Sie heissen Zoom, Teams, GoToMeeting, WebEx, Skype. Seit mehr als einem Jahr kommuniziere ich beim Arbeiten hauptsächlich mittels solchen Videokonferenzen. Gewisse, mir lieb gewordene Menschen, mit denen ich viel zusammenarbeiten muss, habe ich seit Oktober 2019 nicht mehr gesehen. Das heisst, ich sehe sie schon, immer wieder, sogar viel häufiger als vorher, aber immer auf einem Bildschirm. Ich sitze in meinem Zimmer und nehme an einem solchen «Call» nach dem anderen teil, manchmal in dieser Sprache, dann in der nächsten, manchmal sind es Personen aus der Schweiz, manchmal aus der ganzen Welt, manchmal ist es nur eine Person, manchmal eine Gruppe, mitunter sogar mehrere Hundert Menschen auf einmal. Was ich aber jedes Mal beobachte: Ich bin am Ende komplett ausgelaugt. Und zwar viel mehr, als wäre ich an eine Sitzung gereist und hätte die anderen Menschen live gesehen. Sogar dann, wenn diese Reise äusserst mühselig war. Nicht nur bin ich ausgelaugt, sondern eigenartig traurig und deprimiert, manchmal auch sehr aggressiv, nachdem ich auf «verlassen» gedrückt habe – dies, obwohl ich schon zuhause bin und mich gleich irgendeiner Freizeitaktivität widmen könnte. Was läuft hier ab? Irgendetwas gibt es hier zu entdecken.
Ich bin der Sache nachgegangen und habe folgendes aufgespürt: Jedes technische System, welches wir für unsere Kommunikation einsetzen, parasitiert die Verbindung zu einem anderen Menschen. Verbindungparasiten habe ich schon in einem früheren Blog beschrieben (Schamanismus mit Jakob Oertli: Verbindungsparasitismus: Fallbeispiel Mountainbiker), als ich aufzeigte wie Mountainbiker die Verbindung von anderen Menschen zur Natur parasitieren und mit dieser Energie ihre Identität als Mountainbiker stützen. Ebenfalls habe ich in einem Blog vor zwei Jahren (Schamanismus mit Jakob Oertli: Wieso gibt es etwas und nicht vielmehr nichts? Die schamanischen Konsequenzen einer tiefgründigen Frage.) aufgezeigt, wie Verbindungen das eigentlich Reale sind und nicht die Dinge selbst, obwohl wir uns an diese Identitäten klammern. Bei Videokonferenzen geschieht nun etwas ganz Ähnliches und dies erklärt den Energieverlust. Hierzu möchte ich einen Schritt zurück gehen und das Bild von Wellen in einem Meer aufrufen:
Im Prinzip sind wir Menschen und alle anderen Dinge Teil einer grossen Masse von Verbindungen, welche nicht unmittelbar sichtbar sind, sondern zum Beispiel aus Chakra Verbindungen bestehen und die wir etwa durch die Ausstrahlung oder das Charisma einer anderen Person feststellen. Unser Selbst ist in diesem Bild eine Welle im Meer: Wir sind zwar als etwas Separates erkennbar, aber wir sind immer ein Teil des ganzen Meeres. Das Meer stellt in diesem Bild die Summe aller Verbindungen dar und wir sind während unseres Lebens lediglich ein Teil dieser Gesamtmenge von Verbindungen. «Nur» eine Welle zu sein reicht aber den meisten Menschen nicht – sie wollen eindeutig etwas Separates sein und sie bauen sich im Meer Grenzen auf – sie sind dann vergleichbar etwa mit einer Boje, welche im Meer schwimmt. Dieser Blickwinkel ist sehr häufig und die meisten Menschen würden alle materiellen Dinge des Alltages als separate Einheiten ansehen, so eben wie eine Boje, und nicht als Bündel von Verbundenheit, so wie eine Welle im Meer.
Eine Welle erhält die Energie für ihre Bewegung vom Wind. Analog erhält ein Mensch, der sich als verbundene Einheit empfindet, seine Lebensenergie oder seinen Lebensfunken durch die Verbindung, etwa durch die Liebe. So folgen sowohl Wellen wie auch der verbundene Mensch ihre Wege. Bei einer separaten Einheit ist aber eine zusätzliche Energie notwendig, um die Grenzen zu Anderem aufrecht zu erhalten. Es benötigte etwa Energie, um den Kunststoff der Boye zu produzieren und auch um sie mit einem Anker an Ort und Stelle zu halten. Analog muss auch ein Mensch, welcher eine separate Identität aufbauen will, sich Fremdenergie beschaffen – Liebe allein genügt nicht. Eine Möglichkeit, zu dieser Energie zu gelangen, ist das Parasitieren von Verbindungen. Eine Boje im Meer stört den natürlichen Wellengang. Dabei macht eine einzelne nicht viel aus – aber wenn es ganz viele werden, sieht es anders aus – da hat der Wind kaum mehr eine Chance. Analog stört ein identitätssuchender Mensch die Verbundenheit der Menschen untereinander, der Menschen mit der Natur und so weiter, indem er die Aufmerksamkeit auf sich selbst lenkt – da hat Liebe kaum mehr eine Chance.
