Donnerstag, 10. März 2016

Bescheidenheit



Bescheidenheit ist eine wichtige Qualität unseres eigenen Weges des Herzens Richtung Liebe. Aber wieso?

Wollen wir unseren eigenen Weg des Herzens gehen, dann müssen wir diesen zuerst wahrnehmen. Das Fenster zu unserem Weg ist wiederum unser Herz. Dieses muss offen sein, damit die Liebe, sprich unser Weg, hineinströmen kann. Wie bei einem Fenster, entsteht nur dann ein Luftzug von aussen nach innen, wenn der Druck aussen grösser ist als der Druck innen. In diesem Vergleich ist die Liebe ein Teil des Drucks von aussen, unser materielles Selbst, unser Ego beziehungsweise unsere Identität oder Form der Druck von innen. Je nach Druckverhältnis fliesst entweder unser Ego nach Aussen oder die Welt inklusive der Liebe nach innen. Das heisst, damit wir unseren Weg wahrnehmen, müssen wir unser materielles Selbst beziehungsweise unser Ego in den Hintergrund stellen. Oder etwas radikaler ausgedrückt: Wir müssen unsere Bedeutungslosigkeit anerkennen, also unsere Idee aufgeben, dass wir jemand sind, der wichtig ist. Dies erreichen wir, indem wir uns in Bescheidenheit üben. Mit Bescheidenheit lässt der Druck auf der Innenseite des Fensters nach, das Aussen mitsamt der Liebe strömt in uns und erst dann haben wir eine Chance die nächsten Schritte unseres Weges wahrzunehmen.

Natürlich – und das ist oben schon angetönt - strömt bei einem offenen Fenster nicht nur Liebe in uns. Alles, was ausserhalb ist, dringt in uns hinein. Nach wie vor müssen wir also entscheiden, was von alldem nun zu unserem Weg gehört und was nicht. Aber zumindest hat der eigene Weg die Möglichkeit sich bemerkbar zu machen, was er sonst gar nicht hätte. Das Aussortieren bleibt also. Aber lieber aussortieren und das Gute finden, als wegen einem zu starkem Ego das Gute gar nicht erst zulassen.

Vielleicht ist ein Vergleich mit Wasser passend: Als Eis haben wir eine konkrete Form, wir sind jemand, wir haben Status, ein Ego, eine Individualität. Aber als Eis sind wir auch starr, unbeweglich und abgegrenzt  gegenüber anderen und anderem. Wenn das Eis hingegen schmilzt und wir flüssiges Wasser werden, wir also unsere Form beziehungsweise unser Ego aufgeben, dann gibt uns dies die Beweglichkeit, einen Weg zu gehen. Flüssiges Wasser bewegt sich, Eis nicht. Flüssiges Wasser hat dafür keine Form, Eis schon – dies also die Gegensätze.  Um uns zu bewegen, müssen wir deshalb den Anspruch aufgeben, dass wir jemand sind. Und hier hilft Bescheidenheit.

Was heisst dies konkret?  Wie leben wir, ohne Identität, gewissermassen, ohne zu existieren? Wir leben von Herzen und ignorieren dabei alles, was uns normalerweise eine äussere Form gibt: Wir geben unsere Persönlichkeit, unsere Konditionierung, unsere kulturelle Prägung, unsere Rollen, unsere Meinungen, unsere Urteile auf. Sicher, wir müssen nach wie vor einem Lebensunterhalt nachgehen, müssen uns in der Gesellschaft bewegen und so weiter – und solches braucht eine Form. Aber die Identitäten, die wir dabei eingehen, sind immer vorübergehend, etwa wie Kleider, die wir der jeweiligen Situation anpassen. Nie nehmen wir dabei diese temporäre Form oder Identität ernst.   

Bescheidenheit hilft uns demnach, diese äussere Form oder Identität, unser Ego also, abzustreifen.  Deshalb ist es wohl hilfreich, wenn wir uns ein paar Eigenschaften der Bescheidenheit vor Augen führen:  

Wir akzeptieren Situationen, so wie sie sind, voll und ganz und ohne jeweils ein Urteil zu fällen. Auf der anderen Seite klagen wir nicht mehr darüber, wie schlecht es uns geht oder darüber, dass wir Opfer der Umstände sind.

Wir sind offen gegenüber allem, was uns begegnet. Auf der anderen Seite beschäftigen wir uns nicht mehr mit unserer Identität und wie wir sie stärken könnten.   

Wir sind dankbar für alles, was wir antreffen. Auf der anderen Seite lassen wir unsere Besitzgier los, sei dies für Materielles (etwa ein Haus oder ein Auto) oder für Immaterielles (etwa Lob, Status oder Anerkennung).

Wir haben keine Ansprüche. Auf der anderen Seite lassen wir unsere Selbstherrlichkeit und unsere Anspruchshaltung los.  

Wir vergeben anderen. Auf der anderen Seite machen wir niemandem Vorwürfe.

Wir üben uns in Vertrauen. Auf der anderen Seite geben wir unser Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit auf.  

Wir nehmen eine Haltung des Nicht-Wissens ein. Auf der anderen Seite, lassen wir unser Verständnis der Welt los und akzeptieren, dass wir stets von anderen lernen können.

Wichtig: Bescheidenheit heisst nun aber nicht, dass wir uns weniger wichtig oder wertvoll machen als andere oder uns selbst erniedrigen. Wir suchen also nicht das Gegenteil des Egos, oder wir suchen auch nicht wenig Identität statt viel Identität, sondern wir sind an einer anderen Stelle, einer wo dies alles gar kein Thema ist. Mit unserer Bescheidenheit öffnen wir uns für die Liebe – wir sind dann gewissermassen in einem anderen Raum, einem wo gar nicht erst über Identitätsfragen gesprochen wird.

Bescheidenheit – ganz im Gegensatz zur allgemeinen Meinung – ist also keine Schwäche, sondern im Gegenteil, eine Stärke. Es ist sogar eine sehr wichtige Stärke, welche uns ermöglicht, unseren eigenen Weg wahrzunehmen. Und - nochmals - nur wenn wir ihn wahrnehmen, können wir ihn auch gehen.  
 
                                  
 
Schwebefliege auf einem Buschwindröschen. Bescheidenheit oder nicht?
 

Montag, 1. Februar 2016

Braucht es Enthaltsamkeit für den eigenen Weg?


Es gibt unzählige Vorschläge, wie eigene Wege unterstützt werden könnten. Dazu gehören Empfehlungen, welche Enthaltsamkeit raten. Gemeint damit ist nicht nur, dass man sich sexuell zurückhalten oder ganz auf Sex verzichten sollte, sondern auch, dass man wenig isst, asketisch lebt, keine Drogen nimmt, das Vergnügen meidet und dergleichen. Meist stehen zwei Begründungen hinter dieser Idee: 1) Solche Aktivitäten rauben Energie, welche dann für den eigenen Weg nicht mehr zur Verfügung steht. Dies kann man sich wiederum nicht leisten, denn für den eigenen Weg benötigen wir unsere gesamte Energie. 2) Solche Handlungen lenken uns ferner von unserem Weg ab. Im besten Fall haben wir dabei nicht mehr die volle Aufmerksamkeit zur Verfügung und im schlechtesten verpassen wir unseren Weg sogar gänzlich. In anderen Worten: Wir müssen achtsam sein, überall lauern Gefahren oder Versuchungen, ständig sind wir irgendwelchen Prüfungen unterworfen und bestehen wir diese nicht, dann können wir unseren Weg vergessen. Es wird dann unmöglich die Liebe, die Erleuchtung oder Gott zu finden, wir müssen allenfalls sogar in einem anderen Leben dafür büssen oder sonstige Strafen auf uns nehmen. Unser Verzicht ist also ein notwendiges Opfer, welches wir erbringen müssen, damit wir weiterkommen. Den Versuchungen gilt es also mit allen Mitteln zu widerstehen.  
 
Kann das sein? Stimmt dies wirklich? Viele sagen ja. Immerhin ist diese Vorstellung ein wichtiger Bestandteil zahlreicher spiritueller Traditionen oder Religionen. Regeln über Essen oder Sexualität sind fast überall anzutreffen – und meistens geht es dabei um Verzicht auf die eine oder andere Art. Wurde hier also etwas Wichtiges erkannt oder vielleicht doch nicht? Die wichtige Frage: Muss man, um den eigenen Weg zu gehen, enthaltsam leben?
 
Obwohl häufig und prominent gestellt, geht diese Frage meines Erachtens an der Essenz von eigenen Wegen vorbei. Diese Frage stellt sich also gar nicht. Ich sehe es stattdessen eher so: Es gibt keine konkreten Handlungen, welche als solche unseren Weg fördern oder behindern könnten. Jede einzelne Aktivität kann entweder auf unserem Weg sein oder eben auch nicht. Alle Handlungen sind diesbezüglich wertneutral, sie können nicht als Massstab herangezogen werden. Das gleiche gilt natürlich für den Verzicht auf etwas – nicht handeln ist in diesem Sinne das gleiche wie handeln. Konkret kann zum Beispiel Sex auf dem eigenen Weg sein, aber es kann auch von diesem ablenken. Umgekehrt kann kein Sex auf dem eigenen Weg sein, oder aber auch ablenken.  
 
Es ist demnach nicht die Handlung als solche, sondern unser Herz, welches entscheidet, was auf unserem Weg liegt und was nicht. Weil unser Herz nur im Jetzt entscheiden kann, sind sowieso solche grundsätzlichen Entscheide unmöglich – zum Beispiel ob eine bestimmte Handlung nun zu uns passt oder nicht. Wir können uns also nur jetzt für oder gegen eine Handlung entscheiden – morgen müssen wir erneut entscheiden – und womöglich ist dann alles anders. Wir können dies im Voraus nicht wissen. Unser Weg ist nicht voraussagbar. Und dies gilt sowohl für Handlungen wie auch für den Verzicht darauf. Verzichte ich heute (von Herzen!), dann ist es möglich, dass ich dies morgen nicht mehr tue (wieder von Herzen!).
 
Hierzu passt auch das Thema des letzten Blogs (vgl. hierzu den letzten Blog Eintrag vom 31.12.15): Dort postulierte ich, dass absolute Aussagen den Fluss der Liebe behindern können. Enthaltsamkeitsgebote sind nun genau solche absoluten Aussagen. Es wird etwa gesagt: „Mach es genau so, dann bleibst du auf deinem Weg.“, aber eine solche absolute Regel behindert den eigenen Weg. Dies deshalb, weil die Liebe nicht mehr fliessen kann und der eigene Weg sehr viel damit zu hat, dem Fluss der Liebe zu folgen. Der Zweck der Regel wird also verfehlt. Wahrscheinlich ist dies sogar eine bewusste Taktik, denn solche Aussagen stammen oft von organisierten Religionen oder Gemeinschaften, die ihre Mitglieder damit bei der Stange halten. Solche Aussagen sind also eine Falle: Geködert wird mit Aussagen über den eigenen Weg (oder Gott, die Liebe, Erleuchtung und so weiter) und sind die Menschen einmal angezogen, schnappt die absolute Aussage zu und behindert in der Folge den wirklich eigenen Weg. Hat man dann eine Weile diese Opfer auf sich gebracht, hat man also schon viel investiert, dann schwindet das Interesse immer mehr, die Regelwerke der absoluten Aussagen zu hinterfragen und man bleibt bei der Organisation.
 
Wie sieht es der Schamane? Alles, was er im Leben antrifft, gehört zu seinem Weg. Alles kann demnach dazu dienen, dass er sich selbst beziehungsweise seinen Weg erkennt. Im Gewühl des Lebens – und alles darf dazugehören – erkennt er, wo noch ein Heilungsbedarf besteht. Er heilt und arbeitet an sich und gelangt so in eine neue Situationen, die wiederum bei ihm Dinge auslöst. Und immer entscheidet er mit dem Herzen: Ob er Sex hat oder nicht, entscheidet er mit dem Herzen, ob er etwas isst oder nicht ebenfalls, genauso, ob er sich einer Vergnügung hingibt oder nicht. Und weil mit dem Herzen entschieden worden ist, ist die Handlung oder Aktivität auf seinem Weg – es kann nicht anders sein. Es ist also nicht die Handlung als solche, die eine Rolle spielt, sondern die Motivation hinter der Handlung.
 
Soweit die Überlegung. Aber – dies meine Beobachtung – ist das reine Überlegen nicht genug. Ich fragte deshalb meine spirituelle Helferin, was sie zu diesem Thema findet. Hier das Resultat meiner schamanischen Reise: Ich sah mich auf einem Hügel. Um mich herum lag eine riesige Ebene, vollständig mit Menschen gefüllt, aufgeteilt in unzählige Gruppen. Alle Menschen waren daran, irgendwelche Regeln ihrer jeweiligen Gruppe zu befolgen: Beispielsweise Mönche, welche Keuschheitsgebote ablegten, Religionsgemeinschaften, welche Essensregeln aufstellten, aber auch Gesellschaften, welche zu Vergnügen aufriefen. Man bekam den Eindruck, dass alle Menschen vor allem damit beschäftigt waren, die jeweiligen Regeln einzuhalten. Ab und zu schauten Mitglieder einzelner Gruppen zu mir, hiessen mich in ihrer Gruppe willkommen, allerdings unter der Voraussetzung, auch ich würde ihre Regeln einhalten. Ich traute mich aber nicht in die Menschenmasse und sass auf diesem Hügel und fühlte mich einsam. Ohne die Regeln einer Gruppe anzunehmen, würde ich wohl diesen Hügel nie verlassen können, dachte ich mir. Ich beobachtete nun, wie andere Menschen durch die Menschenmassen zu gehen versuchten aber ohne die Regeln einzuhalten. Diese wurden schnell erkannt und buchstäblich zerfleischt. Dies bestätigte mich: Es gab offenbar wirklich kein Durchkommen. Meine Helferin fand nun, ich dürfe trotzdem nicht mehr lange auf diesem Hügel sitzen und zuschauen – ich müsse doch durch diese Menschenmenge hindurch und zwar zu einem zweiten Hügel, welcher sich auf der anderen Seite der Menschenmasse befand. Sie forderte mich dazu auf, mich übers Herz mit dem anderen Hügel zu verbinden. Diesem Herzstrang müsse ich nun bis zum anderen Hügel folgen. Ich ging mit gemischten Gefühlen los und folgte dem Strang. Ich traf auf die erste Gruppe und fügte mich zwangsläufig ihren Regeln (von Herzen, denn ich folgte ja meinem Strahl des Herzens). Ich war solange bei dieser konkreten Gruppe, bis ich ihren Bereich durchquert hatte. Als ich sie verliess, hatte ich viel gelernt und einiges an mir geheilt. So kam ich zur nächsten Gruppe, wo das Gleiche geschah. So ging es weiter, Gruppe um Gruppe, Regelwerk um Regelwerk. Und je weiter ich kam, desto stärker wurde die Verbindung zum anderen Hügel und desto klarer wurde meine Route. Mit der Zeit merkte ich, dass ich nicht mehr alleine war. Ich erkannte weitere Menschen, welche ihren eigenen Strahlen folgten. Wir trafen uns alle beim anderen Hügel.  
 
Was heisst dies nun konkret? Wir können Regeln und Gebote nicht vermeiden. Unser Weg führt immer durch Gesellschaften oder Gruppen, welche jeweils Regeln und Gebote aufstellen und umsetzen. Es geht nicht anders – die Gruppen sind so nah zusammen, dass keine Möglichkeit besteht, ihnen auszuweichen. Wir müssen also hindurch. Und es ist unser Herz, welches den konkreten Weg kennt. Wir vermeiden also nicht Gruppen mit Regeln, sondern wir befassen uns mit ihnen. Haben wir bei einer Gruppe alles erkannt, dann gehen wir zur nächsten.  
 
Wie können wir nun die Eingangsfrage zusammengefasst beantworten? Enthaltsamkeit als solche fördert weder unseren eigenen Weg noch behindert sie ihn. Gebote dieser Art gehören in die unzähligen Regelwerke, welche die Menschheit sich selbst auferlegt, manchmal gut gemeint aber mitunter auch als hinterhältige Falle, um andere Menschen an sich zu binden. Gruppen mit solchen Regelwerken lassen sich jedoch nicht vermeiden. Wir müssen hindurch – immer dem Herzen folgend, lernend und heilend. So geraten wir in neue Situationen, die wir ebenfalls durchlaufen müssen. Konkret heisst dies, dass wir manchmal enthaltsam und asketisch leben, dann aber wieder nicht. Wir erachten nichts als eine gegebene Notwendigkeit in unserem Leben. Dabei dürfen natürlich gewisse Handlungen durchaus das ganze Leben lang konsistent bleiben. Dies ist aber immer die Folge eines Herzentscheides und nicht deshalb, weil wir konkrete Regeln befolgen. Also: Nicht die Handlung als solche beziehungsweise den Verzicht darauf ist wichtig, sondern die Motivation, die dazu geführt hat.  

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Barrieren der Liebe


In einem früheren Blog postulierte ich, dass man sich in einen übergeordneten Raum, gewissermassen in eine höhere Dimension begeben muss, um die Formen der Liebe zu erkennen. In dieser Denkweise verwendete ich also physikalische Konzepte, um spirituelle Themen zu verstehen. Mit der gleichen Methode habe ich nun eine weitere Erkenntnis gewonnen, die ich hier gerne schildern möchte.  
 
Zuerst die physikalische Beobachtung: Eine bestimmte Dimension kann jeweils mit Elementen aus einer tieferen Dimension eingegrenzt werden. So kann etwa eine Ebene (zwei Dimensionen) mit einer Linie (eine Dimension) begrenzt werden, beispielsweise ist der Rand eines Quadrats eine Gerade. Das gleiche gilt für einen Raum (drei Dimensionen), welcher von Ebenen (zwei Dimensionen) begrenzt wird, beispielsweise sind Wände (zwei Dimensionen[1]) die Grenzen eines Zimmers (drei Dimensionen). Natürlich ist dadurch nicht gesagt, dass die Eingrenzung jeweils vollständig sein muss. So kann zum Beispiel eine Wand Türen als Durchgänge aufweisen. Wichtig für die Betrachtung hier ist aber, dass es potentiell möglich wäre, eine vollständige Grenze herzustellen mit Elementen aus einer tieferen Dimension. Geht man nun aber zwei Dimensionen tiefer, statt nur eine, kann hingegen keine vollständige Begrenzung mehr erstellt werden. Zum Beispiel ist es nicht möglich, einen Raum (drei Dimensionen) mit einer Linie (eine Dimension) einzugrenzen oder eine Ebene (zwei Dimensionen) mit einem Punkt (null Dimensionen).
 
