Ich bin zurück von
einer Reise in die spanische Extremadura, einer Gegend mit absolut wunderbaren
und intakten Landschaften, die noch kaum von menschlicher Hand zerstört worden
sind. Ich konnte auf alten, mit Steinen verlegten und oft aus der Römerzeit
stammenden Wegen durch Oliven-, Orangen-, Feigen- oder Granatapfelhainen auf
Berge oder Hügelzüge wandern und von dort in riesige Weiten sehen. Ich spürte,
wie sich dabei meine Aura und meine Seele sehr weit, über ganze Ebenen hinweg,
ausbreiteten und wie ich dadurch eine ganz andere Verbundenheit mit der Erde und
überhaupt mit allem spürte. Oder ich konnte an Orten übernachten, an denen es
keine menschlichen Geräusche gab, keine künstlichen Lichter und hier dehnten
sich Aura und Seele gar bis zu den Sternen aus.
Die Rückkehr war
entsprechend hart und mit dieser noch ausgedehnten Aura und Seele spürte ich
dann den Schmerz und die Wunden in den Städten und Landschaften. Und das oft
auf grosse Distanzen. Dieses Spüren betraf nicht nur Aura und Seele sondern
auch die Sinnesorgane wie das Gehör oder den Geruch, welche beide viel
empfindlicher geworden waren als sonst. Es war zu viel. Ich musste mich wieder
zurücknehmen, meine Seele und Aura zusammenziehen und damit Teil der
Verbundenheit wieder einschränken. Ich konnte nicht alles erfassen, verdauen –
der Schmerz wäre sonst zu stark gewesen. Solche Erlebnisse bergen immer Erkenntnisse.
Welche waren sie in diesem Fall?
Erstens, solche Landschaften
zu erhalten ist wichtig, sehr wichtig sogar. Dank ihnen können wir unser
Potential an Verbundenheit erkennen, sie zeigen uns wie sich die weite
Ausdehnung der Aura und der Seele anfühlt, und sie vermitteln uns Menschen die
Verbundenheit bis zu den Sternen.
Dank dieser
Verbundenheit können wir wiederum verstehen, wie wir in die Gesamtheit passen.
Wir können so auch Dinge wahrnehmen, von denen wir vorher keine Ahnung hatten.
Wir erweitern unser Bewusstsein, erkennen gänzlich neue Aspekte und können so
auch unser Weg besser finden, denn es stehen uns Möglichkeiten offen, die uns
vorher gar nicht bewusst waren. Dies ist
in unserer modernen Welt besonders wichtig, in der alles immer mehr von einem ganz
bestimmten und limitiertem Bewusstsein beherrscht wird. Kurz, diese
Landschaften ermöglichen ein deutlich erweitertes Bewusstsein, welches wiederum
Lösungsansätze erlaubt, welche sonst gar nicht zur Auswahl kämen. Solcherart
intakte Landschaften und die Verbundenheit, welche sie ermöglichen, können deshalb
einen riesigen Beitrag zur Lösung unserer gegenwärtigen Probleme leisten, seien
dies unsere persönlichen Anliegen oder Themen der Welt.
Doch sind genau diese
Landschaften immer mehr bedroht. Interessanterweise zum Teil sogar durch
Massnahmen, welche von vielen als Teil der Lösung der weltweiten Problemen angesehen
werden, so etwa durch Windturbinen als Quelle von nachhaltiger Energie.
Windturbinen sind riesig, bewegen sich und zudem blinken sie in der Nacht. Sie
werden an prominenten und gut sichtbaren Stellen aufgestellt. Nur wenige davon
können das Landschaftsbild bereits derart zerstören, dass diese weite
Verbundenheit nicht mehr möglich ist. Ich spreche hier aus Erfahrung – ich bin
schon an vielen anderen Orten in Spanien gereist, wo solche Turbinen bereits
aufgestellt wurden. Der Effekt auf die Landschaft ist verheerend. Aber alle
anderen Elemente, welche das Landschaftsbild zerstören sind natürlich auch
problematisch, so etwa Hochspannungsleitungen, Fernsehtürme oder unpassende
Architektur.
