Glaubenssätze verändern unsere Wahrnehmung. Wie komme ich darauf? Hier eine Entdeckungsreise:
Immer wieder werde ich von Zeckenbissen geplagt. Schon dreimal habe ich Antibiotika wegen einer zeckenübertragenen Borreliose genommen. Jeder Zeckenbiss stresst mich erneut, immer mit der Angst einer weiteren Borreliose. Warum beissen mich die Zecken so häufig? Was kann ich daraus lernen? Ich beschloss, dieses Thema im Kraftortsystem Windisch anzugehen.
In diesem Kraftortsystem befinden sich besondere Orte der ganzen Schweiz, Süddeutschlands und dem Osten Frankreichs auf mehr oder weniger geraden Linien, welche im Amphitheater von Windisch zusammentreffen. Nach meiner Beobachtung hat jede dieser Linien ein Thema, mit dem man sich auf dem Weg ins eigene Zentrum befassen kann, welches sich symbolisch im Amphitheater befindet. Einzelne Themen sind dabei wie Farben, die sich in der Mitte zu Weiss verbinden. Die Kelten nannten den Ort «Vindo», keltisch für «weiss», die Römer «Vindonissa», was zum heutigen «Windisch» führte. Vermutlich hatten die Kelten an der Stelle des heutigen Amphitheaters einen alten Kultort.
Nach meiner Empfindung hat eine dieser Linien die Qualität „Wahrnehmung“. Dieses Thema ist vielfältig: Man muss einerseits die Optionen, die uns auf einem eigenen Weg zur Verfügung stehen, wahrnehmen. Schamanen gehen sogar so weit, nach relevanten Zeichen zu pirschen, mit der gleichen Haltung, wie ein Jäger seine Beute pirscht. Wir können aber auch selbst das Opfer von «Jägern» werden, welche uns pirschen, befallen und in der Extremform sogar parasitieren. Eine Zecke ist ein solcher Parasit und passt deshalb in dieser Eigenschaft durchaus auf die Linie «Wahrnehmung». Zudem übertragen Zecken Krankheiten. Die entsprechenden Bakterien oder Viren parasitieren die Zecke und benutzen dann deren Wahrnehmung, um wiederum tierische oder menschliche Wirte zu befallen. Sicher kann ich deshalb auf dieser Linie etwas darüber lernen, wieso mich immer wieder Zecken befallen.
Diese Linie geht nun entweder vom Mont Tendre, einem pyramidenförmigen Berg im Jura über Schinznach Bad und der Habsburg zum Amphitheater in Windisch oder vom Mormont südlich von Yverdon über den Mont Vully dann wieder Schinznach Bad und Habsburg nach Windisch. Wenige Meter Unterschied im Kraftortsystem in der Nähe von Windisch führen schon zu kilometerweiten Abweichungen weiter weg – deshalb noch diese Unklarheit. Aber diese Unklarheit (oder vielleicht ist es sogar eine tatsächliche Doppellinie) zeigt eventuell gerade den Unterschied zwischen dem Pirschen für den eigenen Weg und der Gefahr von anderen gejagt oder parasitiert zu werden.
Hier geht es um Zecken, weshalb mich Parasitismus interessiert, und ich folge deshalb der Linie vom Mormont her. Die Schlussfolgerung nehme ich Vorweg: Glaubenssätze verändern die Wahrnehmung. Glaubenssätze gelangen wiederum wegen einer Verwundung in uns. Heilen können wir uns hauptsächlich dadurch, dass wir dieser Tatsache ins Auge schauen. Anders ausgedrückt: Die Wahrheit über die Welt rund um uns herum macht uns frei. Hier einige Erlebnisse und Beobachtungen auf dem Weg vom Mormont zum Amphitheater, welche diese Schlussfolgerung unterstützen oder symbolisch darstellen:
Der Mormont war wohl einer der wichtigsten Kultplätze der Kelten in der Schweiz. Auf diesem Hügel zwischen den Dörfern Éclépens und La Sarraz grub dieses Volk tiefe Schächte. Darin fand man Opfergaben sowie menschliche und tierische Skelette. Dies erinnert an eine Zecke, welche einen Menschen sticht und Bakterien und Viren überträgt. Die Kelten waren vermutlich durch einen (uns unbekannten) Glaubenssatz motiviert, und die Opfergaben hatten wohl den Zweck, diesen zu unterstützen. Sie konnten so ihr Weltbild buchstäblich zementieren. Interessant deshalb, dass diese Schächte just von der Zementindustrie entdeckt wurden, welche den Berg nun als Kalksteinmine abbauen, auch eine parasitische Handlung. Eine Zeitlang wurde dagegen protestiert, weil dabei nicht nur der keltische Kultplatz zerstört wird, sondern auch ein bedeutender botanischer Standort.