Und damit gelangen wir zu Videokonferenzen. Diese sind sehr anfällig auf Parasitismus, denn wir müssen uns vor allem auf materielle Eigenschaften des Gegenübers einstellen. Wir nehmen etwa wahr, wie er spricht oder wie er aussieht. Gleichzeitig sind aber Stimmung, Ausstrahlung oder Chakra Verbindungen wesentlich schwieriger festzustellen. Hierzu sind die Bilder zu klein, zu unscharf, wir bemerken die subtilen Körperhaltungen kaum, die Hintergründe lenken ab, die Kameras werden an und abgestellt, wir können die anderen nicht riechen oder anfassen, Smalltalk geht verloren und vieles, vieles mehr. Wir müssen uns zwar voll konzentrieren, aber wir nehmen hauptsächlich materielle Merkmale wahr und nicht die spirituellen Verbindungen. Wir nehmen also vor allem die Bojen wahr und nicht die Wellen. Damit wird die Verbundenheitsenergie abgesogen.
Aber wer profitiert? Im Fall von Videokonferenzen ist dies einerseits alles Materielle auf der Welt, das heisst die grundsätzliche Philosophie, dass es separate Dinge gibt und dass das Reale nicht Verbundenheit ist. Wir fördern also während dem Call mit unserer Energie die materielle Sichtweise. Dann profitieren alle Einheiten, welche sich als separate Identitäten sehen, alle Menschen also, die Wert auf ein separates Selbst legen. Sehen wir uns als Welle, dann unterstützen wir während der Videokonferenz also alle Bojen. Auf diese Art fördern wir sozusagen die Verschmutzung des Meeres mit Bojen – wohl so lange, bis man gar nicht mehr merkt, dass es eigentlich ein Meer hätte. Wir unterstützen mit unserer Energie das Materielle, bis wir gar nicht mehr feststellen, dass es im Prinzip um Verbindungen ginge.
Dieses Phänomen gibt es natürlich nicht nur bei Videokonferenzen, sondern auch bei normalen Telefongesprächen, bei SMS, bei WhatsApp Meldungen, bei E-Mail-Kommunikation, und sogar beim normalen Sprechen. Die Umstände der Kommunikation führen zu unterschiedlicher Ablenkung durch materielle Parasiten. Ein normales Gespräch, welches zum Beispiel in einem pompösen Sitzungszimmer stattfindet, kann genauso zu einem Energieverlust führen, wie eine Videokonferenz. Aber solche Sitzungszimmer haben wir doch viel weniger häufig als Videokonferenzen und immerhin steht man dort realen Menschen gegenüber, dessen Stimmung man gut wahrnehmen kann. Deshalb sind wohl Videokonferenzen eines der häufigsten gegenwärtigen Situationen, wo Verbindungen parasitiert werden.
Also: Videokonferenzen sind höchst problematisch und benötigen Unmengen von Energie. Wir werden hier richtiggehend parasitiert und ausgelaugt und fördern dabei eine materielle Sichtweise der Dinge. Die Frage lautet nun: Was machen? Wenn wir die Details verändern, so nützt dies wenig: Es gibt nur wenig Verbesserung, wenn wir etwa den Abstand zum Bildschirm verändern, mit dem Hintergrund spielen und dergleichen. Viel wichtiger scheint mir, dass wir uns bewusstwerden, dass dieser Mechanismus besteht und unsere Aufmerksamkeit auf die Verbindung richten, welche ausserhalb des Computers stattfindet. Hierzu lohnt es sich vor der Besprechung die anderen Menschen vorzustellen und gewissermassen in der spirituellen Welt eine Verbindung mit ihnen herzustellen. Wir versuchen also die anderen Menschen zu spüren, bevor wir sie am Computer vor uns haben. Dann bemühen wir uns während der Sitzung uns immer wieder daran zu erinnern, dass es um die Verbindung zu diesen Menschen geht und nicht um deren materiellen Eigenschaften (wie sie aussehen, wie sie sprechen usw.). In anderen Worten müssen wir uns auf die Verbindungen konzentrieren, welche sich ausserhalb des Videosystems abspielen. Zwischen allen Bojen konzentrieren wir uns also nicht auf diese, sondern auf so viel Meer wie wir noch irgendwo sehen. Auf diese Art kann die Verbindung doch noch etwas leben, wir werden als Folge weniger parasitiert und verlieren weniger Energie.
In eigener Sache: Der Kurs «Der Schamane zwischen den Welten» wurde auf den 20. November, 2021 verschoben: oberwilerkurse
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen