. Wie entscheide ich? Die Antwort des Schamanen ist immer: Es ist ein Herzentscheid! Nur funktionieren Herzentscheide selten gut, wenn wir Angst haben. Zudem muss gewährleistet werden, dass auch wirklich alle Möglichkeiten berücksichtigt werden und ich muss beachten, dass ich Herzentscheide nur im Jetzt fällen kann. (Über die Schwierigkeiten des Herzentscheides habe ich schon oft in diesem Blog berichtet). Deshalb ist zuerst Ruhe angesagt. Die Hauptaufgabe ist also, dass ich zuerst zur Ruhe komme, und erst dann auf mein Herz höre. Und dies nicht nur einmal, sondern immer wieder. Ich frage mich gleichzeitig: Wo hat äussere Hysterie schon dazu geführt, dass ich mein Herz nicht gespürt habe? Wo bin ich heute zu ängstlich, um auf mein Herz zu hören? Und, wie kann ich gewährleisten, dass ich wirklich alle Optionen vor Augen habe?  

Selbstverständlich können diese Themen mit schamanischen Reisen unterstützt werden. Daran arbeite ich zurzeit. Die Resultate sind aber vorderhand zu persönlich, als dass ich sie schildern möchte. Aber eine Reise möchte ich doch erzählen. Ich fragte: Wie gehe ich ganz allgemein mit dieser Situation um?


Ich sitze in einer meditativen Haltung auf einem kleinen Hügel in einer Waldlichtung. Meine spirituelle Helferin fordert mich dazu auf, mich auf meine Atemzüge zu konzentrieren. Ich spüre, wie sich mein Herz öffnet. Im Wald rund um die Lichtung hat es zahlreiche scheinbare Eingänge, aber jeder ist dunkel und ich sehe nicht, wohin sie führen und ob die Wege wirklich weiterführen oder nicht. Es kommt ein Gewitter auf und es beginnt zu regnen. Ich werde unruhig. Ich fühle mich schutzlos in der Waldlichtung und möchte in den Wald rennen – nur hat es dort Bäume, in welche die Blitze genauso gut einschlagen könnten. Ich weiss nicht was machen und verzweifle zusehends. Meine spirituelle Helferin legt aber beruhigend die Arme auf meine Schultern und sagt: «Warte!» Dann legt sie die Hände auf meinen Rücken, genau auf das hintere Herzchakra, und ich spüre, wie sich dann auch mein hinteres Herzchakra öffnet. Es regnet nach wie vor. Wir werden beide nass, es blitzt und donnert immer noch, aber es kommt eine schöne, innere Ruhe auf. Allmählich verzieht sich das Gewitter, die Sonne scheint und verblüfft stelle ich fest, wie der Wald verschwunden ist. Der Hügel, auf dem ich sitze, ist nun mitten in einer grossen Ebene, eingetaucht in ein schönes Licht. Ich sehe nun in alle Richtungen, und ich spüre, wie mir alles offensteht. Ich muss aber nirgends hin. Ich bleibe vorderhand auf dem Hügel und nehme die Ebene einfach wahr.  

Die Interpretation: Ich muss ruhig bleiben und mein Herz bewusst öffnen. Dies sowohl vorne (ich nehme meinen Weg des Herzens wahr) wie auch hinten (ich setze den Weg des Herzens um). Es bringt nichts in den vermeidlichen Schutz des Waldes zu rennen. Bleibe ich ruhig, wird der Regen mit der Zeit verschwinden und alle Möglichkeiten stehen mir dann offen. Ob ich eine davon wähle oder nicht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch bedeutungslos.  

Fazit: Das beste Umgang in der gegenwärtigen Situation ist: Ruhe bewahren und die Gelegenheit intensiv nutzen, die eigenen Themen anzugehen. Wie dabei die konkreten Entscheidungen zu fällen sind, wird sich nach und nach ergeben.



In eigener Sache: Es dauert zwar noch eine Weile, aber die nächsten Gelegenheiten, eigene Themen auf eine schamanische Art und Weise anzugehen, sind: Samstag und Sonntag, 7. und 8. November, 2020 im Obi-Haus in Zürich (oder ganz kurzfristig morgen, 29. Februar) und am Samstag, 28. November an den Oberwiler Kursen in Oberwil bei Zug. Mehr Information dazu auf www.jakoboertli.ch.


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