Und was bedeutet das für die Liebe? Die Liebe (sechs Dimensionen[2]) kann mit Barrieren eingeschränkt werden, welche eine Dimension tiefer liegen, das heisst mit Elementen der Seele (fünf Dimensionen). Sie kann hingegen nicht mit noch tiefer liegenden Dimensionen eingeschränkt werden, das heisst mit der Aura (vier Dimensionen) oder mit dem Körper (drei Dimensionen).
 
Wie wenden wir nun diese Erkenntnis im praktischen Alltag an? Wir beobachten sowohl bei uns wie bei anderen immer wieder Barrieren der Liebe, Situationen also, in denen die Liebesenergie nicht fliessen kann. Stossen wir an eine solche Barriere, dann verursacht dies bei uns oft Verzweiflung. Wir spüren, hier müsste Liebe fliessen, sie tut es aber nicht. Mit diesen Barrieren der Liebe meine ich nicht – und das möchte ich betonen – die normalen Abgrenzungen, die notwendig sind, um unseren Alltag zu bewältigen. Wir müssen im Alltag durchaus Grenzen setzen, denn wir können uns unmöglich mit allem und jedem auseinandersetzen und niemals alles an uns heranlassen. Es geht nicht, wir brauchen also Grenzen. Nur nicht auf der Ebene der Liebe: Hier soll es fliessen, hier sind Grenzen nicht nötig. Wir behindern unseren Weg sogar, wenn wir uns auf der Ebene der Liebe abgrenzen, denn wir können so unter Umständen unseren Weg gar nicht mehr erkennen. Es ist also ein schwieriges Unterfangen: Auf der Ebene des Körpers, auf der Ebene der Aura und auf der Ebene der Seele müssen wir Grenzen setzen, nicht aber auf der Ebene der Liebe. Wie kann man nun unterscheiden?
 
Hier wird das Modell der Dimensionen hilfreich: Die Grenzen sind immer eine Dimension tiefer, als das, was wir abgrenzen möchten. Mit dem Körper (dreidimensional) ist es offensichtlich. Hier grenzen wir uns mit der Haut (zweidimensional) von anderen Körpern oder von anderen Gegenständen ab. Unsere Aura (vierdimensional, hierzu gehören zum Beispiel unsere Gefühle) können wir mit dreidimensionalen Körpern oder Gegenständen eingrenzen. Wenn ich beispielsweise die Türe schliesse, dann spüre ich die Gefühle einer anderen Person weniger stark. Weiter können wir die Seele (hier befindet sich beispielsweise unser Bewusstsein) mit der Aura begrenzen. Man kann zum Beispiel mit einem Gefühl von Wut verhindern, dass jemand Elemente unseres Bewusstseins erkennt. So „umranden“ etwa auch Wutbürger die rechtspopulistische Philosophie in vielen Ländern. Und schliesslich funktioniert es bei der Liebe genau gleich: Um die Liebe einzugrenzen, braucht es also Elemente des Bewusstseins, so können Grundsätze wie Beispielsweise „Kinder müssen streng erzogen werden“  den Fluss der Liebe eingrenzen.
 
Wenn wir nun Barrieren im Fluss der Liebe verhindern wollen, dann müssen wir auf seelische Grenzen achten – die tieferliegenden Grenzen wie etwa unsere Haut, physikalische Barrieren wie Wände oder unsere Gefühle spielen dabei keine Rolle. Das heisst, wenn wir Barrieren antreffen – bei uns oder bei anderen – dann müssen wir beurteilen, auf welcher Ebene sie stattfinden. Barrieren, welche mit der Seele aufgebaut werden sind problematisch weil sie den Fluss der Liebe durchbrechen können. Solche auf tieferen Ebenen haben diese Eigenschaft nicht und sind – ganz im Gegenteil – oft Lebenswichtig.
 
Was die ganze Sache nun noch komplizierter macht, ist dass es oft die genau gleichen Handlungen sind, welche Barrieren auf verschiedenen Ebenen aufbauen. Das heisst, rein aufgrund der Gestaltung der Barriere als solche ist es schwierig zu erkennen, ob nun noch Liebesenergie fliesst oder nicht. Die nachfolgende Tabelle zeigt wie das gleiche Verhalten unterschiedlich motiviert sein kann.
 
sichtbarer Aufbau der Liebesbarriere
Beispiele von Motivationen, die keine vollständige  Liebesbarriere ermöglichen (Körper, Aura)
Beispiele von Motivationen, die eine vollständige Liebesbarriere ermöglichen (Seele) aber nicht müssen
keine Antwort auf Anfragen
Ich habe Angst, nicht alles zu schaffen, bin überfordert und mache deshalb eine Grenze.
Ich beantworte grundsätzlich Anfragen nur einmal die Woche.
keine Verpflichtungen eingehen
Ich habe zu viel zu tun.
Verpflichtungen binden mich, ich halte mich frei für meine eigenen Entscheidungen.
rasche Änderung von Plänen
Die Situation ändert sich sehr schnell, ich komme kaum nach.
Ich habe das Recht über mein Leben selbst zu entscheiden.
Vorhaben nicht Kommunizieren
Ich habe Angst, dass andere mir den Plan vereiteln.
Wenn andere wissen, was ich vorhabe, dann werden sie mich behindern (grundsätzliche Lebenseinstellung).
Alle Zeit verplanen
Ich bin sehr beschäftigt weil ich meinen Lebensunterhalt verdienen muss.
Bin ich beschäftigt, so kommt mir niemand zu nah.
Hektik
Ich muss mich beeilen, sonst verpasse ich den Zug.
Alle Zeit ist wertvoll, man muss sie nutzen.
sich hinter Autoritäten verstecken
Du glaubst mir nur, wenn es von einem Experten kommt.
Der Papst hat immer recht.
sich hinter der Arbeit verstecken
Ich habe Angst, meine Arbeit nicht rechtzeitig fertig zu haben.
Arbeit kommt grundsätzlich an erster Stelle.
keine körperliche Nähe oder Sex zulassen
Ich bin wütend auf dich und deshalb schlafe ich nicht mit dir.
Man darf nur Sex haben zur Zeugung von Kindern.
sich im Zimmer verkriechen
Ich habe von allem genug, ich muss für mich sein.
Nur wer alleine ist, kann sich selber sein.
 