Etwas weiter im Kraftort Richtung Windisch befand sich auf dem Mont Vully ein keltisches Oppidum. Als ich einmal da war, landeten einige Militärhelikopter aus denen Soldaten mit Hunden stiegen. Es ging offenbar darum, den Hunden die Angst vor den Helikoptern weg zu trainieren. Symbolisch waren die Helikopter wie Zecken und die Menschen mit ihren Hunden die Bakterien oder Viren. Hier wurde den Hunden ein Glaubenssatz mitgegeben, dass sie keine Angst vor Helikoptern haben und den Befehlen auch unter diesen Umständen folgen sollten. Die Hunde werden ihrerseits für ihre geruchliche Wahrnehmung eingesetzt. Zusätzlich hat es auf dem Mont Vully einen riesigen Findling mit einer Gedenktafel für Louis Agassiz. Dieser Naturforscher ist aber mittlerweile wegen seinen Glaubenssätzen zur Entstehung menschlicher Rassen in Verruf geraten. Weil Schwarze in der Evolution separat entstanden seien, sei es gerechtfertigt – so fand Agassiz – dass man sie als minderwertig Menschen behandelt. Seine Glaubenssätze veränderten damit seine Wahrnehmung über Rassen.
Wieder ein Stück näher zu Windisch wird in Schinznach Bad die Thermalanlage und das Reha- Zentrum von zwei Golfplätzen umringt. Überall stehen Schilder, die darauf hinweisen, sich vor fliegenden Golfbällen zu schützen. Man muss also hier mit einer erhöhten Aufmerksamkeit spazieren. Gleichzeitig fordert das Thermalbad dazu auf, sich zu reinigen, das Thermalwasser kommt jedoch aus einer gebohrten Quelle, ganz analog wie eine Zecke das Blut anbohrt. Ganz hart ausgedrückt baden wir dort im Blut der Erde. Wir sind also alle genauso wie Zecken. Die Erkenntnis in Schinznach Bad: Nicht nur können andere uns mit Golfbällen treffen, wir sind selbst auch Täter. Hier können wir den Glaubenssatz «Ich bin ein Opfer» erkennen und gleichzeitig die erhöhte Aufmerksamkeit trainieren, die es benötigt, um Parasiten zu vermeiden.
Gemäss Legende wurde das Schloss Habsburg – wir sind nun wieder etwas weiter auf der Linie – von Radbot gegründet, weil er an dieser Stelle einen entflohenen Habicht wieder fand, den er für die Jagd benötigte. Die Habsburger «jagten» dann in den folgenden Jahrhunderten ein ganzes Weltreich zusammen. Das Thema Wahrnehmung findet man aber auch sonst: Früher stand etwa an der Stelle ein römischer Wachturm und heute kann man 3D-Brillen anziehen und mit einer veränderten Wahrnehmung die damalige Burg erleben.
Die Gemeine Habsburg zeigt selbst parasitische Züge: Mit einem der niedrigsten Steuerfüsse der Region lockt sie reiche Menschen an, die wiederum einen noch tieferen Steuersatz ermöglichen. Die teuren Aktivitäten einer Gemeinde, wie etwa die Unterstützung von Sozialfällen, werden an die Nachbargemeinden abgewälzt. Dies ist nicht nur Parasitismus, sondern unterstützt auch weiterverbreitete Glaubenssätze wie: «Steuerwettbewerb ist in Ordnung» oder «Man soll bei seinen Entscheidungen die Finanzen optimieren».
Etwas weiter im Wald Richtung Windisch liegt ein Hochsitz für Jäger mit Blick auf ein Schlammbad für Wildsäue mitsamt einem Salzstein. Hier werden die Tiere geködert und in eine Falle gelockt, damit sie dann leicht gejagt werden können. Viele unserer Glaubenssätze beinhalten vermeintliche Belohnungen, oft materieller Art wie «Harte Arbeit wird belohnt». Nicht gesagt wird, dass wir damit anfällig für Angriffe werden. Wenn wir unseren Weg pirschen, müssen wir darauf achten, ob etwas ein Köder sein könnte, welcher uns in eine Falle lockt. Neben finanziellen Vorteilen locken Köder wie Status, Komfort oder Sicherheit, welche von Glaubenssätzen wie «Hoher Status führt zu Respekt, Beziehungen und materiellem Wohlstand» oder «Lieber auf Nummer sicher gehen» unterstützt werden.
Kürzlich, auf einem Spaziergang von Schinznach Bad bis ins Amphitheater von Windisch, regnete es fast auf der ganzen Strecke. Doch im Amphitheater schien unerwartet die Sonne. Ich interpretierte: Kann ich meine Glaubenssätze identifizieren und erkenne ich, wie sie meine Wahrnehmung verändern und mich täuschen, wenn ich Köder erkenne und wachsam bin gegenüber Angriffen, dann wird es hell: Ich sehe viel deutlicher, wie die Dinge wirklich sind. Dadurch kann ich meinen eigenen Weg besser erkennen, denn ich sehe die Welt nicht nur realistischer, sondern erkenne auch meine Optionen klarer. Nur dann kann ich wirklich von Herzen entscheiden.
Was Zecken uns nicht alles lehren können!
Militärhelikopter auf dem Mont Vulley, Soldat mit Hund