(Auf Bilder von
zerstörten Landschaften habe ich verzichtet, um ihnen keine Aufmerksamkeit zu
schenken.)
Zweitens zerstören
diese Elemente nicht nur die Landschaft, sondern sie ziehen zusätzlich
seelische Energie auf sich selbst, welche von denjenigen stammt, welche ihnen
Aufmerksamkeit schenken. Lenkt also etwa eine Windturbine Aufmerksamkeit auf
sich, so entzieht sie seelische Energie von den Betrachtern, welche dann den
Kraftwerkbetreibern und den Nutzern der elektrischen Energie zugute kommt. Wer
also Strom aus Windturbinen verwendet, gewinnt parasitisch Energie von
denjenigen Menschen, welche Aufmerksamkeit auf die Windturbinen richten. Ich
habe bewusst dieses Beispiel gewählt, weil Windenergie als nachhaltig
deklariert und folglich als „gut“ dargestellt wird. Wie bei vielem anderen,
wird aber hier nicht das Ganze betrachtet, sondern nur die Effekte in der
materiellen Welt.
Die parasitischen
seelischen Energieflüsse gelten natürlich auch für alle anderen, die Landschaft
beeinträchtigende Elemente. Bei Hochspannungsleitungen haben ebenfalls die
Nutzer der Elektrizität sowie die Betreiber einen seelischen Energiegewinn, bei
unpassender Architektur die Architekten und die Bewohner der Liegenschaften und
so weiter.
Wie gehen wir mit
diesen beiden Effekten um? Erstens: Wir müssen Wege finden, wie wir selbst die
Verbundenheit mit allem erlangen können, auch wenn die Landschaft zerstört ist.
Statt über die Weite, müssen wir lernen über das Nahe, Kleine oder gar Unscheinbare
diese Verbundenheit zu erfahren. Statt also in die Landschaft zu schauen,
betrachten wir einen Stein, ein Blatt oder ein Grashalm. Oder wir gehen noch
weiter, schliessen die Augen und betrachten in einer Meditation nur noch das
Innere. Wir schauen also gewissermassen in die andere Richtung und werden dort
wohl am Ende gleich weit sehen können. Genauso wie die Dinge unendlich gross
sein können, können auch unendlich klein sein.
Dies geht jedoch nur,
wenn es uns gelingt, unsere Aufmerksamkeit vollständig auf dieses Nahe zu
richten, so dass wir dabei nicht von den störenden Elementen der Weiten
abgelenkt sind. Was mit der Weite einfach und fast geschenkt ist (sofern dort
keine Störung auftritt), müssen wir mit dem Nahen oft zuerst lernen. Doch
gelingt uns dies, gewinnen wir an Freiheit, an Unabhängigkeit von den
zerstörerischen Elementen. Angesagt ist also Üben; Üben die Aufmerksamkeit
vollständig auf etwas und nur auf dieses zu richten und sonst auf nichts.
Daneben - und das ist
bei all diesen Themen immer das gleiche Vorgehen - geht es darum, bei allem,
was uns stört, unsere Wunden zu suchen und zu heilen. Bei den zerstörerischen
Elementen der Landschaft erkennen wir beispielsweise, wie es anderen gelingt
unsere Verbundenheit zu parasitieren.
Selbstverständlich ist
es nicht falsch, mitunter auch intakte Landschaften aufzusuchen, um dort die
Verbundenheit in der Weite zu erleben. Und bieten sich Gelegenheiten, intakte
Landschaften zu schützen, dann nehmen wir diese wahr.
Statt auf die Weiten zu schauen, müssen wir allenfalls vermehrt das Nahe
wahrnehmen. Alle Fotos: Jakob