Motivationen aus der mittleren Spalte können die Liebe also nicht eingrenzen, solche aus der rechten hingegen schon. Motivationen aus der mittleren Spalte sind wichtig, damit wir unseren Weg gehen können, solche aus der rechten Spalte behindern unseren Weg, weil sie den Fluss der Liebe einschränken und wir deshalb unseren Weg oft nicht mehr erkennen. Es ist deshalb sehr wichtig, auf diese oft nuancierten Unterschiede zu achten.
 
Zum Schluss noch dies: Viele mögen sagen, physikalische Überlegungen dieser Art würden nicht zur Spiritualität passen. Aber der Schamane ist umfassend – jede Art und Weise zu denken und jede Philosophie ist erlaubt, sofern sie hilft den eigenen Weg zu fördern und damit den Raum der Liebe zu vergrössern. Es zählt die Motivation, nicht die Methode. Mathematik oder Physik kann genauso den Schamanen unterstützen wie etwa Trommeln, schamanisches Reisen und Visionssuchen.


 

 


Barrieren der Liebe sind auf der Ebene der Seele zu suchen.
 
Quelle: www.abc.net.au



[1] Natürlich haben Wände auch eine Dicke, sind also genau genommen auch drei dimensional. Für die Eigenschaft der Grenze, ist die Dicke aber nicht relevant.
[2] Vergleiche "Das schamanische Buch der Seele"

Freitag, 20. November 2015

Der Stift


Alles, was uns im Aussen begegnet, hat irgendetwas mit uns selbst zu tun. Deshalb nehme ich manchmal an Kursen alltägliche Gegenstände mit, welche die Teilnehmenden dann in Zusammenhang mit ihrem Thema symbolisch deuten und schamanische Reisen dazu unternehmen. Immer wieder beobachte ich, wie auf diese Art und Weise interessante Erkenntnisse gewonnen werden. Bei meinem letzten Kurs im Obi Haus wollte eine Kursteilnehmerin auch mir einen solchen Gegenstand mitgeben. Wohl weil ich während dem Kurs immer nach Flipchart-Stiften gegriffen hatte, die nicht richtig funktionierten, wählte sie dann genau einen solchen als Gegenstand für mich. Dieser Blog handelt von den Erkenntnissen, die ich daraus gewonnen habe.

Der Stift ist dunkelblau. Diese Farbe hat für mich mit Weltbildern zu tun, sprich Ideen, Religionen, politischen Einstellung und dergleichen. Weltbilder bestehen aus Bewusstseinselementen, so wie ich sie im „schamanischen Buch der Seele“ beschrieben habe und bilden in diesem Sinne einen Teil der Seele. Dieser konkrete Stift schreibt jeweils eine Zeitlang, dann gibt er auf. Geht es nun darum, Weltbilder aufzugeben oder meine Sichtweisen zu verändern? Auf dem Stift steht unter anderem „permanent marker“. Heisst das, dass es dabei vor allem darum geht, „permanente“ oder tief verwurzelte Weltbilder zu suchen und aufzugeben? Weiter steht „nachfüllbar“. Könnte ich also die alten Weltbilder mit neuen ersetzten?

Dies die erste Analyse. Um einen weiteren Blickwinkel zu erhalten, beschoss ich eine schamanische Reise zu diesem Stift zu unternehmen. Hier das Resultat:

Ich treffe meine spirituelle Helferin wie immer in einer Waldlichtung. Ich habe den Stift dabei und frage sie nach der Bedeutung. Sie schaut mich an, lacht von Herzen kommt zu mir und nimmt den Stift aus meiner Hand und wirft ihn dann aber mit voller Wucht in den Wald. Ich bin etwas entsetzt ob dieser unerwarteten Handlung.

Ich schaue sie an und frage: „Soll ich den Stift suchen?“
„Nein“, antwortet sie „bist du etwa ein Hund? Komm mit mir!“

Mitten in der Waldlichtung hat es nun eine Öffnung und eine Treppe führt nach unten. Sie geht voraus, ich hinten nach. Die Treppe führt weiter und weiter nach unten, zuerst gerade und später als Wendeltreppe. Es geht weiter und weiter, schier endlos. Je tiefer wir kommen, desto mehr verändert sich die Luft. Ich habe zusehends Mühe mit Atmen und hoffe, dass es nicht mehr viel weiter geht. Plötzlich, unvermittelt, dreht sich meine Helferin um, legt ihre Hand auf mein Herzchakra und ich bin irgendwo im Freien in der Natur. Hier ist aber alles fremd, nichts kommt mir bekannt vor, keine Pflanze, kein Stein. Es hat Gerüche, aber keinen, den ich identifizieren könnte, es hat Klänge, aber nichts, das ich je gehört hätte. Es ist alles fremd. Auch ist meine Helferin nicht mehr da. Ich bin alleine in einer Umgebung in der ich nichts, aber auch gar nichts, erkenne. Das Ganze ist so überwältigend, dass ich nicht weiss, ob ich nun etwas fühle oder nicht. Es kommt dann ein kleines Mädchen auf mich zu, nimmt mich an der Hand, führt mich ein paar Schritte und zeigt mir den Stift, den meine Helferin vorhin in den Wald geworfen hatte. Ich bücke mich, hebe ihn auf und in diesem Moment ist die ganze Magie vorbei. Ich bin wieder in der Waldlichtung bei meiner Helferin.

Ich frage: „Möchtest du mir noch etwas dazu sagen?“
„Nein, aber ich zeige dir noch ein Bild.“

Mit Ihrem Finger zeigt sie auf mein Herzchakra, ihr Finger, dann ihre ganze Hand streckt sie direkt in meinen Körper. Unvermittelt bin ich auf einer Achterbahn. Auf einer geraden Schiene geht es auf ein Looping zu. Ich habe gar keine Zeit für Angst, denn schon bin ich im Looping drin. Es geht immer schneller und schneller, bis ich nur noch ein weisser Wirbel bin. Dieser beginnt sich höher und höher in den Himmel hinauf zu bewegen. Und auch hier bin ich plötzlich an einem neuen, mir vollständig unbekannten Ort. Ich denke, sicher kommt das Mädchen wieder und zeigt mir den Stift. Aber sie ist nirgends. Wie soll ich dann zurückkehren? Ich suche deshalb den Stift, finden ihn aber nicht. Dann merke ich, dass das Mädchen von vorhin doch da war und sich immer hinter mir versteckt hat. Es lacht und zeigt auf meine Hosentasche. Ja, da ist der Stift und ich bin sofort wieder in der Waldlichtung.

Ich frage meine Helferin. „Willst du mir sonst noch etwas dazu sagen?“ Sie hebt einen Arm in die Höhe, den anderen nach unten. Dann zeigt sie auf ihr Herz und sagt: „Alles verbindet sich hier“.

Damit ist die Reise zu Ende, ich bedanke mich und kehre zurück.

Ich interpretiere: Diese Reise bestätigt meine Vermutung, dass es darum geht, Weltbilder und Sichtweisen loszulassen und die Dinge aus anderen Blickwinkeln anzusehen. Auf diese Art kann ich auch das Herz beziehungsweise die Liebe anders wahrnehmen. Dies passt zum letzten Blog. Dort erzählte ich, dass ich die Liebe von aussen betrachten müsse, um sie besser zu verstehen oder um ihre Formen zu erkennen.  Ein Weg, die Liebe von aussen anzusehen, ist sie mit anderen Augen anzusehen, also nicht woanders hin zu reisen, sondern von hier aus die Sichtweise zu ändern. Und dies gelingt mit veränderten Weltbildern. Aber auch diese Sichtweisen sind nicht permanent: Ich kehre jeweils zurück, bevor ich erneut den Blickwinkel ändere.

Was man aus einem schlecht funktionierenden Stift nicht alles erkennen kann! Die Herausforderung ist nun, herauszufinden, wie ich es genau anstelle, Weltbilder loszulassen. Oder anders gesagt, wie kann ich lernen mit anderen Augen zu sehen? Wohl muss ich dazu jeweils durch etwas krasses hindurch (die Treppe in die Tiefe oder die Achterbahn). Ich werde es erfahren...
 
 
 


Nächstes Jahr sind wieder ein paar Kurse vorgesehen. Bereits bekannt sind:

Mit Schamanismus ein persönliches Thema angehen, Obi Haus Zürich, Samstag 23. Januar, 2016 http://www.obihaus.ch

Magische Begegnungen, Schamanismus in zwischenmenschlichen Beziehungen, Oberwiler Kurse, Oberwil bei Zug, Samstag, 30. Januar, 2016, http://www.oberwilerkurse.ch

Ein Fortsetzungskurs in Oberwil: Mit Schamanismus ein persönliches Thema angehen, Oberwiler Kurse, Oberwil bei Zug, Samstag, 5. März, 2016 http://www.oberwilerkurse.ch

Mit Schamanismus ein persönliches Thema angehen, Obi Haus, Zürich, Samstag und Sonntag, 12. Und 13. November, 2016  http://www.obihaus.ch

Die schamanische Reise von Anfang an, ein Grundlagenkurs, Oberwiler Kurse, Oberwil bei Zug, Samstag, 19. November, 2016 http://www.oberwilerkurse.ch
 
Mehr Details zu den Kursen auf:
 





Sonntag, 25. Oktober 2015

Was ist die Liebe wirklich?


Das letzte Unterkapitel in meinem Buch: „Das schamanische Buch der Seele“ lautet: Und was ist nun die Liebe wirklich? Ich schrieb: „Und damit bleibt die Frage: Was ist die Liebe wirklich? Wir gehen den Weg des Herzens. So wächst die Liebe, so wächst etwas, das umfassender ist als die Seele, umfassender als unser Bewusstsein, umfassender als unser Denken. Aber wissen wir deshalb, was Liebe ist? Wohin gelangen wir auf dem Weg des Herzens genau? Bei gewissen Übungen in diesem Buch haben wir erlebt, wie mit einem offenen Herz-Seelenchakra die Welt intensiver und farbiger wurde, wie die Dinge sich mehr wie sie selbst anfühlten, wie also die Essenz von allem besser zum Vorschein kam. Ist das schon die Liebe oder gibt es mehr? Die Liebe ist wohl in Worten kaum vollständig zu beschreiben, dennoch müsste es einen Weg geben, hier als Abschluss einen Eindruck dieses Raums zu geben. Und das in Worten, weil ein Buch nun einmal aus Worten besteht. Was würden Sie sagen, jetzt so Sie die Seele und den Weg des Herzens besser kennen? Sie haben genau einen Abschnitt zur Verfügung. Hier ist meiner: Die Liebe ist Wind und Regen zusammen mit Sonne: Ein Regenbogen! Zuerst ist sie winzig, klein, sanft und zart, dann wächst sie, wir grösser, nimmt zu, gedeiht, blüht, wird bunt, offen und vielfältig. Und unvermittelt ist sie vollständig. Die Liebe lässt dann los, fliegt in die Freiheit, voller Vertrauen und Gelassenheit, Achtung und Wertschätzung. Die Liebe ist dann alles und vielleicht deshalb auch nichts. Die Liebe ist dann immer und deshalb vielleicht auch nie. Die Liebe ist Sein.“

Das war damals. Mittlerweile ist es schon einige Jahre her, seit ich diesen Abschnitt geschrieben habe. Aber beschreibt dieser Abschnitt wirklich, was Liebe ist? Lernt man die Liebe tatsächlich vollständig kennen, wenn man den Weg des Herzens geht oder braucht es mehr? Ich bin nicht sicher, dass der Weg des Herzens alleine ausreicht und seit ich diese Zeilen geschrieben habe, versuche ich die Liebe näher zu ergründen. In dieser Angelegenheit bin ich gewissermassen mitten auf einer Entdeckungsreise. Ich möchte hier nun mein gegenwärtiger (und unvollständiger) Stand beschreiben. Hier zwei Schritte der Reise, einer ist Denken, der andere schamanisches Reisen:

Schritt 1. Mathematische Logik kann helfen: In meinem Buch beschrieb ich die verschiedenen Elemente wie Körper, Aura, Seele und Liebe als Dimensionen. Sollte dies stimmen, dann muss man immer eine Dimension weiter gehen, um die Formen in der Dimension zu erkennen, in der man sich gerade befindet. In einer Ebene (zwei Dimensionen) beispielsweise, sehen ein Dreieck oder ein Kreis aus wie eine Gerade – sie können nicht unterschieden werden. Es ist also nicht möglich ein Dreieck als solches zu erkennen, wenn ich selbst auch ein Teil der Ebene bin. Ich muss diese Ebene gewissermassen von oben betrachten, das heisst ich muss in die dritte Dimension und nur dann kann ich erkennen, welche Formen Dinge in der zweiten Dimension haben.[1] Das gleiche gilt für die dritte Dimension. Ich brauche Zeit (die vierte Dimension) um zu erkennen, welche Formen Dinge in der dritten Dimension haben. So muss ich um ein Gebäude herumlaufen, um dessen Form zu erkennen, und das braucht Zeit. Nun gilt dies auch für die Liebe (welche ich als sechsdimensionales Gebilde bezeichnete). Möchte ich demnach die Formen der Liebe erkennen, muss ich einen umfassenderen (siebendimensionalen) Raum finden. Um die Liebe zu verstehen, genügt es also nicht, nur dem Herzen nachzugehen. Ich muss dazu buchstäblich aus der Liebe hinaus und das Ganze aus einer umfassenderen Perspektive anschauen.

Schritt 2. Unverhofft gelange ich dank Heilung von Wunden in einen solchen Raum: Aber was ist umfassender als die Liebe? Ohne es zu wollen, kam ich dank der Heilung einer Wunde, an einen solchen Ort – oder zumindest vermute ich es (in solchen Dingen soll man vorsichtig sein!). Ich wollte eine alte Geschichte heilen, ganz im Sinne, wie ich dies jeweils beschreibe. Ich unternahm hierzu eine schamanische Reise, um so an die Ursache der Wunde zu gelangen. Auf dieser Reise gelangte ich in ein schwarzes Loch, welches gewissermassen mit „Horror“ gefüllt war. Obwohl meine spirituelle Helferin dabei war, brauchte es eine Portion Mut ihr in dieses Loch zu folgen. Die Reise durch das schwarze Loch dauerte eine Weile aber plötzlich waren wir auf der anderen Seite, irgendwo ausserhalb von allem, irgendwie am Rande des Universums. Dort begegnete ich mir selbst als Säugling. Unerwartet konnte der Säugling sprechen. Er sah zwar aus wie ein Säugling, sprach jedoch wie ein Weiser. Er zeigte mir die Erde, Planeten, Galaxien und so weiter, welche sich im Universum befanden. Konkret zeigte er auf die Erde, zu den Menschen dort und sagte mir, ich zeige dir, was Liebe ist: Ich sah Stränge von Weiss zwischen gewissen Menschen, gewisse waren gross und pulsierten, andere waren schwach, gewisse sahen aus wie intensive Wirbel, andere waren zackig oder zerfranst. Es sah aus wie die Nervenstränge in einem Gehirn oder wie die Computersimulationen von dunkler Energie im Universum (siehe unten). Diese Stränge waren auch nicht auf die Erde beschränkt, sie gingen quer durch das ganze Universum. Es gab in dieser Welt aber auch Verbindungen die starr waren, anders gefärbt und solche die versuchten die weissen Stränge zu durchschneiden um so diese Verbindungen zu trennen.

Was erkannte ich aus diesen beiden Schritten? Es gibt einen Raum ausserhalb der Liebe und von dort betrachtet, könnte Liebe „lebendig verbinden“ sein, das Gegenteil von Liebe wäre „trennen“ oder das Lebendige an der Liebe mit Starrheit blockieren.  

Diese Beobachtung deckt sich natürlich zu einem gewissen Grad mit Beziehungen auf anderen Ebenen oder Dimensionen. Auch auf der körperlichen Ebene, auf der Ebene der Aura oder auf derjenigen der Seele können wir uns lebendig oder starr verbinden. Dies würde aber den Verbindungen im Raum der Liebe nicht widersprechen, denn die Verbindungen auf diesen Ebenen sind gewissermassen Projektionen von den höheren Ebenen oder Dimensionen, oder anders gesagt, sie sind Teilaspekte davon. Ich denke aber, wenn man die Dinge aus der höchstmöglichsten Ebene betrachtet, dann sieht man sie am vollständigsten und ehrlichsten. Dies sehen wir ja schon bei anderen Ebenen: Nur weil ein Paar sich körperlich gut versteht, heisst noch lange nicht, dass sie sich seelisch nahe sind. Wie es um die beiden steht, sehen wir also ehrlicher, wenn wir das Paar aus der Ebene der Seele betrachten. Und wie es um ihre seelische Verbindung steht, sehen wir wiederum ehrlicher, wenn wir die Beiden aus der Perspektive der Liebe betrachten, und – das ist hier das Neue – wir sehen ehrlicher, wie es um ihre Liebe steht, wenn wir diese aus einer noch erweiterten Perspektive anschauen.

Und soweit bin ich nun. Ich denke ich habe einen Blick von „ausserhalb“ des Raumes der Liebe „zurück“ in die Liebe gehabt. Von dieser Perspektive aus kann man die Formen der Liebe und die Dynamik in diesem Raum beobachten. Und das werde ich nun weiter erkunden. Komme ich damit weiter, werde ich in diesem Blog darüber berichten.

 

(Quelle: Deus)





[1] Es ginge auch, wenn ich die Zeit als weitere Dimension hinzufüge, dann könnte ich gewissermassen um das Dreieck herumreisen und seine Form so erfassen – aber auch das bedingt eine weitere Dimension.

Donnerstag, 3. September 2015

Haben wir einen freien Willen?


Der Schamane entscheidet mit dem Herz. Dies - so würde man auf Anhieb sagen – bedingt, dass wir über einen freien Willen verfügen, sprich, dass wir die Wahl haben, mit dem Herzen zu entscheiden oder auch nicht. Haben wir uns einmal für das Herz entschieden, dann ist die Sache so oder so unklar: Was ist es genau, was unserem Herzen den Impuls gibt? Wer sagt, was unser Weg ist? Sind wir unser Herz oder ist es sonst etwas? Was geschieht, wenn wir im Sinne von mehr Liebe entschieden? Wer weiss das so genau? Der Herzentscheid selbst hat deshalb wohl wenig mit freiem Willen zu tun. Aber wie ist der Schritt vorher? Haben wir wirklich die Wahl, mit dem Herzen zu entscheiden oder nicht?
Landläufig sind wir durchaus der Meinung wir hätten einen freien Willen. Wir sind uns sicher, dass es ein Ich gibt, welches sich aus freien Stücken entscheidet, egal ob das eine wichtige Entscheidung ist, zum Beispiel die Wahl eines Lebensgefährten, oder eine unbedeutendere, wie zum Beispiel ob wir diese oder die andere Frucht im Lebensmittelgeschäft kaufen. Der freie Wille wird kaum in Frage gestellt.
Dieser freie Willen lehnen wir hingegen in der Regel bei den meisten anderen Lebewesen ab. Insekten, Bakterien, Pflanzen und alle anderen Lebewesen verfügen über einen Instinkt, so finden wir. Ihr Verhalten würde sich nach komplexen aber vorbestimmten Abläufen richten, ganz analog zu Computerprogrammen. Die anderen Lebewesen reagieren auf eine vordefinierte Art und Weise, je nachdem welche äusseren Reize auf sie einwirken. Wir Menschen sind aber anders: Wir haben Sprache, Kultur, Pläne, Konzepte und so weiter. Und dies geht ohne freien Willen nicht. Andere Lebewesen hätten keine solchen Errungenschaften, deshalb auch keinen freien Willen.
Vergleichen wir aber versuchsweise Menschen und Ameisen und zwar von einem Blickwinkel von weit aussen – so als seien wir selbst keine Menschen, sondern neutrale Beobachter. Aus dieser Warte sehe ich keine grundsätzlichen Unterschiede: Beide leben in komplexen Sozialsystemen mit einer Sprache (bei uns auf akustischer, bei den Ameisen auf chemischer Basis), einer Arbeitsteilung, Ritualen, Plänen, Verkehrswegen mit Regeln, Landwirtschaft und so weiter. Sogar betreffend Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wir gleich: Sowohl Menschen wie Ameisen können ihre Umgebung soweit zerstören, dass sie ihre eigene Lebensgrundlage vernichten. Die Mechanismen mögen zum Teil unterschiedlich sein, doch ist das Resultat im Kern sehr ähnlich. Haben nun Ameisen und Menschen beide einen freien Willen, oder haben beide keinen? Ameisen sind ein offensichtliches Beispiel der Ähnlichkeit zwischen Mensch und anderen Lebewesen, doch findet man problemlos weitere Beispiele: So kommunizieren etwa Bäume miteinander um sich vor einem Insektenbefall zu warnen.
Rein vom vergleichenden Beobachten her, ist es also kaum möglich herauszufinden, wer nun einen freien Willen hat und wer nicht. Ich erkenne keine Grenze. Im Prinzip hat alles einen freien Willen oder nichts. Zudem erkenne ich an uns Menschen nichts, dass nicht auch mit komplexen Programmen erklärt werden könnte. In anderen Worten sehe ich keinen Weg zu beweisen, dass wir einen freien Willen hätten. Noch sehe ich eine Möglichkeit, das Gegenteil zu beweisen. Diese Frage bleibt meines Erachtens ungeklärt – nicht nur beim Herzentscheid, auch vorher.
Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass wir diese Frage nicht klären können. Wieso? Erstens gibt es uns eine gewisse Bescheidenheit – wir sind nicht anders als alle anderen Lebewesen. Zweitens beobachten wir unser eigenes Verhalten wachsamer und bewusster, wenn wir uns immer wieder die Frage stellen, ob wir nun aus eigenen Stücken entschieden haben oder nicht. Drittens könnte es so sein, dass alles sowieso nach einem anderen, uns unbekannten Mechanismus abläuft und so werden wir ständig daran erinnert, dass die Dinge meist anders sind, als wir denken.
Bleiben wir kurz beim letzten Gedanken: Wenn wir sagen, die Dinge sind anders, als wir denken, ist es sogar möglich, dass „freier Wille“ und „kein freier Wille“ beides Projektionen von etwas Umfassenderem sind, das wir nicht kennen oder erfassen können. Gewissermassen sieht etwas von der einen Seite her als freier Wille aus, von der anderen hingegen nicht. Aber beide sind nicht wirklich das Vollständige. Dieses bleibt unbekannt.
Was wäre nun ein konkreter Umgang mit dieser Unklarheit. Ich schlage vor, die Dinge immer aus beiden Perspektiven anzuschauen. Wie sieht etwas aus, wenn wir davon ausgehen, wir hätten einen freien Willen und wie sieht es aus, wenn wir keinen hätten. Hat jemand etwa ein Verbrechen begangen, dann betrachten wir die Situation, als hätte dieser einen freien Willen gehabt (er ist schuld…) und auch so als hätte er keinen freien Willen gehabt (es sind die Umstände, die ein Programm bei ihm auslösen…). Und wir entscheiden erst dann mit dem Herzen, wenn wir beide Perspektiven wahrgenommen haben. Für die praktische Anwendung des Schamanismus ändert sich in diesem Sinne nichts – wir entscheiden nach wie vor mit dem Herzen – weil wir aber weitere Perspektiven wahrnehmen, bestehen mehr Möglichkeiten und so kann das Herz eher den richtigen Weg finden.
Und vielleicht, wenn dies gar nicht so ist und wir tatsächlich in unserer üblichen Wahrnehmung keinen freien Willen haben, so hat es diesen vielleicht doch irgendwo – sonst hätten wir wohl diese Idee nicht. Um ihn jedoch zu finden, müssen wir aber vermutlich zuerst anerkennen, dass wir keinen haben, denn die Illusion des freien Willens, verhindert vermutlich genau, dass wir den eigentlichen freien Willen finden. Diesen zu suchen (ob er dann existiert oder nicht) kann schon deshalb eine lohnende Aufgabe sein, weil wir dann die Welt ganz anders zu betrachten beginnen. Und wo könnte dieser freie Wille sein? Vielleicht in einem Raum beziehungsweise einer Dimension, die noch umfassender ist, als das Herz oder die Liebe.
Wie auch immer – es gibt noch ganz viel zu entdecken.
 


Haben Ameisen einen freien Willen? (Quelle: http://wall.alphacoders.com)